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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Branstner
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Personal gemeldet, um ihr wenigstens für einige Zeit zu entkommen. Immer noch besser in einer Müllkutsche im All als auf der Erde unter ihrer Fuchtel. Aber an Scheidung ist nicht zu denken, da kenne ich sie.‹
    ›Mach dir darum kein Kopfzerbrechen‹, sagte Satteltreu im Tone des selbstlosen Freundes. ›Selbst aus der schwierigsten Lage gibt es einen Ausweg, also auch aus deiner. Sobald wir nicht mehr im Verband fliegen und unsere Extratour machen, trimmen wir die ›Dschunke‹ auf höchste Geschwindigkeit. Und wenn wir zurückkommen, liegt dein liebes Weib bereits unter der Erde. Ist das ein Wort?‹
    Der arme Teufel geriet über diese Aussicht ganz aus dem Häuschen, er schien schon jetzt bedeutend verjüngt zu sein.
    ›Wollt ihr das wirklich für mich tun?‹ rief er. ›Ich kann es noch gar nicht glauben!‹
    ›Aber geh‹, sagte Satteltreu, ›wie kann man nur so ungläubig sein. Du brauchst nur dem Piloten ein gutes Wort zu sagen, und die Sache geht klar.‹
    Unser Pilot, ein alter Raumhase und für jeden Spaß zu haben, tat zunächst ein bißchen ablehnend und erzählte was von Vorschriften und Scherereien, ließ sich aber, als der Mechaniker immer flehentlicher bat und auch Satteltreu ein Wort einlegte, endlich zu dem Versprechen bewegen, das Seine zu tun und die ›Dschunke‹ auf Hochtouren zu bringen, sobald wir allein seien.
    Der Mechaniker konnte sich vor Dankbarkeit nicht fassen und war von da an der fröhlichste Mensch unter der Sonne. Und wenn Satteltreu wieder einmal eine seiner Schnurren zum besten gab, lachte er sich halbtot und zwinkerte uns zu, so als wollte er sagen: Wenn ich auch lache, als ob das alles lauter Lügengeschichten wären, so weiß ich es doch besser.
    Auf diese Weise hatten wir unsere Unterhaltung und verspürten keine Langeweile. Und da Satteltreu unserem Mechaniker ein Schema angefertigt hatte, wonach dieser täglich den zunehmenden Altersunterschied zwischen sich und seiner Frau errechnen konnte, erhielt unsere Unterhaltung immer neuen Stoff. Sobald wir nämlich den Flottenverband verlassen hatten und, wie der Pilot behauptete, mit der höchstmöglichen Beschleunigung losrauschten, kam der Mechaniker aus dem Rechnen nicht mehr heraus. Und am Abend eines jeden Tages verkündete er freudestrahlend den neuen Abstand, den er zwischen sich und seine Frau gelegt hatte. Natürlich war das Schema, wie von Satteltreu nicht anders zu erwarten, so ausgedacht worden, daß der Mechaniker auf die unwahrscheinlichsten Ergebnisse kommen mußte, und da er sich überdies in seinem Übereifer häufig verrechnete und einmal, wie er zu seinem Schrecken feststellte, selber schon lange gestorben, ein andermal aber seine Frau noch gar nicht geboren sei, kamen wir aus dem Lachen nicht heraus. Daß wir bei alldem unsere eigentliche Aufgabe, das Orten und Kartographieren von interstellaren Schmutzflecken, nur en passant erledigten, versteht sich von selbst. Erst als wir immer häufiger umherschwirrenden Raketenwracks oder anderen ihrem Schicksal überlassenen Flugkörpern begegneten, einem untrüglichen Zeichen, daß wir uns zivilisierten Gegenden näherten, richteten wir die vorgeschriebene Aufmerksamkeit auf die Welt außer uns. Nur unser Mechaniker blieb mit unvermindertem Eifer über seinen Berechnungen und überraschte uns eines Tages mit der Mitteilung, daß er sich als geschieden betrachte.
    ›Wenn meine Tabelle stimmt‹, erklärte er, ›weilt meine Frau nicht mehr unter den Lebenden. Um ganz sicherzugehen, habe ich ihr ein Alter vorgegeben, das noch kein Mensch erreicht hat. Und das hat sie jetzt überschritten. Also bin ich Witwer, der Tod hat uns geschieden.‹
    Er drückte der Form halber aus jedem Auge eine Träne und rieb sich die Hände. Angesichts dieser Entwicklung der Dinge blickten wir uns betreten an. Wir hatten den Spaß zu weit getrieben und machten uns jetzt, da es ernst geworden war, Vorwürfe. Satteltreu, der sich die größte Schuld zumaß, wandte alle Beredsamkeit an, um unseren glücklichen Witwer wieder in den Ehestand zu versetzen. Die Sache sei so sicher nicht, erklärte er, es handle sich um eine reine Theorie, die noch niemals praktisch bestätigt worden sei. Vielmehr gäbe es einige durchaus ernsthafte Wissenschaftler, die diese Theorie neuerdings als Unfug erwiesen hätten. Da Satteltreu selber zu diesen Wissenschaftlern gehörte, hatte er ausreichend Argumente zur Verfügung, um den Glauben unseres Mechanikers an seine Witwerschaft zu erschüttern.
    ›Die

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