Vom Dämon gezeichnet - Rowland, D: Vom Dämon gezeichnet
möglichen Dämonen zur Verfügung stehen. Es ist verflucht hart, einen Dämon zu beschwören, und ziemlich anstrengend, ihn für ein paar Stunden unter Kontrolle zu halten. Besonders die Dämonen der höheren Ebenen. Sie mögen es nicht besonders, gerufen zu werden.« Es war natürlich durchaus möglich, einen Dämon länger als nur ein paar Stunden zu halten, aber das war eine Fähigkeit, die ich erst noch erlernen musste.
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Wie sind Sie eigentlich zur Polizei gekommen?«
Ich legte die Hände um meinen Becher. »Meine Mom ist an Krebs gestorben, als ich acht war. Und mein Dad ist von einem Betrunkenen totgefahren worden, da war ich elf. Deswegen hat meine Tante mich aufgezogen.« Es war besser, nicht zu erwähnen, dass auch meine Tante eine Beschwörerin war. Ryan konnte das selbst herausfinden. »Ich habe mich dann zu einem ziemlichen Wildfang entwickelt – habe mich wirklich ausgelebt und all das Zeug. Aber irgendwie habe ich es geschafft, die Highschool mit einem ganz guten Durchschnitt abzuschließen.« Ich kannte ihn nicht gut genug, um ihm zu erzählen, dass ich beinahe mein Leben mit Drogen zerstört hätte und dass die Entdeckung meiner Fähigkeit, Dämonen zu beschwören, mich vor dem Abgrund gerettet hatte.
»Als dann jedenfalls meine Zeit kam, um aufs College zu gehen«, fuhr ich fort, »hat meine Tante mir ins Gewissen geredet, wie wichtig es heutzutage und in meinem Alter sei, eine vernünftige Ausbildung zu haben. Also hab ich mich zusammengerissen und noch studiert – Kunstgeschichte.« Ich verdrehte die Augen. »Ein völlig nutzloser Abschluss. Es gibt nicht besonders viele Jobs für Kunsthistoriker, und nachdem ich ungefähr drei Monate herumgejammert hatte, dass ich nicht in der Lage war, einen vernünftigen Job zu bekommen, hatte meine Tante die Nase voll und drohte mir, mich hinauszuwerfen. Außerdem hat sie mir gesagt, ich solle mich beim Police Department von Beaulac bewerben, da man dort Leute suche.« Ich lächelte. »Es war das Beste, was sie je für mich getan hatte. Also wurde ich im reifen Alter von zweiundzwanzig Streifenpolizistin, obwohl ich glaube, meiner Tante hat eher ein sicherer Job in der Notrufzentrale vorgeschwebt.«
»Sie klingt ziemlich pragmatisch.«
Ich stieß ein Lachen aus. »Jedenfalls lässt sie sich von niemandem etwas vormachen. Fünf Jahre lang hab ich als Streifenpolizistin gearbeitet, bevor ich befördert wurde. Jetzt bin ich seit zwei Jahren Detective.«
»Und es gibt hier in der Gegend so viele Morde, dass Sie genug zu tun haben?«
»Vor dem Symbolmörder nicht wirklich. Vielleicht drei oder vier in einem schlechten Jahr. Aber wir sind klein genug, dass wir keine Detectives haben, die ausschließlich in Mordfällen ermitteln. Dies ist sogar mein erster Mordfall.« Es war mir peinlich, doch ich zeigte es nicht. »Vorher hab ich im Dezernat für Eigentumsdelikte gearbeitet.«
»Also sind Sie ungefähr zur gleichen Zeit Polizistin geworden, als auch der Symbolmörder zum ersten Mal aufgetaucht ist?«
Ich nickte. »Die erste Leiche ist einen Tag nach meinem Abschluss auf der Polizeiakademie gefunden worden. Natürlich hat man mich als Anfängerin nicht mal in die Nähe gelassen.« Ich rührte in den Resten meines Kaffees herum. »Damals hat er die Leichen in irgendwelchen gottverlassenen Gegenden abgelegt, sodass sie schon ziemlich verwest waren, wenn sie gefunden wurden. Aber vor ungefähr drei Jahren, als ich noch Streifenpolizistin war, hatte ich die Gelegenheit, an eine Fundstelle zu kommen. Die Leiche hatte erst rund zwei Wochen dort gelegen, und ich entdeckte ganz eindeutige arkanische Spuren.« Ich sah ihn an. »Und seitdem fasziniert mich der Fall.«
Ryan machte ein ernstes Gesicht. »Und Sie glauben, der Kerl bereitet sich auf eine große Beschwörung vor?« Er runzelte die Stirn und beugte sich vor. »Haben Sie nicht gesagt, Sie hielten es für möglich, dass er einen Fürsten beschwören will?«
»Ja. Das würde durchaus einen Sinn ergeben.«
Er schwieg einen Moment. »Das ist ziemlich bizarr.«
Fragend blickte ich ihn an. »Was?«
»Nun ja«, erwiderte er seltsam sanft, »die Morde sind genau zu dem Zeitpunkt regelmäßiger geworden, als ein Fürst Sie aufgesucht hat.«
Ich starrte ihn an. Das angenehme Gefühl, das ich in seiner Gegenwart entwickelt hatte, ließ rapide nach. Mein Mund war plötzlich ganz trocken. »Nein, mich hat kein Fürst aufgesucht. Er ist einfach herübergekommen, ohne
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