Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vom Geist der Dorsai

Vom Geist der Dorsai

Titel: Vom Geist der Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
nicht.“
    „Santa Maria braucht sie“, erwiderte ich. „Eigentlich ist unser Planetenrat von Santa Maria nichts anderes – eine Versammlung von Bürgermeistern unserer größten Städte. Machen Sie vor allen deutlich, daß Moro und die anderen nichts bedeuten – und die geringe Autorität, die sie besitzen, wird sofort schwinden. Hat Santa Maria das von Ihnen verdient?“
    Er hätte antworten können, daß Santa Maria für den Tod seines Bruders verantwortlich war – und deshalb die Strafe verdiente, die er dieser Welt aufzuerlegen wünschte. Doch er schwieg nur. Ich wäre ihm gegenüber nicht ganz so unsicher gewesen, wenn er mir eine solche Antwort gegeben hätte. Statt dessen sah er mich einige Sekunden lang wie aus weiter, weiter Ferne an und blickte dann zu Padma hinüber.
    „Würden Sie das befürworten?“ fragte er.
    „Ja“, entgegnete Padma. Ian wandte sich wieder mir zu.
    „Dann können sowohl Moro als auch General Sinjin Sie begleiten“, sagte er. „Charley fliegt in etwa vierzig Minuten zum Lager. Bis dahin können Sie Ihre eigenen Angelegenheiten in Ordnung bringen. Es wäre besser, wenn Sie jemanden aus Ihrem Mitarbeiterstab als eine Art Verbindungsoffizier bestimmten, der sich hier in diesem Büro in Bereitschaft hält.“
    „Danke“, sagte ich. „Ich erledige das.“
    Ich drehte mich um und ging hinaus. Und als ich das Zimmer verließ, hörte ich, wie Ian hinter mir weitere Anweisungen erteilte.
    „… Alle Reisen und Fahrten der Bewohner von Blauvain werden auf ein absolut notwendiges Mindestmaß beschränkt. Ab sofort sind militärische Passierscheine dafür erforderlich. Die Bewohner haben sich von den Straßen fernzuhalten. Jeder, der an einer verbotenen Versammlung teilnimmt, muß damit rechnen, verhört und arrestiert zu werden. Die Stadt Blauvain hat sich der Tatsache bewußt zu werden, daß sie nun unter Kriegsrecht steht und die zivile Jurisdiktion außer Kraft gesetzt ist …“
    Die Tür schloß sich hinter mir. Ich blickte Pel und Moro entgegen, die auf dem Gang warteten.
    „Es ist alles in Ordnung“, berichtete ich ihnen. „Sie sind nicht aufs Abstellgleis geschoben – noch nicht.“
    Vierzig Minuten später hoben wir vom Dach des Gebäudes ab. Charley und ich saßen in den Sesseln vor den Kontrollen des achtsitzigen Verbindungsgleiters, und Pel und Moro hatten im Passagierbereich hinter uns Platz genommen.
    „Charley“, wandte ich mich in der Abgeschiedenheit unserer Isolation in der Steuerkanzel an den Dorsai, als wir in der Luft waren. „Was wird nun geschehen?“
    Er sah durch das Bugfenster hinaus und schwieg einige Sekunden lang.
    Er sah mich nicht an, als er mir schließlich antwortete.
    „Kensie und ich“, sagte er leise und fast geistesabwesend, „sind zusammen aufgewachsen. Die meiste Zeit unseres Lebens haben wir am gleichen Ort unseren Dienst versehen und für die gleichen Auftraggeber gearbeitet.“
    Ich hatte gedacht, Charley ap Morgan gut zu kennen. Mit seiner natürlichen Heiterkeit war er mir menschlicher erschienen, nicht in dem Maße wie ein Halbgott des Krieges, wie das bei anderen Dorsai, etwa Kensie oder Ian, der Fall war – selbst bei Dorsai-Offizieren, die wie Chu in einem niedrigeren Rang standen. Jetzt aber hatte er sich all den anderen angeschlossen. Seine Worte trugen ihn von mir fort, in ein kaltes, unzugängliches und fernes Land, in dem nur Dorsai lebten. Es war ein Land, das ich nie betreten konnte, dessen Regeln und Gesetze ich nie zu begreifen vermochte. Und dennoch versuchte ich es erneut.
    „Charley“, sagte ich nach einem Augenblick der Stille, „das beantwortet nicht die Frage, die ich Ihnen gestellt habe.“
    Daraufhin warf er mir einen kurzen Blick zu.
    „Ich weiß nicht, was geschehen wird“, sagte er.
    Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Kontrollen. Die restliche Wegstrecke bis zum Lager legten wir schweigend zurück.
    Als wir landeten, stellten wir fest, daß das gesamte Expeditionskorps angetreten war. Die Züge hatten sich zu Bataillonen und Kampfgruppen zusammengeschlossen, und im Licht des späten Nachmittags zeigte sich hier und dort ein Funkeln an ihren graubraunen Kampfanzügen. Erst als wir das Podium betraten, vor dem sie Aufstellung bezogen hatten, erkannte ich die Ursache dieses Glitzerns. Sie waren mit ihren Waffen angetreten, sie alle – obwohl Ian das nicht ausdrücklich angeordnet hatte. Die Nachricht von Kensies Tod war uns vorausgeeilt. Ich sah Charley an, doch er schenkte den Waffen

Weitere Kostenlose Bücher