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Vom Himmel in Die Traufe

Titel: Vom Himmel in Die Traufe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Leben kommen, und dafür wäre dann auch ich mit verantwortlich. Jetzt hoffe ich, dass du mir neue Anweisungen schickst und mir aus der Klemme hilfst. Was soll ich mit Herrn Heiskari machen? Kann ich ihn einfach hier in Lappland mit seinen irren Plänen zurücklassen und so weit wegfliegen, wie es die Geldreserven erlauben?«
    Am Schluss seines Briefes teilte Ragnar Lundmark mit, dass er jetzt von Tankavaara aus mit Hermanni Heiskari nach Porttipahta fahren würde, um die Pläne für den Aufstand aus dem Versteck zu holen, anschließend würden sie sich an irgendeinen ruhigen Ort begeben, um sie zu studieren, wahrscheinlich nach Utsjoki. Er bat seine Nichte, ihn im dortigen Hotel anzurufen oder ihm einen Brief zu schicken, als Einschreiben. Schließlich hob er noch einmal den außerordentlich heiklen Charakter seines Briefes hervor und bat Lena erneut, diesen sofort nach der Lektüre zu vernichten.
    In Tankavaara wimmelte es von Touristen, von allerlei Lapplandverrückten und bierseligen Gestalten. Ragnar und Hermanni besichtigten die Außenanlagen des Goldgräbermuseums, ebenso auch die Ausstellung in den Innenräumen, die sehr interessant war. Ragnar fragte sich jedoch, warum die jungen finnischen Goldgräber amerikanische Schlapphüte trugen und sich benahmen, als stammten sie aus dem Klondike des letzten Jahrhunderts. Dabei hatten der Goldrausch von Lappland und der von Amerika nichts weiter gemeinsam als die Geldgier.
    Im Café Wanha Waskoolimies stärkten sie sich vor der Weiterfahrt mit einem deftigen Beefsteak »Prospektor« aus gehacktem Rentierfleisch, und als Nachspeise gab es »Petronellas Traum«, eine Waffel mit lappländischen Moltebeeren und Sahne. Dann nahmen sie sich ein Taxi und fuhren gut zwanzig Kilometer südwärts, anschließend von Porttipahta aus noch einmal knapp zehn Kilometer am künstlichen See entlang bis zum Tankajoki und zu Hermannis Hütte. Im Taxi verloren sie kein Wort über den Zweck der Fahrt, denn schließlich waren sie unterwegs, um Kriegsgeheimnisse aus dem Versteck zu holen.
    Am Ziel erwartete sie ein trauriger Anblick. Hermannis Hütte war bis auf die Grundmauern abgebrannt, ebenso der Schuppen mitsamt der Axt und dem übrigen Inhalt. Waren die Gebäude absichtlich angezündet worden? Wer steckte hinter der Brandstiftung?
    »Hab keine Ahnung, nicht mal die Zeitung hat was darüber geschrieben«, behauptete der Taxifahrer, dabei kannte er Hermanni, er hieß Tuure Honkanen und stammte aus Vuotso.
    Hermanni Heiskari untersuchte die Ruinen. Die Asche war bereits kalt, mehrfach vom Regen durchnässt. Das Feuer hatte vermutlich vor ein, zwei Wochen gewütet. Absolut alles war verbrannt, auf dem Hof lag nicht mal gerettetes Inventar. Die Flammen waren so heftig gewesen, dass der Blechherd der Sauna völlig verbogen und nicht mehr zu erkennen war, und der Wasserkessel war in der Hitze geplatzt. Die Brandmauer hatte sich nach unten gebogen, auf ihr zeigte sich frischer roter Rost. Hermanni musterte den Hof, dort wuchs grünes Gras, so wie vorher, und die Wege waren unversehrt. Also war gar kein Feuerwehrauto hier gewesen. So löste sich also das Heim eines Wandersmannes in Rauch auf, ohne die kleinste Notiz in der Zeitung, und noch nicht einmal die Feuerwehr erfuhr von dem Vorfall.
    In einer Fichte am Ufer saß ein schwarz bemantelter Rabe, der ein paar Mal krächzte. Irgendwie passte das zur Stimmung.
    Hermanni war sprachlos. Er stand auf dem Hof und be­trachtete die Ruinen seiner Hütte. Der Taxifahrer, in einiger Entfernung, räusperte sich. Das Einzige, was von der Behausung übrig war, war der Briefkasten vorn am Weg. Hermanni ging hin und freute sich, denn der Kasten war voll bis obenhin. Bei näherem Hinsehen erwies sich die Freude als verfrüht. Der Postbote hatte zu dem Eremiten von Porttipahta kiloweise bunte Werbeblätter, einen beträchtlichen Stapel Rechnungen und diverse Mahnungen getragen. Sogar ein Brief vom Gerichtsvollzieher war darunter. Hermanni stopfte das Zeug wieder in den Kasten, riss ihn aus dem Boden und stampfte all die Botschaften in den Uferschlamm des künstlichen Sees, mitsamt Brief­kasten und allem Drum und Dran. Anschließend – man mag es kaum sagen – pinkelte er obendrauf.
    Ragnar Lundmark versuchte den niedergeschlagenen Mann zu trösten:
    »Ich bin sicher, dass Frau Lundmark Ihnen angesichts dieses Verlustes irgendwie helfen wird …«
    Hermanni schluckte nur und erklärte, dass er nicht um die Hütte trauere, sie habe sowieso nicht ihm,

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