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Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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auch haarsträubend:
    »Das kann wohl nicht wahr sein. Carla, hör dir das an, der hat doch nicht alle Tassen im Schrank: ›Attraktiver, muskulöser Steinbockmann, siebenundzwanzig, einszweiundachtzig, an junges Gemüse fantasielos gebunden, sucht reife, gut situierte Lady ab fünfunddreißig zur Verwirklichung ihrer geheimen Wünsche.‹«

 
III
    Carla ließ ihr Blatt auf die ausgestreckten Knie sinken und blickte fassungslos zu mir herüber: »Was liest du denn da, um Himmels willen?!«
    »Kontaktanzeigen«, ich bemühte mich so zu klingen, als sei dies das Selbstverständlichste der Welt. »Diese ist schon besser, hör mal: ›Beamter, vierundvierzig, einsdreiundsiebzig, geschieden, sportlich, beruflich sehr engagiert, sucht mangels anderer Gelegenheit auf diesem Wege …‹«
    »Du hast doch nicht im Ernst vor, auf eine Anzeige zu antworten!« Carla hatte sich stocksteif in ihrem Stuhl aufgerichtet.
    »Hallo, ihr Lieben! Versäume ich da gerade etwas? Habt ihr noch Kaffee für mich?« Bea stand im Türrahmen. Wie immer in wallender, schwarzer Kleidung. In schwarzen Hosen diesmal, die in derben, kurzen Schnürstiefeln steckten. Über den überdimensionalen Strickpullover waren die unvermeidlichen farbenfrohen Schals geschlungen. Die Mütze, die im Freien die karottenroten Haare verborgen hatte, flog in lässigem Bogen auf den nächsten Stuhl. Tim hatte wohl wieder einmal vergessen, die Haustür abzuschließen.
    »Guten Morgen, Bea«, ich war aufgestanden, um eine Tasse für meine Freundin aus der Glasvitrine zu holen, »schön, dass du gekommen bist. Setz dich zu uns. Wir haben eben eine kleine Meinungsverschiedenheit.«
    Bea öffnete den Schraubverschluss der Kaffeekanne, die Carla wortlos hinübergeschoben hatte. Als sie sich mit einem kritischen Blick ins Innere davon überzeugt hatte, dass noch genügend vorhanden war, goss sie die schwarze, dampfend heiße Flüssigkeit in die bereitgestellte Tasse.
    »Worum geht’s denn? Handelt es sich um Oliver? Ich habe eben sein Auto wegfahren sehen. Ich habe doch Recht, wenn ich daraus schließe, dass er hier war?«
    »Roli will auf eine Heiratsannonce antworten«, erklärte Carla, ohne auf Beas Vermutung einzugehen. Ihre Stimme klang düster.
    »Auf eine Kontaktanzeige«, verbesserte ich.
    »Na und?«, fragte Bea.
    »Na und?«, wiederholte Carla ungläubig. »Ist das alles, was dir dazu einfällt? Findest du es etwa gut, wenn Rosalind …«
    »Ich finde es gut, dass Roli endlich beschlossen hat, sich hier nicht länger lebendig zu begraben«, fiel ihr Bea ins Wort. »Die Bargeschichte neulich war nicht das Richtige. Also müssen wir etwas anderes versuchen.«
    »Aber es muss doch nicht gleich etwas so Vulgäres wie eine Anzeige sein!« Es hatte den Anschein, als hätte Carla am liebsten mit der Faust auf den Tisch geschlagen.
    Bea zuckte achtlos mit den Schultern: »Wenn’s hilft.«
    Sie nahm einen Schluck aus der Kaffeetasse und deutete auf die Strickjacke, die mein Schwiegervater über die Lehne seines Sessels gehängt und vergessen hatte. »Der gute Hubert macht sich hier schon so breit, dass man meinen könnte, er sei mit Roli verheiratet.«
    »Gott behüte!«, entfuhr es mir. »Und überhaupt, weder Hubert noch die Kinder sind ausschlaggebend für meinen Entschluss …« Wollten die beiden denn nicht endlich verstehen, worum es mir ging?
    »Das wissen wir, Roli«, unterbrach mich Carla auch schon. »Aber muss es wirklich eine Anzeige sein?«
    »Also warum denn nicht?«, Bea zuckte achtlos mit den Schultern, »eine Putzfrau sucht man ja auch auf diesem Weg.«
    »Ein Freund ist doch keine Putzfrau!«, Carla war entrüstet.
    »Das ist zu befürchten«, antwortete die unverbesserliche Bea, »obwohl die Vorstellung doch reizvoll wäre. Ein Liebhaber, der sich auch im Haushalt nützlich macht … na ja, mankann nicht alles haben. Habt ihr euch schon für eine Anzeige entschieden?«
    Ich breitete die Zeitung auf dem Esstisch aus. Einmütig beugten wir die Köpfe darüber.
    »Also, ich weiß nicht«, sagte Carla, als sie sich wieder aufrichtete. »Es muss doch noch andere Wege geben.«
    »Aber sicher gibt’s die«, erklärte Bea munter, »kein Grund, diesen nicht auch zu versuchen.«
    »Für Frauen ab fünfunddreißig ist die Chance höher, vom Blitz erschlagen zu werden, als einen Mann zu finden«, konnte ich mich nicht zurückhalten, meine Zweifel anzumelden.
    »Oder von einem Tiger gefressen zu werden«, bestätigte Carla düster.
    Na bravo, vielen Dank. Sehr

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