Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet
Hosen diesmal aus schwarzem Leder, und das Hemd schimmerte in einer Weise grün, dass es das Licht zu fangen und dann wieder zurückzuwerfen schien. Angst erfasste mich, während ich mich aufsetzte. »Rhyzkahl! Das ist wieder ein Traum, oder?«
Er lächelte strahlend. »Du weißt es nicht?« Er kam noch näher, sank dann in einer fließenden Bewegung auf ein Knie und strich mir mit der Rückseite eines Fingers über die Wange. Ein heißer Schauer durchfuhr mich. »Fühle ich mich wie ein Traum an?«
Ich rang nach Atem. »Du … du hast dich auch das letzte Mal ganz real angefühlt, aber das war nur ein Traum.«
Seine Augen funkelten amüsiert. »War es das? Vielleicht war das die Realität und alles danach ein Traum.« Er beugte sich zu mir herunter und atmete gegen meinen Hals. »Die Grenze verschwimmt, nicht wahr?«
Ich zog mich zurück. »Verarsch mich nicht so«, schimpfte ich. »Ich habe dich nicht beschworen, also muss es ein Traum sein. Du bist nicht wirklich hier.«
»Ist das wichtig, ob ich hier bin oder nicht?« Seine Stimme war leise und seidig. »Du kannst meine Berührungen doch trotzdem genießen.«
»Genuss ist nicht alles.«
Er setzte sich langsam auf und betrachtete mich. »Ein Leben ohne Genuss wäre schwer zu ertragen.«
Ich musste lächeln. »Sehr wahr. Vielleicht hätte ich sagen sollen, dass Lust nicht alles ist.«
Er neigte zustimmend den Kopf. »Es gibt unendliche Vergnügungen in dieser Existenz.« Mit einem Finger zeichnete er die Linie meines Kinns nach. »Ich würde sie gern oft mit dir teilen, wenn du es mir erlaubst.«
Ich atmete vorsichtig ein. »Wenn ich dich zu mir rufe.«
»Ja, in diesem Traumzustand kann man nicht viel tun.«
Aber ich wusste nun, was ein solcher Ruf nach sich zog. Ich versuchte, schnell das Thema zu wechseln, bevor er mich noch weiter in die Ecke drängte. »Es gibt da übrigens etwas, wobei du mir helfen könntest.«
Er hob eine seiner perfekten Augenbrauen. »Sprich.«
Mir war plötzlich schwindelig. »Ich wollte heute Abend jemanden beschwören – einen Dämon der unteren Ebenen. Aber da das nicht geklappt hat, könntest du mir vielleicht dein Wissen zur Verfügung stellen?«
Er lachte. »Ich weiß viel, meine liebste Kara. Was möchtest du denn gern erfahren?«
»Ich habe heute auf einer Leiche ein paar Runen gesehen. Kannst du mir sagen, was sie bedeuten?« Ich betrachtete ihn aufmerksam.
Er hockte elegant neben meinem Bett, ein Knie angezogen, den Arm lässig quer darübergelegt. »Ich bin bereits fasziniert, Liebes. Erzähl mir mehr.«
Ich beugte mich vor. »Sie befinden sich auf der Leiche einer jungen Frau. Sie ist gefoltert und ermordet worden, und ich konnte arkanische Spuren erkennen, die jemand zurückgelassen hat.«
Tadelnd schnalzte Rhyzkahl mit der Zunge und schüttelte den Kopf. »So eine Schande.«
Ich sah ihn scharf an, irritiert von dem Ton in seiner Stimme. Sein Gesichtsausdruck zeigte angemessenes Mitgefühl, aber in seiner Stimme war davon nichts zu hören. »Ja. Das ist es«, erwiderte ich nach einigen Augenblicken. »Sie ist einen qualvollen Tod gestorben, und ich versuche herauszufinden, wer ihr das angetan hat. Würdest du also für mich einen Blick auf diese Runen werfen?«
Seine blauen Augen glitzerten. »Natürlich, Liebes. Lauf und hol sie mir.«
Ich sprang auf und rannte auch schon zu meinem Notizbuch, bevor ich überhaupt bemerkte, dass ich in Bewegung war. Ich schnappte das Buch vom Tisch, obwohl ich kurz daran dachte, dass ich vielleicht nicht in der Lage sein würde zu lesen, wenn ich wirklich nur träumte. Und würde ich mich überhaupt daran erinnern, was er mir sagte? Die Sache wurde langsam kompliziert.
Ich kehrte zu ihm zurück und schlug das Notizbuch an der Stelle auf, wo ich die Runen hineingezeichnet hatte, dann gab ich es ihm. Er erhob sich, sah hinunter auf das Notizbuch und fuhr mit den Fingerspitzen leicht über die Seiten. Ich sah zu, atemlos, als er die Hand hob und eine der Runen herauszog. Von rotem Licht umzuckt drehte sie sich langsam über seiner Handfläche. Seine Miene war nicht mehr amüsiert oder selbstzufrieden. Er musterte die kreisende Rune mit gerunzelter Stirn und schwieg.
Nach einer halben Ewigkeit räusperte ich mich behutsam. »Rhyzkahl, kannst du mir sagen, was das ist?«
»Das kann ich«, erwiderte er, und seine Stimme klang auf einmal dunkel und gefährlich. Unwillkürlich wich ich vor ihm zurück.
»Es sind Sigillen der Kontrolle«, fuhr er fort.
»Also … äh …
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