Vom Internet ins Ehebett (German Edition)
viel professioneller nutzen. Daraus ließe sich gutes Geld machen.«
»Mir hat nicht nur der Vortrag gefallen, sondern auch die Stimmung allgemein. Und einige der anwesenden Damen. Ich hatte mir deinen Club immer viel steifer vorgestellt. Ich sah den Saal voll von eiskalten Businessladys und dachte, ich würde mir fehl am Platz vorkommen. Aber ich habe mich wohl gefühlt. Ich bin froh, dass ihr mich überredet habt mitzukommen. Ich komme gerne wieder einmal mit.«
Bea war begeistert: »Ein Kongress in Wien! Das ist ja eine großartige Neuigkeit. Wenn ich an die vielen passenden Männer denke. All die Zahnärzte und Kieferchirurgen. Das ist doch traumhaft für dein Vorhaben. Wenn man Leute kennen lernen will, dann sage ich immer: ›Seminare sind das Wahre.‹ Aber ein Kongress, ein Kongress … Verflixt, was reimt sich auf Kongress?«
Sie schwang sich auf die Anrichte in meiner Küche und ließ die Beine baumeln. Die Tücher über ihrem schwarzen Rolli waren diesmal grün: grasgrün, tannengrün, flaschengrün, olivgrün, giftgrün. Sie schnappte sich ein Salatblatt aus der Schüssel. Dann kaute sie gedankenverloren darauf herum, während ihre Rechte mit wilder Geste durch die Luft dirigierte, als wäre sie dabei, eine nie da gewesene, philosophische Meisterleistung zu erbringen.
»Kongresser sind besser!«, rief sie schließlich aus.
Ich holte eben die Essigflasche aus dem Schrank. »Bravo! Fürwahr ein poetischer Geniestreich! Den solltest du unbedingtin deinem nächsten Roman verwenden.« Dann schlug ich ihr mit der Hand auf die Finger. »Und iss nicht den ganzen Salat auf. Den brauchen wir noch fürs Abendessen.« Ich stellte die Schüssel sicherheitshalber außer Reichweite.
»Holzi lässt mich immer naschen«, murrte meine Freundin und klang wie ein kleines Kind, »wann kommt denn die Gute endlich aus dem Urlaub zurück?«
Die gute Holzi war unsere Haushälterin. Frau Maria Holzinger aus Niederösterreich. Eine wahre Perle, die gerade mit ihrer Schwester auf den Kanaren Urlaub machte und erst in elf Tagen zurückerwartet wurde. Als Carla vor zwei Jahren bei uns einzog, da brachte sie nicht nur Marie und eine Anzahl Designermöbel mit, sondern auch besagte Holzi, eine gemütliche, runde Frau mit zeitlosem Aussehen und einer gestreiften Kittelschürze. Als Carla die Scheidung einreichte, hatte Maria Holzinger zuerst gezögert, Oliver allein zu lassen (»Der arme junge Doktor!«). Aber die Tatsache, dass ein großer, gut gebauter Barkeeper in Zukunft den Haushalt leiten sollte, war ihr doch etwas seltsam erschienen. Sie bezog also ein geräumiges Zimmer neben Carlas Wohnung im Dachgeschoss und übernahm ganz selbstverständlich neben deren Haushalt auch den meinen. Sie nannte mich immer »Frau Doktor«. (»Aber natürlich, Frau Doktor. Wie denn sonst? Wo Sie doch eine wirkliche Frau Doktor sind. Bei uns daheim nennt man sogar die Frau von einem Doktor Frau Doktor. Sonst ist die beleidigt.«) Es dauerte nicht lange und die Jungen (»Nein, zwei so liebe Buben!«) hatten sie ebenso ins Herz geschlossen wie Marie. Ich hatte mich bisher mit mehr oder weniger verlässlichen jungen Haushaltshilfen herumgeschlagen. Da genoss ich es natürlich, verwöhnt zu werden. Und vermisste Holzi zutiefst, wenn sie nicht da war.
Bea wandte sich wieder ihrem eigentlichen Thema zu: »Wie viele Teilnehmer sind denn bei so einem Kongress?«
Ich wusste es auch nicht genau. Einige Hundert?
»Alles Männer?« Sie klatschte begeistert in die Hände.
Ich musste grinsen und schüttelte den Kopf: »Wohl kaum. Kannst du bitte diese drei Zwiebeln schneiden? Ich muss dabei immer heulen wie ein Schlosshund.«
Bea rutschte vom Küchenschrank herunter und griff nach einem Schneidebrett. »Mit wem ist Holzi im Urlaub?«, erkundigte sie sich, wie immer etwas sprunghaft.
»Mit ihrer Schwester.«
»Nicht mit ihrem neuen Bekannten, dem höheren Beamten?«
»Ist eine ehrbare Frau, unsere Holzi.«
»Wo sagtest du, hat sie den Herrn kennen gelernt?«
»Auf dem Flohmarkt der Pfarre. Sie hat dort Gläser ihrer berühmten Stachelbeermarmelade verkauft, die sie vorsorglich schon letzten Sommer eingekocht hatte.«
Bea legte ihren Kopf schief und überlegte: »Sieh an, sieh an. Vielleicht solltest du auch Stachelbeermarmelade einkochen. Oder zumindest verkaufen …«
Zack, zack, zack, mit raschen, zügigen Schnitten rückte sie den Zwiebeln zu Leibe. Ich verzog mich in die äußerste Ecke der Küche: »Den Teufel werde ich tun. Und überdies
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