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Vom Himmel das Helle

Vom Himmel das Helle

Titel: Vom Himmel das Helle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Diechler
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»Beschäftige dich nicht mit der Vergangenheit, Lea. Blick nach vorn. Da liegt der nächste logische Schritt«, schwor ich mir. Und so stöberte, grübelte und fachsimpelte ich, setzte in Gedanken Puzzleteil um Puzzleteil zusammen, bis ein halbwegs ansehnliches Bild vor mir erschien. Ich rechnete inzwischen fest damit, dass Almut plante, ihren Liebhaber umzubringen. Ich war mir so sicher, dass ich es ihr an den Kopf hätte werfen können und der Treffer einen Punkt gebracht hätte. Doch es gab keinen Schiedsrichter, der darüber befand, und Frank würde mir entweder keinen Glauben schenken oder anmerken, dass uns die ganze Grüblerei nichts bringe außer Ärger und Frustration.
    Ich musste also erneut im Alleingang vorwärtskommen.
    Mitten in meine Pläne platzte wie immer im völlig falschen Moment mein Vater. Er stapfte ins Wohnzimmer. Anscheinend konnte er nicht schlafen, genau wie ich. Auf jeden Fall schwenkte er etwas vor meiner Nase herum. »Die ist mit der Post gekommen«, rief er gequält, noch immer einen Klecks Farbe auf der Nase. Das Überbleibsel seines unerbittlichen Tätigseins. »Sie war mit ihrem Neuen in Kolumbien.« Es war klar, dass er von Renate, seiner Ex sprach. »Was macht eine Frau wie sie in Südamerika, zwischen Drogenbaronen, seltsamem Getier und trübsinnig machender Hitze. Die ruiniert doch nur ihr teures Make-up und die Frisur. Und weshalb schickt sie mir eine Karte? Zu dir? Woher weiß sie überhaupt, dass ich hier logiere?« Mein Vater war mal wieder außer sich.
    Ich schüttelte den Kopf, weil er sich wie ein pubertierender Junge verhielt. »Offenbar leidet Renate genau wie du unter zwiespältigen Gefühlen. Sie will dich einerseits eifersüchtig machen, andererseits signalisieren, hey, ich hab ein neues Leben, eins ohne dich, und ein schönes dazu. Meine Adresse hat sie aus dem Telefonbuch. Und dass du hier wohnst, ist doch klar. Wo solltest du sonst gestrandet sein? Es gibt niemanden außer mir.«
    »Ich bin doch kein Wal, um den Greenpeace sich kümmern muss«, behauptete mein Vater brüsk.
    »In dem Fall bin ich Greenpeace. Und das, obwohl du keinen Beitrag zahlst und ich mich nicht freiwillig gemeldet hab. Nimm’s also gelassen. Ich versuch’s nämlich auch.«
    »Ich soll’s gelassen nehmen? Wie denn?« Er fuchtelte erneut mit der Karte vor mir rum, als enthielte sie keine Grüße aus dem Süden, sondern die unabänderliche Einladung zum Wohnen im Seniorenheim.
    Ich blickte erneut von der Arbeit auf, entzog meinen Gedanken über Mord und Gemetzel die endgültige Aufmerksamkeit und fuhr mir mit den Fingern über die Augenbrauen. Eine Angewohnheit, deren Ausmerzung mir, einer ausgebildeten Psychologin, bisher nicht gelungen war. Aber es störte mich nicht. Ich hatte irgendwann entschieden, mir diesen harmlosen Tick zu gönnen. »Wieso fragst du ausgerechnet mich um Rat? Du bist doch der Ratgeber in Beziehungsfragen. So hat sich das jedenfalls immer angehört.« Ich lachte kurz auf, weil ich es plötzlich ein bisschen leichter nahm.
    »Ja, als Mama noch lebte und alles in Ordnung war«, entgegnete mein Vater und schraubte merklich seine Stimme hoch.
    »Bloß weil Mama nicht davongerannt ist, heißt das nicht, dass alles in Ordnung war«, sagte ich ernst. »Sie hatte kein eigenes Geld. Sie musste bleiben.« Ich seufzte. »Leider!«
    Mein Vater schwieg verbissen. Doch nicht lange, dann purzelten die Wörter aus ihm heraus. »Du behauptest, ich hätte nicht bemerkt, wie es deiner Mutter ging? Klingt, als wäre ich ein jämmerlicher Ignorant gewesen, Lea.«
    »Früher ist vorbei, Papa. Lass die Vergangenheit ruhen. Renate und du, das ist auch nicht mehr. Blick nach vorne. Es gibt ein Leben ohne sie.«
    »Und weshalb tyrannisiert sie mich dann mit dieser Karte?« Er tat mir inzwischen richtig leid, denn er hatte sich in die Geschichte mit Renate verbissen.
    »Es ist nur eine Karte, Papa, und Renate ist nicht die einzige Frau auf unserm Planeten. Da draußen laufen noch eine Menge anderer rum.« Ich sah meinen Vater aufmunternd an.
    »Und wenn sie es doch wäre? Zumindest die Letzte für mich, Lea«, entgegnete er grimmig.
    Ich sah ihn noch immer voller Zuversicht an. »Glaub mir, wenn du nicht alleine bleiben willst, musst du es auch nicht. Nach einer Trauerzeit sieht alles anders auch. Trauer gehört dazu. Die brauchst du.«
    Mein Vater zischte vor sich hin. »Trauerzeit? Ich möchte das Leben genießen. Trauern kann ich, wenn ich unter der Erde liege.«
    »Wenn etwas zu Ende geht,

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