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Vom Geist der Dorsai

Vom Geist der Dorsai

Titel: Vom Geist der Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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keine freundliche Zuvorkommenheit mehr aus – aber auch keinen Zorn oder eine Art von Schock. Nur Pflichtbewußtsein war jetzt noch darin zu erkennen.
    „Nein“, gab er knapp zur Antwort. „Wir müssen Bericht erstatten.“
    Er ging hinaus, gefolgt von Chu. Und sie bewegten sich so schnell, daß ich laufen mußte, um angesichts ihrer langen Schritte nicht den Anschluß zu verlieren. Draußen stiegen sie wieder in den Polizeiwagen, und Charley nahm hinter den Kontrollen Platz. Ich kletterte in den Fond und spürte, daß mir jemand folgte. Es war Pel.
    „Pel“, sagte ich. „Sie bleiben besser …“
    „Nein“, erwiderte er. „Zu spät.“
    Und das war es tatsächlich. Charley hatte den Polizeiwagen bereits in Bewegung gesetzt. Er fuhr nicht minder schnell als Pel zuvor, jedoch weniger riskant. Dennoch hielt ich während des größten Teils der Fahrt fest die Armlehnen umklammert, denn aufgrund seiner schnelleren Dorsai-Reflexe sauste er durch hier und dort entstehende Verkehrslücken, angesichts derer ich geschworen hätte, daß wir nicht hindurchgelangen könnten.
    Wir hielten vor dem Bürogebäude an, das der Botschaft der Exotischen Welten als Sitz des Hauptquartiers des Expeditionskorps zur Verfügung gestellt worden war. Charley ging voraus und eilte an dem Wachtposten vorbei, der mitten in seinem routinemäßigen Anruf abbrach, als er die beiden Dorsai erkannte.
    „Wir müssen den HQ-Kommandeur sprechen“, erklärte ihm Charley. „Wo finden wir Kommandeur Graeme?“
    „Beim Bürgermeister von Blauvain und dem Außenbürgen.“ Der Wachtposten, der kein Dorsai war, stotterte ein wenig. Charley drehte sich auf dem Absatz um. „Warten Sie, Sir … ich wollte sagen, sie sind bei ihm, hier im Büro des Kommandeurs.“
    Charley wandte sich erneut um.
    „Wir gehen zu ihm“, sagte er. „Melden Sie uns an.“
    Er ging sofort weiter, ohne sich zu vergewissern, ob der Posten seine Anweisung befolgte. Er führte uns durch einen Korridor und dann eine Rolltreppe hinauf. Schließlich gelangten wir in ein Vorzimmer, in dem ein junger Truppenführer hinter seinem Schreibtisch aufsprang, als er uns erblickte.
    „Sir …“ sagte der Truppenführer an die Adresse Charleys gerichtet, „das Gespräch des Kommandeurs mit dem Außenbürgen und dem Bürgermeister wird nur noch wenige Minuten dauern …“
    Charley stürzte an ihm vorbei, und der Truppenführer drehte sich rasch um und betätigte den Tischkommunikator. Mit auf dem polierten Fliesenboden klackenden Absätzen führte uns Charley zu einer zweiten Tür, öffnete sie und betrat das dahinter liegende Büro. Wir folgten ihm – in einen großen, quadratischen Raum, durch dessen Fenster man die ganze Stadt überblicken konnte. Unser breitschultriger Bürgermeister Moro Spence stand dort an der Seite eines in eine blaue Robe gekleideten Mannes mit weißen Haaren, nußfarbenen Augen und einem ruhigen Gesicht. Hinter dem Schreibtisch saß das Spiegelbild von Kensie, sein Zwillingsbruder Ian Graeme.
    Ian sprach gerade in das Mikrofon seines Tischkommunikators, als wir hereinkamen.
    „Es ist alles in Ordnung“, sagte er. Dann betätigte er eine Taste und sah zu Charley auf, der zusammen mit Chu bis unmittelbar vor den Schreibtisch trat. Sie salutierten.
    „Was ist los?“ fragte Ian.
    „Kensie“, sagte Charley. Gleich darauf wurde sein Tonfall förmlicher. „Truppenkommandeur Kensie Graeme ist gerade ermordet worden, Sir … als wir auf dem Weg in die Stadt waren.“
    Einen Augenblick lang – nicht mehr – saß Ian wie erstarrt da und gab keine Antwort. Doch der Ausdruck seines Gesichts – das so sehr dem Kensies ähnelte und doch völlig anders war – veränderte sich nicht.
    „Von wem?“ fragte er dann.
    „Von Heckenschützen, die wir nicht sehen konnten“, antwortete Charley. „Wir glauben, es waren Zivilisten. Sie konnten entkommen.“
    Moro Spence fluchte.
    „Die Blaue Front!“ stieß er hervor. „Ian … Ian, hören Sie …“
    Niemand achtete auf ihn. Charley faßte kurz die Ereignisse von jenem Zeitpunkt an zusammen, als die Nachricht von der Einladung im Lager eingetroffen war.
    „Aber ein solches Festessen ist überhaupt nicht geplant worden!“ wandte sich Moro Spence mit einer Richtigstellung an die tauben Ohren, die ihn umgaben. Ian saß ganz still; Sonnenschein fiel durch das breite Fenster hinter ihm, und sein strenges, unbewegtes Gesicht lag halb im Schatten. Er lauschte den Worten so, wie er zuvor vielleicht schon tausend

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