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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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mit ausgestreckter Hand:
    »Können Sie mir das alles erklären? Wieso bricht über
dieses Unternehmen eine solche Katastrophe herein?«
    Die beiden schwiegen, was Roth noch unruhiger machte.
Er nahm seine Wanderung wieder auf.
    »Wieso gibt es jetzt schon den zweiten Toten, der in
mittelbarem Zusammenhang mit diesem Betrieb steht?«
    Christoph räusperte sich. »Das würden wir auch gern
wissen. Was steckt dahinter?«
    Roth ließ sich in einen leeren Sessel fallen, faltete
die Hände wie zum Gebet und pendelte mit diesen unruhig zwischen seinen
gespreizten Knien hin und her.
    »Aus einer schwierigen wirtschaftlichen Lage, in die
der Vorbesitzer das Unternehmen manövriert hatte, haben wir gemeinsam den Weg
in die Zukunft gestartet. Es war ein beschwerlicher Weg, der noch lange nicht
abgeschlossen ist. Er hat Opfer in der Vergangenheit gefordert. Nehmen Sie zum
Beispiel den Kleinwächter. Und es wird weitere geben, das ist unausweichlich.«
    Christoph sah ihn an und sagte: »Das sind schöne
Floskeln, die man in Zeiten wirtschaftlicher Stagnation allenthalben vernimmt.«
    Um seinen heftigen Widerspruch zu bekunden, schüttelte
Roth den Kopf.
    »Dieses Unternehmen versteht sich als Team. Die
Mannschaft steht geschlossen hinter den vorgegebenen Zielen. Jeder hier hat
begriffen, wohin der Weg führt. Aufwärts ist nun einmal anstrengender, als sich
ins Tal treiben zu lassen.«
    »Das haben wir schon aus Ihrem Mund gehört, dass hier
alle eine große Familie sind. Nun kann man akzeptieren, dass auch
innerhalb der glücklichsten Familie einmal gestritten wird. Aber wenn dabei
gemordet wird, dann hört jegliches Verständnis für interne
Meinungsverschiedenheiten auf.«
    Der Manager wollte Christophs Aussage nicht
unkommentiert lassen. »Niemand in diesem Betrieb wendet Gewalt an. Dazu gab es
nie einen Grund.«
    Christoph atmete hörbar aus. »Gegen Ihre These
sprechen viele Indizien. Mit der so viel gepriesenen Gemeinsamkeit war es nicht
weit her. Da wurde gemobbt, erpresst, genötigt, die Privatsphäre ausgeforscht
und das erworbene Wissen missbraucht. Es kam zu sexuellen Übergriffen, die
Leute fürchteten um ihren Arbeitsplatz, ja um ihre Existenz.« Er sah Roth
durchdringend an. »Haben Sie von all dem nichts mitbekommen?«
    Roth wich seinem Blick aus, fixierte einen Punkt in
der Ferne. Zögerlich kam die Antwort.
    »Ich glaube, Sie bewerten manches über. Dass in einer
funktionierenden Betriebsgemeinschaft auch einmal Scherze gemacht werden, die
eventuell dem einen oder anderen unverständlich erscheinen mögen, ist ein
Zeichen für ein intaktes soziales Gefüge.«
    »Das kann ich nicht glauben. Sind Sie so weltentrückt,
dass Sie die Vorkommnisse in Ihrem eigenen Unternehmen nicht mehr wahrnehmen?«
    »Sie dürfen nicht alles glauben, was im Überschwang
emotionaler Erregung aus den Leuten heraussprudelt«, bemühte sich Roth die
Brisanz zu dämpfen.
    »Wir haben aber eine erstaunliche Anzahl von Aussagen
zusammengetragen, die zumindest Harald Banzer nicht im besten Licht erscheinen
lassen. Es gibt sicher nicht wenige Menschen hier im Hause, und auch außerhalb,
die dem Toten keine Träne nachweinen.«
    Roth hatte jetzt Mühe, seine Erregung zu verbergen.
»Das ist absurd«, entgegnete er. »Niemand wird Ihnen gesagt haben, dass er
Herrn Banzer den Tod gewünscht hat.«
    »Sie selbst haben auch unter den Machenschaften des
Ermordeten gelitten. Sie konnten sich nicht sicher sein, ob Sie das hinterhältige
Sägen an Ihrem Stuhl heil überstehen würden.«
    Diese Attacke erreichte ihr Ziel. Roth sackte in sich
zusammen. Sein Gesicht lief erst rot an, dann wurde es bleich. Er griff sich an
den obersten Kragenknopf und lockerte die Krawatte. Mit den Fingern fuhr er am
Hals entlang, um sich mehr Luft zu verschaffen. Nach einer ganzen Weile rang er
sich schließlich zu einer Antwort durch.
    »Es ist ganz natürlich, dass junge Leute die
Karriereleiter aufwärts streben. Dabei mag ihnen menschliche Reife fehlen,
Erfahrung im Umgang mit anderen Menschen. Das rechte Augenmaß muss erst im
Laufe der Jahre erworben werden. Sehen Sie es als Vorrecht der Jugend, mit
neuen Ideen und dem Willen zur Veränderung voranzupreschen.«
    Christoph bewunderte Roth im Stillen. Der Mann hatte
wirklich Managementqualitäten. Für Unvoreingenommene hätte das, was er von sich
gab, glaubwürdig klingen können. Doch dies war keine Seminarveranstaltung.
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet«, blieb
Christoph hartnäckig. »Banzer hat

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