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Vom Himmel das Helle

Vom Himmel das Helle

Titel: Vom Himmel das Helle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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klar, dass es ihn wirklich gab. Mark war höchst lebendig, wenn auch auf ungewöhnliche Weise. Anscheinend war es ihm zwischenzeitlich möglich, als normaler Mann in Erscheinung zu treten und einen Körper anzunehmen. Das war die bestürzendste Erfahrung, die ich in meinem bisherigen Leben gemacht hatte.
    Es war unbeschreiblich, sich plötzlich damit auseinanderzusetzen, dass Tote nicht tot waren. Dass sie weiterlebten, zu einem sprachen und Gefühle, tiefe Gefühle, in einem weckten. Was Mark anbelangte, war ich endgültig aufgewacht. »Weißt du.« Ich hatte die Hände auf den Tisch gelegt, sauber gefaltet und mich wieder an Mark gewandt. »In letzter Zeit ist es nicht so gelaufen, wie ich’s mir immer vorgestellt hab. Ich bin überarbeitet und ausgelaugt. Und zu allem Überfluss kommt auch noch mein pedantischer Vater, mit dem ich ein schweres Erbe zu tragen habe, daher und zieht bei mir ein.« Mark sah mich aufmerksam an. Er hörte zu. Während ich meine Hände auseinanderfaltete und nervös mit den Fingern herumzuspielen begann. »Ich dachte, schlimmer kann’s nicht kommen.« Ich lachte kurz auf. »Doch als Krönung tauchst du auf und wirfst das letzte Schema meines Lebens, das noch gehalten hat, über Bord. Jetzt heißt es: Wahr ist nicht, was alle für wahr halten! Wahr kann auch das Unvorstellbare sein.« Ich schnappte erschrocken nach Luft. »Glaub mir, Mark, so was hinterlässt Spuren. Und da hilft mir auch kein Psychologiestudium.« Ich seufzte, und blickte Mark eindringlich an. Er wich meinem Blick nicht aus, sondern musterte mich unverhohlen.
    »Weiß ich doch, Lea«, sagte er schließlich. »Es ist nicht einfach für dich. Manchmal wünschte ich mir sogar, ich könnte dir alles ersparen. Und wenn es ginge, glaub mir, ich täte es auf der Stelle.« Marks Blick ruhte auf mir. Ein Blick, in dem Verständnis lag. »Ich kann nichts tun, außer bei dir sein, Lea.« Plötzlich war Mark der beste Freund, den sich jede Frau insgeheim wünschte. Jemand, dem man alles anvertrauen konnte, ohne gleich abgekanzelt zu werden. Doch ich wusste, ich wollte mehr. Ich wollte alles von ihm.
    »Kannst du mir noch ein bisschen zuhören, Mark?«, bat ich meinen Freund. »Ich muss mit irgendwem über die letzten Stunden reden, sonst drehe ich noch durch.« Er nickte und lächelte auf eine Weise, die mir eine Welt zu Füßen legte. Ich deutete mit der Hand auf Mark. »Wie’s aussieht, hab ich dich wirklich im Haus von Almut gesehen und inzwischen dürfte klar sein, ich mag dich …«, ich zögerte, rang mich aber dazu durch, endlich die Wahrheit zu sagen, »ich verspüre sogar …Sehnsucht nach dir.« Die Tatsache, dass Mark ein Geist war, verlieh mir auf einmal Flügel. Ich durfte mutig sein, denn was konnte mir schon geschehen. Mark würde mich nicht abweisen. Und wenn doch, wer bekäme es mit? Ich wäre die Einzige, die von der Ablehnung wüsste.
    »Du sehnst dich nach Liebe, Lea«, warf er ein. »Ich weiß, was das heißt. Ich habe mich selbst immer danach gesehnt. Lieben ist das Schönste, was uns im Leben passiert.« Mark griff nach meiner Hand und bettete sie in seine. Warm und beschützt lagen meine Finger in seiner Kuhle. Es war das erste Mal, dass Mark durch und durch echt auf mich wirkte. Ein Kellner kam zu uns. Mark hatte offenbar etwas bestellt, als er das Lokal betreten hatte. Eine Flasche Chardonnay wurde geöffnet und auf den Tisch gestellt. Mark schwenkte das Glas, roch kurz hinein, lächelte zustimmend und nahm einen Probierschluck. Dann nickte er und der Kellner schenkte uns beiden ein. »Keine Sorge«, versprach Mark, als wir wieder allein waren. »Wir lassen deinen Wagen stehen und nehmen uns ein Taxi.« Ich nickte nur und kostete vom Wein. Er schmeckte hervorragend.
    »Du hast die ganze Zeit geglaubt, ich wäre dein besseres Ich, Lea. Eins, das du dir zusammenreimst, um dir die Welt ein bisschen besser zu machen.« Genauso war es gewesen. »Jemand wie ich, der ständig mit Verbrechen und sogar dem Tod zu tun hat, kann schon mal über all das hinauswachsen. Tote hängen mir manchmal zum Hals raus.« Ich unterstützte den Satz mit einer entsprechenden Geste und Mark lachte kurz auf. Was ich sagte, klang bitter, aber es war die Wahrheit. »Ich hab manchmal so große Lust zu leben. Intensiver und spürbarer, als bisher. Verstehst du, Mark?« Marks Kopf war näher gekommen. Er sah mich mit funkelnden Augen an. Sein Blick war eine einzige Aufforderung.
    »Dann lebe, Lea. Es ist niemand da, der es dir verbieten

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