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Vom Himmel hoch

Vom Himmel hoch

Titel: Vom Himmel hoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Bast.
    Er grüßte Christoph und den Oberkommissar mit
Handschlag.
    »Na, ihr beiden Lieben«, kam es gedehnt in hoher
Tonlage über seine Lippen. »Ich hoffe, es geht euch gut?«
    »Danke, Karlchen«, gab Christoph zurück. Er hatte auch
heute Probleme, beim Erscheinen des kleinen Mannes ein Lachen zu unterdrücken.
Dabei hatte ihm Karlchen in einem interessanten Gespräch vor einiger Zeit
erklärt, dass er seine Aufmachung bewusst so wählte. Er verdiente seinen
Lebensunterhalt als Animateur für private Veranstaltungen. Besonders gern
übernahm er Aufträge bei Feiern für Kinder. Er legte allerdings viel Wert auf
die Feststellung, dass er nicht der Pausennarr sei, sondern auch die Kleinen
ernst nehme.
    »Niemand stört sich daran, wenn der Buchhalter in
Anzug und Krawatte durch die Straßen geht«, hatte Karlchen erklärt, »warum soll
ich nicht in meiner Arbeitskleidung in die Öffentlichkeit?«
    Er ging hinüber zu Mommsens Schreibtisch, beugte sich
zu Mommsen hinunter, küsste ihn auf die Stirn und legte seinen Arm um die
Schultern des Kriminalbeamten.
    »Ich bin auf dem Weg in die Stadt, um einzukaufen. Was
möchtest du heute zum Abendbrot essen?«, fragte er.
    Christoph fand es immer wieder erstaunlich, wie sich
dieses ungleiche Paar gefunden hatte und in harmonischer Zweisamkeit das Leben
genoss.
    Dann sah Karlchen Christoph an. »Habt ihr inzwischen
euren ominösen Lastwagen gefunden?«
    Christoph sah ein wenig irritiert auf den kleinen
Mann, dann auf Mommsen.
    Karlchen war dieser Blick nicht verborgen geblieben.
    »Er hat nichts gesagt. Über den Dienst spricht er
nicht, wenn er zu Hause ist«, nahm er seinen Lebenspartner in Schutz. »Aber ich
lese Zeitung! Stand alles in der Husumer.«
    Christoph war beruhigt. Er hätte sich auch gewundert,
wenn Mommsen sich als Plaudertasche erwiesen hätte.
    »Nein«, erklärte er Karlchen. »Der Wagen bleibt wie
vom Erdboden verschluckt.«
    Der kleine Mann kratzte sich am Hinterkopf, zog die
Stirn kraus und ließ ein verschmitztes Lächeln sehen. »Ich weiß, man sollte so
etwas auch nicht im Scherz sagen. Aber das Fahrzeug ist bestimmt schon in
Polen. Das findet ihr nie.«
    Urplötzlich sprang Christoph auf, nahm Karlchen in den
Arm und drückte ihn.
    Zu dessen großer Überraschung strahlte Christoph ihn
an.
    »Karlchen, du bist ein Genie.«
    Der Geehrte sah genauso ratlos aus wie die beiden
anderen Beamten im Raum.
    »Das ist schön …«, stammelte er, »aber ich weiß nicht,
warum.«
    »Deine Blitzidee«, erklärte ihm Christoph. »Den Wagen
können wir trotz Fahndung nicht finden, weil er zwar nicht in Polen …«
    »… aber über die Grenze im nahen Dänemark ist«, fiel
ihm Große Jäger ins Wort.
    »Richtig! Und da hat noch keiner gesucht.«
    »Dann nehmen wir das sofort in Angriff.«
    Der Oberkommissar hatte den Ball aufgenommen. Immer
wenn er eine Spur witterte, war der alte Jagdhund nicht mehr zu bremsen.
    »Dänemark können wir auf dem kurzen Dienstweg klären«,
spulte er sein Wissen ab. »Da gibt es Vereinbarungen für den Grenzbereich.«
    Er kramte in seinem Schreibtisch, förderte allerhand
Unbrauchbares zutage, bis er schließlich zufrieden »Hier« sagte und eine
fleckige Landkarte auf seinem Schreibtisch ausbreitete.
    Mit seinem schwarz geränderten Fingernagel fuhr Große
Jäger auf dem Papier herum, umkurvte rote Linien, die offensichtlich
irgendwelche Distriktgrenzen darstellten, und erklärte dann:
    »In Dänemark gibt es die so genannte Kommune, das ist
mit einer Art Gemeindeverband bei uns zu vergleichen. Darüber ist das
Königreich in Amtskommunen gegliedert, die unseren Landkreisen entsprechen. Der
ganze Süden zur deutschen Grenze hin nennt sich Sønderjyllands Amtskommune, auf
gut Deutsch Südjütland. Und die Verwaltung dafür sitzt in Ribe. Also nehmen wir
doch einmal Kontakt zur dortigen Polizei auf.«
    Binnen kürzester Zeit hatte er sich die betreffende
Telefonnummer verschafft und versuchte, die Verbindung herzustellen.
    Er sprach deutsch, was bei seinen verschiedenen
Gesprächspartnern am anderen Ende der Leitung offenbar als
Selbstverständlichkeit hingenommen wurde.
    Aus der Hälfte des Gesprächs, das Christoph mitbekam,
konnte er schließen, dass sich Große Jäger durch die Zuständigkeiten der
dortigen Polizeibehörde hangelte, bis er schließlich den richtigen
Gesprächspartner gefunden hatte.
    Er stellte sich kurz vor, nannte seinen Namen und
verkürzte dabei, eingedenk dessen, dass man sich im Nachbarland

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