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Vom Geist der Dorsai

Vom Geist der Dorsai

Titel: Vom Geist der Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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Blick. „Kennen Sie Shakespeare?“
    „Ich habe ihn vor vielen Jahren einmal gelesen.“
    „Ich kann mich nicht mehr an den genauen Wortlaut erinnern“, fuhr Amanda fort. „Aber am Ende von Macbeth, als Macbeth in der Nacht einen Schrei hört, der den Tod von Lady Macbeth signalisiert, sagt er etwa folgendes: Es gab einmal eine Zeit, da wäre ich vor Schreck erstarrt, einen Schrei in der Nacht zu vernehmen … Erinnern Sie sich? Nun, eine solche Zeit geht für uns alle vorbei, mit den Jahren. Sie werden diese Erfahrung wahrscheinlich noch einige Male machen. Und wenn es dazu kommt, werden Sie entdecken, daß Sie dadurch Ihre Furcht überwinden und eine Menge andere Dinge ebenso. Sie können mich nicht einschüchtern, und Sie können mir auch keinen Schrecken einjagen – genausowenig wie jedem anderen Bewohner des Foralie-Distrikts, der durch seinen Rang ausreichend qualifiziert ist, um mich in meiner Stellung zu ersetzen.“
    Jetzt war es an ihm, sie eine ganze Zeitlang wortlos zu mustern.
    „Na schön“, sagte er. „Ich glaube Ihnen. Wie ich bereits erwähnte, habe ich nur die Absicht, Cletus Grahame zu arrestieren und ihn zur Erde zurückzubringen.“
    „Sie besetzen einen ganzen Planeten, nur um einen Mann zu verhaften?“ fragte Amanda.
    „Bitte.“ Er hob seine lange Hand. „Ich dachte, wir würden uns offen und ehrlich miteinander unterhalten. Ich will Cletus. Hält er sich auf Dorsai auf?“
    „Nicht daß ich wüßte.“
    „Dann suche ich sein Haus auf und warte dort darauf, daß er zu mir kommt“, sagte Dow. Er warf einen kurzen Blick auf die Karte. „Foralie also – jene Heimstatt dort, die in der Nähe Ihres eigenen Hauses Fal Morgan eingezeichnet ist?“
    „Das stimmt.“
    „Dann werde ich mich jetzt dorthin begeben. Zuvor jedoch möchte ich genau wissen, was ich von der hiesigen Lage zu halten habe. Ihre kampffähigen Männer befinden sich alle auf anderen Welten. In Ordnung. Aber in dieser Stadt befinden sich jetzt nur noch Krüppel, Kranke und Alte. Wo sind all die gesunden jungen Frauen, die Jugendlichen, die für den Militärdienst noch nicht alt genug sind, all die anderen einsatzbereiten Bewohner?“
    „Sie haben die Stadt verlassen“, sagte Amanda.
    Dows schwarze Augen schienen sich noch weiter zu verfinstern.
    „Das erscheint mir ein wenig ungewöhnlich. Ich vermute, Sie wußten von unserem Kommen – zumindest zu dem Zeitpunkt, als wir uns im Orbit befanden. Es würde mich nicht überraschen, wenn es die Information über unseren Kontratransit über Dorsai war, die Sie veranlaßte, in jenem Atmosphärenspringer hierher zurückzukehren. Sie haben keine Order vorausgeschickt und damit die Kinder sowie die gesunden und einsatzfähigen Erwachsenen veranlaßt, sich zu zerstreuen und zu verbergen?“
    „Nein“, erwiderte Amanda. „Das habe ich nicht – eine solche Anweisung ist hier von niemandem erteilt worden.“
    „Dann erklären Sie mir vielleicht, warum sie alle verschwunden sind?“
    „Wollen Sie ein paar hundert Gründe hören?“ gab Amanda zurück. „Der Sommer geht zu Ende. Die Männer sind alle fort. Diese Stadt ist nur ein Versorgungs- und Verwaltungszentrum. Glauben Sie, die jungen Leute wollten hier den ganzen Tag lang herumhängen? Die hier lebenden jüngeren Frauen sind auf Besuch bei den verschiedenen Heimstätten, wo sie Freunde und Bekannte haben und wo es so etwas wie ein gesellschaftliches Leben gibt. Die Babys und kleineren Kinder sind bei ihren Müttern. Die älteren Kinder sind fort zum Gruppenexerzieren.“
    „Gruppenexerzieren?“
    „Militärische Übungen“, sagte Amanda frei heraus und mit bitterem Sarkasmus. „Auch als ‚Kriechen und Krabbeln’ bekannt. Dies ist eine Welt, auf der man überwiegend den Beruf des Söldners ergreift, sobald man erwachsen wird. Es handelt sich hierbei somit um unsere ureigenste Art von Schulausflügen. Es ist eine gute Übung; die jungen Leute erhalten eine Beurteilungsgutschrift dafür, wenn sie in ein paar Wochen zur Schule zurückkehren, und sie haben dadurch die Möglichkeit, der Aufsicht von Erwachsenen zu entgehen und in den Zeltlagern selbst Verantwortung zu übernehmen.“
    Dow runzelte die Stirn.
    „Es gibt keine Aufsicht von Erwachsenen?“
    „Keine, die der Rede wert wäre“, antwortete Amanda. „Jeder Gruppe ist ein Erwachsener zugeordnet, ein sogenannter ‚Alter’ oder ‚Greis’ – für den Fall, daß es zu irgendwelchen Unfällen kommt. Ansonsten aber trifft jede Gruppe ihre eigene

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