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Vom Ego zum Selbst: Grundlinien eines spirituellen Menschenbildes

Vom Ego zum Selbst: Grundlinien eines spirituellen Menschenbildes

Titel: Vom Ego zum Selbst: Grundlinien eines spirituellen Menschenbildes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvester Walch
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wird man davon wieder eingeholt, wenn man es zwischendurch vergisst. Möglicherweise sind noch einige Aufgaben zu erledigen, bevor man bereit ist, weiterzugehen.
    Der subtile Zentralkanal im Inneren der Wirbelsäule wird in den indischen Traditionen als »Gasse der großen Kundalini« (Sushumna) bezeichnet, durch die die angeregte göttliche Energie fließt, um auf ihrem Wege zum Scheitel feinstoffliche Zentren zu aktivieren. Wenn man daran denkt, dass das Rückenmark mit dem Gehirn und allen Nerven verbunden ist, dann gibt es gewisse Entsprechungen.
    Im Hinduismus und im tibetischen Buddhismus nennt man ätherische Knotenpunkte, die wie Transformatoren wirken, Chakren. Diese Zentren sammeln, transformieren und verteilen durchfließende Energieströme und dienen gleichzeitig als Antennen für kosmische Schwingungen. Sie scheinen eng mit dem Leib verschränkt und verbinden ihn mit den seelisch-geistigen Sphären. Erst wenn die aufsteigende Kundalini die Chakren belebt, können deren feinstoffliche Resonanzen bewusst erlebt werden. Gewöhnlich sind sie also latent oder von Spannungen überformt.
    Speziell beim Holotropen Atmen konnte ich beobachten, dass oftmals Spannungen, die von Prägungen, Stress oder unverarbeiteten Erlebnissen verursacht wurden, in körperlichen Regionen auftreten, die traditionell bestimmten Chakren zugeordnet werden. Beim Aufstieg der Kundalini werden Sperren aufgehoben, Ballast wird abgebaut und die Schwingungsfrequenz der Chakren erhöht. Das ist aber nicht alleine ein physischer Vorgang, denn den jeweiligen Chakren werden auch bestimmte Themen zugeordnet, die integriert werden müssen. Die Blockaden in den Chakren können auch als Entwicklungsschwellen betrachtet werden. Somit ist die Öffnung von Chakren gleichbedeutend mit der Verwirklichung von Bewusstseinspotenzialen.
    Das System der Chakren sollte man allerdings nicht zu eng oder dreidimensional angeordnet sehen, sondern eher als nichtlokale Entsprechungen signifikanter Durchgangsstadien begreifen. Die feinstoffliche Struktur muss nicht als solche verifiziert werden, wenn man sich hauptsächlich auf die wertvollen Hinweise konzentriert, die durch die Ausarbeitung dieser Transformationsebenen nahegebracht werden. Deshalb werde ich sie nun summarisch skizzieren und vor allem auf die zu integrierenden Themen eingehen. Ich orientiere mich dabei an den in der spirituellen Literatur – vgl. Tart (1978), Govinda (1979), Muktananda (1986), Dychtwald (1981), Greenwell (1998), Chaudhuri (1978) und Kripananda (1995) – genannten sieben Hauptchakren.
    Zunächst muss die Kundalini in ihrem latenten und manifesten Zustand gesehen werden. Alles, was hinter unseren vitalen Funktionen wie Herzschlag, Atemrhythmus oder Stoffwechsel steht, also unbewusst und unwillkürlich abläuft, wird von einem Beweger latent bewegt. Erst wenn diese Kraft bewusst wird, sich also in ihrer spirituellen Natur zu erkennen gibt, manifestiert sie sich und übernimmt auch die Regie für das seelisch-geistige Wachstum.
    In dieser Symbolik bewegt sich die Schlangenkraft, die am Fuße der Wirbelsäule schläft, nach dem Erwachen nach oben, um die Chakren zu mobilisieren. Ein Seminarteilnehmer hatte folgendes Erlebnis:
    »Ich bin vorher ruhig und leer. Nichts ist da. Ich atme. Plötzlich schießt durch mein Wurzelchakra Energie – wie wenn ein Stöpsel herausgezogen worden wäre. Diese Energie breitet sich explosionsartig im Becken aus. Mir wird ganz warm, sexuelle Gefühle gehen hindurch. Wärme fließt die Wirbelsäule hinauf. Im Halsbereich entsteht auch eine Öffnung, durch die Energie einströmt. Ich öffne den Mund ganz weit. Mein Kopf streckt sich nach hinten. Es fließt durch den Mund. Kehlige Laute, ein Würgen kommt, dann wieder Fließen. Meine Gliedmaßen fühlen sich ganz weich an, ganz geschmeidig. Ich bewege mich zur Musik geschmeidig und leicht.«
    Bei solchen Vorgängen werden Spannungsfelder abgebaut, die um diese Energieknotenpunkte herum abgelagert sind, um allmählich die volle Funktionsfähigkeit wiederherzustellen. Wenn sich die Chakren wie Blütenkelche öffnen, kann die umfassende Wirkung aber erst dann eintreten, wenn der Suchende die gestellten Aufgaben bewältigt. Ich werde gleich die gängigen körperlichen Stellen beschreiben, in deren Nähe die Chakren in Form von sich öffnenden Lotosblüten angesiedelt sind. Wenn man von einem Energieleib ausgeht, sollte man sich aber vor einer überwiegend materiellen oder räumlichen Deutung hüten. Die dort

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