Vom Dämon versucht - Rowland, D: Vom Dämon versucht
dessen irgendwie absolut sicher. Ich drehte mich um und ging vor ihm den Flur entlang, während ich hoffte, dass ich nicht einfach hoffnungslos naiv war. Nur weil ich mich in seiner Gegenwart sicher fühlte, bedeutete das noch lange nicht, dass mir von ihm keine Gefahr drohte – sowohl körperlich als auch emotional.
„Ich komme jetzt endlich in die Bibliothek“, sagte ich über die Schulter. „Deswegen hab ich mir gedacht, ich lese so viel, wie ich kann.“
Ein unbehagliches Schweigen breitete sich aus, als ich meine Sachen zusammensammelte. Es schien, als wollte jeder von uns am liebsten so tun, als wären die seltsamen Dinge, die sich gestern ereignet hatten, überhaupt nicht passiert. Was mir nur recht sein sollte, aber in Bezug auf unsere Kommunikation befanden wir uns jetzt irgendwie in einem Schwebezustand.
Ich räusperte mich, weil ich die Stille durchbrechen wollte. „Ich hab mich noch gar nicht bei dir bedankt, dass du mit mir zu der Beerdigung gekommen bist. Ich … bin mir nicht sicher, ob ich das allein durchgestanden hätte.“
Er schüttelte den Kopf und wirkte für einen kurzen Moment ziemlich erschöpft. „Du bist stärker, als du glaubst.“
Ich zuckte die Achseln und griff mir den Stapel Bücher, die ich noch genauer lesen wollte. „Und was hast du jetzt vor?“ Eigentlich wollte ich ihn fragen, warum er gekommen war, warum er mich unbedingt finden wollte, aber ich fürchtete mich auch ein wenig vor der Antwort. Oder besser gesagt, ich war mir nicht sicher, ob ich für die Antwort schon bereit war. Feigling.
„Oh, nun ja …“ Ich sah, wie er fieberhaft nachdachte. „Ich dachte, ich könnte mal im Lake o’ Lard meinen Cholesterinspiegel erhöhen, und da hab ich mich gefragt, ob du auch irgendetwas möchtest. Gehört zu meinem Kara-muss-was-essen-Plan.“ Er grinste mich kurz an, aber ich spürte, wie schwer es ihm fiel.
Ich schenkte ihm das Lächeln, das er erwartete. „Können wir diesmal essen, ohne von einem Dämonenhund angegriffen zu werden?“
Er lachte. „Wie jetzt? Hat dir die Show nicht gefallen?“
Ich wollte plötzlich keine Spiele mehr spielen. Ich hielt seinen Blick fest. „Wirst du mir sagen, warum das Ding uns angegriffen hat?“
Sein Lächeln erlosch. „Ich kann es nicht … ich kann es wirklich nicht.“
„Kannst du es nicht, oder willst du es nicht?“, hakte ich nach.
„Ich kann es nicht. Ehrlich! Ich weiß es wirklich nicht.“
Ich atmete tief durch und nickte, aber ein Klopfen an der Tür verhinderte, dass ich meine nächste Frage stellte: Wieso zum Teufel bist du in der Lage, die Erinnerungen eines Menschen zu verändern?
„Hi, Leute!“ Jills muntere Stimme zwitscherte von der Veranda herein. Ryan trat hinaus in den Flur, und ich folgte ihm, während Jill durch die offene Haustür hereinkam. „Hier findet eine Party statt, und niemand hat mich eingeladen?“
Ryan grinste sie an. „Mein Gott, was haben wir uns nur dabei gedacht?“
„Ryan meint, ich sei zu dünn“, sagte ich. „Wir wollen was essen gehen. Kommst du mit?“
Ihre Augen funkelten. „Ich möchte euer Date nicht stören.“
„Es ist kein Date“, sagten wir beide wie aus einem Mund und blickten uns dann finster an. Schnell wandte ich den Blick wieder ab, weil ich tatsächlich verärgert war, dass er so schnell bereit gewesen war zu leugnen, dass man ein Essen mit mir als Date betrachten konnte. Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass ich es selbst sofort abgestritten hatte.
Jill schnaubte amüsiert. „Oooookay, das sehe ich. Klar, ich hab auch Hunger.“
Ich legte meinen Stapel Bücher auf die Veranda und kramte in meinen Taschen nach dem Schlüssel. Seltsamerweise hatte ich ein Problem damit, dass Jill sich uns anschließen würde. Zwischen Ryan und mir herrschte immer noch eine seltsame Spannung. Ich war mir einfach nicht sicher, ob wir verarbeiten konnten, was in den letzten Tagen passiert war, wenn Jill dabei war, oder ob ich jedes Mal, wenn sie ihn ansah, wie eine eifersüchtige Drittklässlerin reagieren würde. Wie wäre es, wenn ich mal damit aufhören würde, mich wie eine total unsichere Idiotin zu benehmen? Wenn er beschließt, dass er sie mehr mag als mich, dann … soll es mir recht sein. Sie sind beide meine Freunde. Damit kann ich ganz erwachsen umgehen.
Ich wünschte nur, mein Magen würde bei dem bloßen Gedanken daran nicht so ungeheuer schmerzen.
Ich zog die Eingangstür hinter mir zu und zuckte zusammen, als es gleichzeitig im Innern des Hauses
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