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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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konnte.
    Mommsen hatte sich nicht als Polizist zu erkennen
gegeben. Dirk hatte auch keinen Argwohn bei der Befragung geschöpft. Warum
sollte der Mann ihn angelogen haben, insbesondere, wenn er ohne jeden Zwang
noch einen weiteren Zeugen benannte?
    Der stille Volker Schwarz konnte mit hoher
Wahrscheinlichkeit von der Liste der Verdächtigen gestrichen werden.
    Zufrieden summte Mommsen zu der aus dem Radio
dröhnenden Musik mit.
    *
    Christoph war zornig. Mit ausgestrecktem Zeigefinger
drohte er über die Schreibtische in Richtung Große Jäger und schüttelte dabei
erregt seinen Kopf.
    Der Oberkommissar war ein guter Polizist, auch wenn
seine Methoden oft sehr unkonventionell waren und ein findiger Jurist ihm mit
Sicherheit jeden Tag mehrere Dienst- oder Rechtsvergehen hätte nachweisen
können. Er war ein Jagdhund und biss sich in eine Spur fest. Er blieb
unverdrossen an einer Sache dran und gab auch bei den vermeintlichen
Rückschlägen nie auf.
    Eben aber hatte Große Jäger wieder einmal die Grenzen
überschritten. Sein Ausspruch klang Christoph noch im Ohr nach.
    »Tritt ihm ins Gemächt.«
    Natürlich war dieser aus dem Hintergrund abgegebene
Spruch Kriminalrat Dr. Starke nicht verborgen geblieben, der am anderen Ende
der Leitung in Flensburg saß und Christoph Vorhaltungen machte.
    Er hatte gerügt, dass unter Christophs Leitung die
Aufklärungsquote unbefriedigend sei. Natürlich hatte er den aktuellen Fall des
gestohlenen Lkws als Aufhänger benutzt.
    Ein Herr Dürkopp aus Essen hatte sich bei Starke
gemeldet und war über ihn hergefallen. Durch die offenkundige Unfähigkeit der
Polizei am nördlichsten Ende der Republik würde dem Unternehmen ein nicht
wieder gutzumachender Schaden entstehen. Ohne den Hubwagen könnten die Aufträge
nicht erledigt werden. Und ein Leihfahrzeug würde viel Geld kosten, was in
diesen schwierigen Zeiten bei ohnehin sehr knapp kalkulierten Aufträgen jeden
Tag ein Minus bedeuten würde.
    Nun ließ Dr. Starke seinen Zorn an Christoph ab, der
sich dies aber nicht unbedingt gefallen lassen wollte.
    Schließlich waren die Husumer nicht die einzigen
Polizisten kurz vor der Grenze. Und wenn es dem ganzen gut organisierten
Apparat bisher nicht gelungen war, das verschwundene Fahrzeug zu entdecken,
dann konnten die unterbesetzten und mit unzureichenden Mitteln ausgestatteten
Männer in der nordfriesischen Kreisstadt das Diebesgut erst recht nicht wieder
herbeizaubern. Abgesehen davon gab es noch weitere Fälle, die es zu bearbeiten
galt. Da wartete nicht nur der »Schubser« auf Aufklärung.
    Das hatte Christoph seinem Vorgesetzten deutlich
gesagt.
    Doch Starke war für sachliche Argumente wie immer
unzugänglich. Zusätzlich machte er Christoph Vorhaltungen, dass die Husumer mit
privaten Pkws unterwegs seien. Das sei nicht zulässig. Er hatte auch
bestritten, dass es unmöglich sei, im bürokratischen Apparat jemanden zu
finden, der sich für die Fahrzeugreparatur zuständig fühlte.
    Starke unterstellte einfach, dass es – auch in diesem
Punkt – Christoph und seinen Mannen am nötigen Biss fehlen würde.
    In diesen Disput hinein hatte sich Große Jägers Zorn
mit seinem unglücklichen und objektiv deplatzierten Ausruf entladen.
    »Was habe ich da eben gehört? Wiederholen Sie das
bitte noch einmal. Wenn ich mich nicht irre, war das die Stimme von
Oberkommissar Große Jäger.«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen, Herr Dr. Starke«,
entgegnete Christoph.
    »Doch«, empörte sich der Kriminalrat. »Sie haben es
genau gehört. Ich werde Sie als Zeugen benennen.«
    »Hier hat niemand etwas gesagt. Oder meinen Sie den
Kollegen im Hintergrund, der etwas unbotmäßig geflucht hat, weil ihm die
Kaffeetasse umgekippt ist?«
    Christoph hörte das wütende Schnauben am anderen Ende
der Leitung.
    »Sie in Husum werden noch von mir hören«, schimpfte
Starke und legte grußlos auf.
    Christoph sah Große Jäger an. In seinen Augen funkelte
es zornig.
    »Wilderich«, polterte er los, »bist du völlig von
Sinnen, dass du …«
    Da öffnete sich die Tür ein wenig, und der kahl
geschorene Kopf eines Mannes lugte durch den schmalen Spalt.
    »Hallo«, grüßte er die drei und trat ein.
    »Hallo, Karlchen«, erwiderten Christoph und Große
Jäger fast synchron.
    An beiden Ohren des kleinen Mannes hingen große runde
Ohrringe. Er trug eine kanariengelbe Pumphose und ein violettes T-Shirt, das am
Hals mit einem orangefarbenen Seidentuch abschloss. An seinem rechten Arm hing
ein Einkaufskorb aus

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