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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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massiv daran gearbeitet, Sie ins Abseits zu
stellen. Er hat vieles unternommen, Ihnen den Job streitig zu machen. Um ganz
konkret zu werden: Er hat auch unterhalb der Gürtellinie gegen Sie opponiert
und wollte Sie kaltstellen.«
    Roth war es offenbar nicht gewohnt, verbal in so
massiver Weise angegangen zu werden. Wenn Attacken liefen, dann kamen diese aus
dem Hinterhalt, hatten Schleifchen um und wirkten eher harmlos. Im Berufsleben
war es nicht üblich, Leute in herausragenden Positionen auf direkte Art
anzusprechen.
    Der Manager pendelte jetzt nervös mit seinem Kopf hin
und her. Er wirkte wie ein Boxer, der noch nicht ganz auf die Bretter geschickt
worden war, die Wirkung der Treffer aber nicht mehr verhehlen konnte. Unsicher
blickte er zuerst Christoph an, dann den schweigsamen Mommsen.
    Seine Stimme klang müde, fast resignierend, als er
weitersprach. »Jemand, der nicht selbst in diesen Teufelskreis hineingeraten
ist, wird kaum Verständnis für die Gefühle der Betroffenen aufbringen. Die
Fassade ist glänzend. Sie haben Macht, Geld, Ansehen. Sie beherrschen einen
kleinen Teil dieser Welt. Der ist winzig, aber es ist der Ihre. Achten Sie
einmal bewusst darauf, wie devot Menschen, die der Volksmund Untergebene nennt,
sich im Umgang mit ihrem Chef benehmen. Und das ist ein Teil des Lohnes dafür,
den Sie für die Aufgabe vieler anderer Dinge beziehen. Sie geben Zeit her, Sie
opfern Ihre Familie, die Freunde. Die Verantwortung kann Sie auch erdrücken.
Die Angst vor Fehlentscheidungen, die versteckte Kritik, der Mangel an sozialer
Einbindung in ein kollegiales Umfeld. Nicht zu vergessen der psychische und
physische Stress, dem Sie ausgesetzt sind. Das alles ist der Preis dafür, dass
Sie auf der Karriereleiter mühsam emporgeklettert sind. Ob das Verhältnis
zwischen dem, was Sie Ihr Engagement kostet, und dem, was es Ihnen einbringt,
ausgewogen ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.«
    Roth holte tief Luft, blickte dabei in die Ferne, als
benötige er Zeit für die Formulierung der nächsten Gedanken.
    »Sie sind innerlich gespalten. Sie müssen eine strenge
Führung an den Tag legen, sonst bringt man Ihnen nicht den nötigen Respekt
entgegen. Sie müssen durchsetzungsstark sein. Heute müssen die immer diffiziler
werdenden Anforderungen in kürzerer Zeit erledigt werden. Das nähert sich dem
Minimaxprinzip. Das lässt sich aber nicht umsetzen. So stehen Sie also vor dem
Problem, etwas von den Mitarbeitern zu fordern, von dem Sie selbst nicht
überzeugt sind. Nehmen Sie ein anderes Beispiel. Von mir wird erwartet, dass
ich wie selbstverständlich täglich an meinem Schreibtisch sitze, natürlich auch
am Wochenende. Während meines Urlaubs erwartet die Belegschaft, dass ich
ständig erreichbar bin. Bei den Angestellten hingegen haben wir einen
Krankenstand von fünf bis acht Prozent. Das bedeutet im Klartext, dass jeden
Tag die Belegschaft eines Kleinbetriebes daheimsitzt und sich ohne schlechtes
Gewissen die Nase schnäuzt. Dagegen sind Sie machtlos, selbst wenn Sie sich
sicher sind, dass unter den Mitarbeitern welche sind, die kerngesund
zwischendurch nur eine bezahlte Auszeit nehmen. Nehmen Sie zum Beispiel unseren
Herrn Schwarz. Der fehlt heute den zweiten Tag. Oder den Fröhlich. Der rafft
übers Jahr eine erkleckliche Anzahl von bezahlten freien Tagen zusammen.«
    Roth legte eine erneute Pause ein, bevor er fortfuhr: »Und trotzdem … So viele Opfer Sie auch gegenüber sich selbst bringen müssen,
dieser Teufelskreis aus der Sucht nach Anerkennung und höherem Einkommen lässt
Sie nicht mehr los. Was heißt Einfluss? Macht? Und wenn Sie diese wieder
abgeben müssen, wenn jemand sein ganzes Bestreben daran setzt, Sie aus diesem
Zirkel auszustoßen, dann klammern Sie sich daran fest. Wo landet man, wenn man
nicht mehr dazugehört? Können Sie dann noch in den Spiegel gucken? Dem Versager
in die Augen blicken? Die Achtung vor der Frau, der Sie Opferbereitschaft mit
dem Argument, das sei der Preis für den Aufstieg, abverlangt haben? Die Achtung
vor den eigenen Kindern, denen Sie sich selbst immer als Vorbild angedient
haben? Wer sucht schon die Nähe zum Versager? Über allem steht aber das
verlorene Selbstwertgefühl. Sehen Sie, all dies legt sich wie ein Panzer um
Ihre Seele. Und Sie dürfen mit niemandem darüber reden. Das wird Ihnen als
Schwäche ausgelegt.«
    Er atmete tief ein. »Ich weiß, ich habe jetzt die
ganze Zeit ein leidenschaftliches Plädoyer gegen mich gehalten, Ihnen

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