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Vom Geist der Dorsai

Vom Geist der Dorsai

Titel: Vom Geist der Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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gnä’ Frau.“
    „Das bin ich“, erwiderte Amanda.
    Sie nahm das Gewehr in Empfang. Dann schaltete sie den Motor des Gleiters ein und schwebte zwischen den Bäumen davon.
    Sie lenkte ihr Fahrzeug dem flußabwärts gelegenen Teil der Stadt zu. Unterwegs klang plötzlich das dumpfe Pochen der wieder anlaufenden Maschinen des Manufakturats an ihre Ohren. Sie lächelte, wurde sich jedoch mit einemmal der feuchten Kühle in ihrem Gesicht bewußt. Schweiß, sagte sie sich. Und das in deinem Alter? In Gedanken verspottete sie sich selbst. Wo war der Sinn all jener Bemerkungen im Hinblick auf überwundene Furcht geblieben, die sie deCastries gegenüber gemacht hatte?
    Sie glitt durch die Stadt, bog dann in die Uferstraße ein und kam am Depot vorbei. Im Innern des Manufakturats herrschte lärmende Betriebsamkeit. Außerhalb des Gebäudes war nicht eine Koalitionsuniform zu erblicken, und die Seite, die sie nun passierte, wies keine Fenster auf. Sie hielt kurz an, um zu dem Gebüsch zu gehen und ihre Ergschleuder wieder an sich zu nehmen, die sie dort an einem Zweig deponiert hatte. Dann stieg sie erneut in ihren Gleiter und lenkte ihn den Hang hinauf, von der Stadt fort.
    Ihre Gedanken rasten. Dow hatte angekündigt, daß er sich noch an diesem Nachmittag auf den Weg nach Foralie-Heimstatt machen wollte. Das bedeutete, daß Amanda sofort dorthin fliegen mußte, um vor ihm da zu sein. Sie hatte gehofft, bis zum Abend warten und dann vielleicht sogar dort übernachten zu können, um zu sehen, wie es Betta ging. Nun sah es so aus, als könnte sie sich höchstens eine Stunde dort aufhalten. Und was fast noch wichtiger war: Vor oder unmittelbar nach ihrem Besuch in Foralie-Heimstatt mußte sie sich mit der Gruppe in Verbindung setzen, die in dem Gebiet Stellung bezogen hatte, durch das Dow und seine Eskorte kommen würden.
    Wer war der Alte jenes Teams? Dieser Tag war bisher so ereignisreich gewesen, daß sie einen Augenblick lang konzentriert überlegen mußte, bevor ihr der Name einfiel – Ramon Dye. Gut. Ramon war einer der Besten unter den Alten – und so stark wie ein Stier, sah man von der Tatsache ab, daß er keine Beine mehr hatte.
    Sie war tief in Gedanken versunken und jagte den Gleiter mit Höchstgeschwindigkeit dahin. Mit ihrer gegenwärtigen verschwenderischen Handhabung dieses Fahrzeugs verbrauchte sie den durchschnittlichen Monatsbedarf an Energie in wenigen Tagen. Aber es gab eine Zeit zum Sparen und eine andere zum Ausgeben. Es standen ihr zwei Möglichkeiten offen, doch die Entscheidung mußte zugunsten der ersten fallen: zunächst Ramons Gruppe zu verständigen und dann Foralie aufzusuchen. Ramons Team mußte Eilkuriere zu den anderen Gruppen schicken – selbst optische Signale mochten zu riskant sein, da die Koalitionstruppen in Foraliestadt wahrscheinlich mit den neuesten Überwachungsgerätschaften ausgerüstet waren. Je mehr Zeit sie den Kurieren geben konnte, desto besser.
    Dows Entschlossenheit, Patrouillen auszusenden und sofort Foralie aufzusuchen, war wirklich Pech. Doppeltes Pech. Patrouillen auf Streife, das bedeutete, daß ein Teil der Truppen sich ständig außerhalb des allgemeinen Stadtbereichs aufhielt. Es wäre viel besser gewesen, sie alle in ihrem Lager konzentriert vorzufinden. Es bedeutete darüber hinaus, daß die Gruppen es früher oder später mit einer der Patrouillen aufnehmen mußten – und obwohl man sich einerseits diesem Problem stellen mußte, wenn es sich ergab, so handelte es sich andererseits doch um etwas, das man so lange wie möglich hinausschieben sollte. Auf den jungen Leuten lastete dann eine schwere Bürde: Sie mußten nicht nur tun, was getan werden mußte, sondern sie mußten dabei auch noch mit der kühlen Ruhe und Berechnung von Erwachsenen zu Werke gehen. Ohne diese Eigenschaften konnten sie nicht erfolgreich sein, und ihr Tod wäre umsonst.
    Sie erinnerte sich daran, daß während des Mittelalters zwölf- bis vierzehnjährige Armeeangehörige keine Seltenheit gewesen waren. Die Marine des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts hatte ganz selbstverständlich Schiffsjungen aufgenommen. Doch diese historischen Fakten waren nur wenig tröstlich. Die Kinder, die hier gegen die Waffen der Erde bestehen mußten, waren Kinder, die sie von Geburt an kannte.
    Aber sie durfte es sich ihnen gegenüber nicht anmerken lassen, was sie empfand. Ihr Vertrauen in die ältere Generation – ob nun wohlbegründet oder unangebracht – war ein fester Anker, an dem sie so

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