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Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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Jahre alt, schlank und sportlich. Beruflich bin ich im medizinischen Bereich tätig. Ihr Anruf würde mich freuen.«
    Ich fand, dass der Ausdruck »medizinischer Bereich« sehr schlau gewählt war. Nun wusste der Unbekannte ungefähr, was ich machte. Aber auch, wenn der »Unbekannte« in Wirklichkeit ein »Bekannter« war, würde er nicht erkennen, dasses sich bei der Schreiberin um mich handelte. Es war Carla doch gelungen, mich zu verunsichern. Und daher würde ich natürlich auch meinen Nachnamen verschweigen. Am besten, ich nannte mich »Linda«. Peter hat mich so gerufen. »Linda« klang nach »Dynasty«, der beliebten Fernsehserie der Achtzigerjahre, nach Reichtum und Schönheit. Nicht nach einer braven Mama mit einer zu großen Nase. Ich setzte meine private Telefonnummer darunter (am besten zu erreichen zwischen neunzehn und zwanzig Uhr), druckte den Brief aus und steckte ihn in einen Umschlag. Nun ab damit in den Briefkasten an der nächsten Straßenecke, bevor ich es mir wieder anders überlegen konnte.

    In den nächsten Tagen zuckte ich jedes Mal zusammen, wenn irgendwo ein Telefon läutete. Ich sagte mir immer wieder, dass es Wochen dauern konnte, bis der »biedere Geschiedene« anrief. Und dass mich sein Anruf sicher nicht in der Praxis erreichte.
    »Was habe ich mir da bloß aufgehalst?« Ich stöhnte und hoffte auf Beas Mitgefühl. Wir hatten uns wie fast jeden Dienstag zum Mittagessen getroffen. Diesmal in einem kleinen Naturkostlokal, das in der Nähe meiner Praxis lag. Ich hatte montags, dienstags und donnerstags auch nachmittags Sprechstunde. Bea unterrichtete am Dienstagnachmittag in der nahe gelegenen Volkshochschule zum Thema »Wie schreibe ich einen Roman? «. »Meine Hausfrauenrunde«, wie sie es liebevoll nannte. Sie hatte selbst bereits zwei Romane geschrieben. Den einen über Marie von Ebner-Eschenbach. Den zweiten über Napoleons erste Frau Josephine. Leider hatte sie noch keinen Verlag gefunden, der bereit war, ihre Werke zu veröffentlichen.
    Beas Mitgefühl blieb aus: »Ist doch toll, wenn sich endlich etwas rührt! Wenn dein Blut wieder einmal so richtig in Wallung gerät. Und sei es auch nur wegen eines simplen Inserats.«
    »Ich komme mir vor wie eine brave Jungfrau vom Lande.«
    »Du hast einen Knall.« Bea biss ungerührt in das nächste Salatblatt. »Du bist doch keine brave Jungfrau – oder hast du die beiden Jungen vor der Klosterpforte aufgelesen?«
    Ich musste kichern: »Nein, wirklich, Bea. Mir fehlt die Zeit zwischen zwanzig und zweiundvierzig. Mit zwanzig habe ich Peter kennen gelernt. Ab diesem Zeitpunkt habe ich mich nicht mehr für andere Männer interessiert.«
    »Das war ein Fehler«, fand Bea. »Herr Ober, noch ein Glas Johannisbeersaft, bitte.«
    »Mir fehlt es einfach an Selbstsicherheit, wenn ich mit Männern zu tun habe.«
    Bea kniff die Augen zusammen: »Bekommst du auch weiche Knie, wenn ein Mann auf deinem Behandlungsstuhl sitzt, den Mund weit aufgerissen, ein kesses Plastikschürzchen um den Hals gebunden?«
    Ich musste wieder lachen: »Nein, natürlich nicht. Oder sagen wir: kaum. Ich habe schon eine Hand voll Patienten, die verflixt gut aussehen, das muss ich zugeben.«
    »Und?« Bea war sichtlich neugierig.
    »Ihre Frauen sind auch bei mir in Behandlung. Dazu die fröhliche Kinderschar. Und wie stellst du dir das überhaupt vor? Auch wenn einer von denen Single wäre, könnte ich ihn kaum fragen, ob er mich zum Essen ausführt, oder?«
    Bea schien diesen Einwand abzuwägen: »Na, vielleicht wenn du mit den Wimpern klimpern und dir für diesen Zweck einen großen Ausschnitt in deinen weißen Kittel schneiden würdest …«, schlug sie vor und lachte.
    »Jetzt hast du einen Knall!«
    Der Kellner brachte den Johannisbeersaft.
    »Kommst du eigentlich nächste Woche zu meinem Vortrag bei Carlas Verein?«
    »Der würde mich natürlich interessieren«, gab ich zu, »aber bin ich dort überhaupt willkommen? Ich bin doch keine Führungskraft.«
    Bea sah mich zuerst mit großen Augen an, dann schnaufte sie unwillig. »Dein Selbstbewusstsein ist nicht nur in puncto Männer im Eimer, meine Gute«, ihre Stimme klang streng. »Fach- oder Führungsverantwortung sind die Kriterien für eine Aufnahme, soviel ich weiß. Und Fachverantwortung hast du ja wohl genug. Ich erwarte dich am nächsten Montag bei meinem Vortrag. Schau dir die anderen Damen ruhig einmal an. Vielleicht ist das Netzwerk auch für dich das Richtige. Herr Ober«, sie winkte energisch, »bitte zahlen.

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