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Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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aufbauend.
    Glücklicherweise war auf Bea Verlass: »So ein Schwachsinn! Von Männern erfunden, um Frauen zu entmutigen. Und schon längst widerlegt. Die Statistik besagt …«
    »… dass es in unserem Alter viel mehr Frauen gibt als Männer.« Was war bloß in Carla gefahren? Sie war doch sonst nicht so pessimistisch.
    Bea erwog diesen Einwand nur kurz: »Mag schon sein. Aber Roli sucht ja nicht viele Männer, sondern einen einzigen. Und einen wird es doch in Gottes Namen geben.«
    Dafür hätte ich sie umarmen können.
    Auch Carla gab sich geschlagen. »Na, gut. Vielleicht sollte Rosalind dem Mann hier einen Brief schicken: ›Mitarbeiter der Landesregierung, einssechsundfünfzig, vierundfünfzig Jahre, jung geblieben …‹«
    »Was soll Roli denn mit einem Zwerg!«, rief Bea entgeistert.
    »Wie gefallt euch das Inserat«, fragte ich und las meinen Favoriten vor: »›Mann mit vielen Interessen, einsdreiundsiebzig, geschieden, sportlich, beruflich sehr engagiert sucht mangels anderer Gelegenheit auf diesem Wege …‹«
    Bea schüttelte den Kopf: »Ein biederer Geschiedener! ›Mangels anderer Gelegenheit‹, wenn ich das schon höre. Ein Schlappschwanz.«
    »Ich dachte, du seist dafür, dass ich auf eine Anzeige antworte. Und jetzt hast du an allem etwas auszusetzen.«
    Bea griff nach der Zeitung: »Ist das ein Wunder? Lies nur: ›Einsamer Junge sucht reife Lady mit großem Busen und weit geöffnetem Herzen …‹ Da bist du dein Geld los, so schnell kannst du gar nicht schauen. Wie war’s damit: ›Dominanter Endfünfziger sucht gefügiges Fräulein …‹«
    »Also, Bea!«, Carla war ernsthaft schockiert. »Du wirst doch Roli nicht mit einem Sadisten verkuppeln wollen!«
    »›Witwer, zweiundfünfzig, sucht für sich und seine drei schulpflichtigen Kinder …‹«, las ich.
    »Kommt nicht in Frage!«, rief Carla.
    »›Wen darf ich verwöhnen? Smarter Boy freut sich …‹«, las Bea.
    »Kommt nicht in Frage!«, rief ich.
    Bea war nicht zu bremsen: »›Jeder Topf findet seinen Deckel. Wenn du, bescheidene Frau bis vierzig mit Kochkenntnissen (Hausmannskost bevorzugt) mein Deckel sein möchtest …‹«
    »Nein!«, rief Carla.
    »›Eleganter Sportwagenbesitzer, Unternehmersohn, achtundreißig, Villa an der Riviera, sucht kultivierte Dame ohne Altlasten …‹«
    »Was sind Altlasten?«, fragte ich verständnislos.
    »Kinder vermutlich«, erklärte Bea, noch in die Zeitung vertieft.
    »So ein Trottel!« Meine Entrüstung kam aus ganzem Herzen.
    Bea blickte auf und grinste: »Mir scheint, euch ist keiner dieser Herren gut genug. Es bleibt dir wohl nichts anderes übrig: Du musst selbst eine Anzeige aufgeben.«
    »Bis du verrückt?«, rief Carla aus. »Stell dir vor, das spricht sich in der Stadt herum: ›Rosalind Steinberg, die bekannte Zahnärztin …‹«
    »Na und? Was ist denn dabei, verdammt noch mal?«, brauste Bea auf. »Warum muss man es denn geheim halten, wenn man einen Mann sucht? Und überhaupt: Wie soll esdenn bekannt werden? Die Stadt ist groß. Und nicht jeder kennt Roli. Wenn ihr einer antwortet, den sie kennt …«
    »Ich kenne keinen, der eine Frau sucht. Das ist ja das Problem«, meldete ich mich zu Wort. Und fügte hinzu, um die Diskussion abzuschließen: »Ich denke, ich schreibe doch an den biederen Geschiedenen.«

    Dieses Vorhaben konnte ich schon Minuten später in die Tat umsetzen. Meine Freundinnen hatten sich in Carlas Wohnung im Dachgeschoss zurückgezogen. Carla war Mitglied in einem internationalen Verein für weibliche Führungskräfte. Den Namen des Vereins vergaß ich immer wieder, ich wusste nur, dass man ihn EWMD abkürzte. Sie hatten Bea als Vortragende für ihren nächsten Clubabend gewonnen. Bea war Historikerin und hatte sich vor allem auf die Rolle der Frau im 18. und 19. Jahrhundert spezialisiert. Nun wollte sie mit Carla die genauen Details für ihre Rede zusammenstellen und Folien entwerfen, um den Vortrag noch anschaulicher zu gestalten. Ich setzte mich an den Schreibtisch, startete meinen Laptop und las das Inserat des »biederen Geschiedenen« noch einmal durch. Was hieß schon »bieder«? Bieder war ich selbst auch. Eine brave Mutter von zwei Kindern, ihrem Gatten treu, lange über seinen Tod hinaus. Wer würde da besser zu mir passen als ein biederer Geschiedener? Ich beschloss, den Brief kurz zu halten. Nach zahlreichen vergeblichen Versuchen war ich halbwegs zufrieden:
    »Sehr geehrter Unbekannter, Ihr Inserat hat mich angesprochen. Ich bin zweiundvierzig

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