Vom Dämon versucht - Rowland, D: Vom Dämon versucht
nicht besonders viel Mitleid. „Niemand weiß, dass er dazu in der Lage ist. Nicht einmal das FBI . Schon gar nicht das FBI .“ Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nur, weil ich ihn schon einmal dabei beobachtet habe … als es keine andere Möglichkeit gab.“
Ich ballte die Fäuste, damit meine Hände nicht zitterten. „Wie viel weißt du über ihn?“
„Nicht genug. Bitte, Kara. Wenn wir hier Aufsehen erregen, war alles, was er getan hat, umsonst. Bitte. Fahr einfach wieder zur Arbeit.“
Er wandte sich ab und ging ebenfalls zur Tür.
Ich tat das Einzige, was mir in dem Moment einfiel. Ich ließ ihn einfach gehen.
18
Während das Restaurant in meinem Rückspiegel verschwand, umklammerte ich das Lenkrad jedes Mal noch fester, wenn das Funkgerät knackte. Ich rechnete jede Sekunde damit, die Alarmierung wegen einer Schießerei im alten Ice House zu hören, aber der Funkverkehr blieb absolut langweilig. Eine Beschwerde über einen bellenden Hund. Eine Meldung über einen Autoaufbruch. Aber absolut nichts über ein paar Dutzend Schüsse, die in einem Restaurant gefallen waren.
Eine Gänsehaut überlief mich. Die Kellnerin war von einer Minute zur anderen wieder völlig ruhig gewesen und hatte offenbar vollkommen vergessen, was passiert war. Mein Magen drehte sich um, und ich war mir nicht sicher, ob es von dem schlechten Essen kam oder von dem, was ich gerade erlebt hatte. War Ryan sich dessen bewusst, oder war es etwas, das einfach in seiner Nähe geschah? Und hatte er es jemals bei mir eingesetzt?
Auf keinen Fall würde ich ins Büro zurückkehren. Falls mich jemand fragen sollte, würde ich irgendeine Ermittlung vorschieben. Boudreaux und Pellini kommen damit schließlich auch ständig durch. Außerdem war Freitag. Die meisten Vorgesetzten waren sowieso längst zu Hause.
Boudreaux und Pellini. Ryan hatte auf der Beerdigung irgendetwas gemacht, damit sie sich nicht mehr wie Idioten benahmen. Darüber brauchte ich gar nicht weiter nachzudenken. Auf natürlichem Weg hatte sich ihr Verhalten ganz bestimmt nicht derart drastisch verändert.
Hatte er also jemals auch etwas Ähnliches bei mir getan?
Ich fuhr zum Haus meiner Tante, kümmerte mich nicht um die Wächter und parkte in der Garage. Dort war es eng, aber ich wollte einfach nicht an die große Glocke hängen, dass ich die Arbeit schwänzte. Nachdem ich den Motor abgestellt und den Knopf der Fernbedienung gedrückt hatte, damit sich das Tor wieder schloss, blieb ich noch im Wagen sitzen und lehnte meine Stirn gegen das Steuer, während ich dem Knacken des abkühlenden Motors lauschte.
Ich war vollkommen hin- und hergerissen zwischen Verwirrung und Entsetzen. Nur zu gern hätte ich Ryan einen Vertrauensvorschuss gegeben, aber das war nicht leicht. Der Zwischenfall im Restaurant warf plötzlich ein ganz neues und verstörendes Licht auf mindestens ein Dutzend anderer Dinge. Kehlirik hatte ihn einen Kiraknikahl genannt. Es war wirklich blöd, dass ich nicht die geringste Ahnung hatte, was das sein sollte, aber ich fragte mich ernsthaft, ob es irgendetwas mit dieser Fähigkeit zu tun hatte, andere Menschen dazu bringen zu können, Dinge einfach zu vergessen.
Und Rhyzkahl hat gesagt, dass Ryan gar nicht bewusst sei, wer er ist. Wenn Ryan jetzt schon die Erinnerungen von Menschen verändern kann, wozu ist er dann erst in der Lage, wenn er sich seiner Möglichkeiten bewusst wird?
Schließlich stieg ich aus dem Wagen und ging in das stille Haus. Meine Gedanken überschlugen sich. Ich hatte keine Ahnung, auf wen das Hundeding es abgesehen hatte. Vielleicht hatte es etwas mit den verschwundenen Seelen zu tun. Oder mit Rhyzkahls Interesse an mir. Oder mit keinem von beiden.
Ich holte tief Luft. Ich hatte mir jetzt genug den Kopf darüber zerbrochen, was geschehen war. Es gab noch andere Dinge, um die ich mir Sorgen machen musste. Ich fischte den Zettel aus meiner Tasche, auf dem meine Fragenliste stand. Es gab noch vieles, was ich herausfinden musste.
Zum Beispiel, was zum Teufel heute passiert ist.
In Gedanken ohrfeigte ich mich. Vergiss das erst mal. Zuerst wollte ich mich darauf konzentrieren, etwas über Kreaturen herauszufinden, die Lebensenergie aufsaugen konnten. Ich musste wissen, womit ich es zu tun hatte, dann konnte ich mir überlegen, wie es aufzuhalten war. Und danach musste ich alles über die mögliche Zusammenarbeit von Beschwörern und Dämonen herausfinden. Der Symbolmörder hatte eine Art Allianz mit einem Reyza geschlossen,
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