Vom Internet ins Ehebett (German Edition)
diesem internationalen Ereignis ein! Na, die würden sich wundern. Ich hatte richtig Lust, sie zu überraschen.
»Fein. Dann nehmen wir ihn ins Programm auf. Dauer eine Stunde mit der Möglichkeit, Fragen zu stellen. Ich lasse Ihnen umgehend alle Unterlagen zusenden. Guten Abend, Frau Kollegin, Handkuss.«
»Auf Wiedersehen.«
Wie in Trance legte ich den Hörer auf und erhob mich aus dem Lehnstuhl. »Ich halte einen Vortrag.«
»Bea auch, und zwar in einer halben Stunde«, antwortete Carla kühl. Sie war nie unpünktlich. »Willst du deine Haare noch aufstecken? Oder ist das dein neuster Look?«
Ich beeilte mich in mein Schlafzimmer zu kommen, bevor ich mir endgültig ihren Unwillen zuzog.
IV
Als wir das Hotel erreichten, in dem Carlas Club tagte, war eine der Frauen soeben dabei, die Anwesenden zu begrüßen. Wir huschten zu zwei Stühlen in der vorletzten Reihe. Carla peinlich bemüht, möglichst wenig Aufsehen zu erregen. Sie grüßte flüsternd nach allen Seiten und winkte verstohlen zu weiter weg sitzenden Bekannten hinüber. Ich nickte ihr höflich lächelnd hinterher.
Bea wurde begrüßt. Sie trat ans Podium, begleitet von freundlichem Applaus. Ich bewunderte immer wieder, wie selbstsicher sie sich präsentierte. Sie verstand es, bereits mit den ersten Worten das gebannte Interesse ihres Publikums zu wecken.
»Im 18. Jahrhundert wusste man genau, wie eine anständige Frau zu sein hatte«, begann sie ohne lange Begrüßung und zitierte ein bekanntes Nachschlagewerk: »Sie beschränkt sich auf die Pflichten der Frau und Mutter und opfert ihre Tage der Praktizierung ruhmloser Tugenden …«
Bea spannte darauf den geschichtlichen Bogen vom Mittelalter in die Gegenwart und kannte in jeder Epoche Beispiele mutiger Frauen, die sich nicht in das enge Korsett der Konventionen hatten schnüren lassen. Ihre Worte regten zum Nachdenken, aber auch zum Lachen an. Und so waren die Teilnehmerinnen in angeregter Stimmung, als wir uns schließlich ins Restaurant begaben, um gemeinsam zu Abend zu essen. Runde Tische für jeweils acht Personen waren vorbereitet. Ich setzte mich zu Bea, die bereits durstig über ein Glas Mineralwasser hergefallen war, und gratulierte ihr zu dem gelungenen Vortrag. Andere Damen schlossen sich dem an, und so war unser Tisch rasch besetzt.
»Hallo, wir kennen uns noch nicht. Ich bin Franziska Querulin, die Vorsitzende des Clubs. Sie interessieren sich für unser Netzwerk?«, fragte die Frau zu meiner Linken mit einem herzlichen Lächeln.
Ich nickte: »Ich bin eine Freundin von Carla Martens und Bea, der heutigen Vortragenden. Mein Name ist Steinberg, Rosalind Steinberg.«
»Steinberg? Sie waren nicht zufällig mit Peter Steinberg verwandt?«, erkundigte sich eine der Frauen von gegenüber. »Ich bin auch Rechtsanwältin. Ihr Mann und ich haben so manchen Rechtsstreit ausgefochten.«
»Warum sind Sie Mitglied bei EWMD geworden?«, fragte sie eine blasse Blonde, die anscheinend ebenfalls neu hier war.
»Dafür gibt es eine Menge Gründe. Der wichtigste war, dass einer allein nie so stark sein kann wie eine Gruppe. Männer machen es uns doch seit Jahrhunderten erfolgreich vor: Sie bilden Clubs und Lobbys und helfen sich gegenseitig auf der Karriereleiter«, die Rechtsanwältin kam voll in Fahrt, »warum sollten wir sie uns da nicht zum Vorbild nehmen? Ich hatte es endgültig satt, als Einzelkämpferin durch die Welt zu gehen.«
Ja, warum sollten wir wirklich dem Vorbild nicht folgen?
»Was meinen Sie, wie froh ich bin, diesen Club gefunden zu haben!« Das Gesicht zu ihrer Linken strahlte. »Ich bin vor einem Jahr in diese Stadt gezogen. Als Selbstständige habe ich es besonders schwer, in einer neuen Umgebung Fuß zu fassen. Wo sonst hätte ich je so schnell und unkompliziert neue Freundinnen und Geschäftspartnerinnen finden können wie hier? Übrigens: Mein Name ist Margarite Meiner. Ich bin Färb- und Stilberaterin.«
»Wie kamen Sie dazu, sich mit der Geschichte der Frauen zu befassen?«, wollte die Rechtsanwältin von Bea wissen.
Bea erzählte mit launigen Worten. Alle Damen steuerten Überlegungen und Anekdoten aus ihrem Berufsleben bei. Das Essen war ausgezeichnet. Alles in allem wirklich ein gelungenerAbend. Und als ich schließlich wieder in Carlas Auto stieg, hatte ich eine Reihe neuer, interessanter Bekannter gewonnen.
»Danke fürs Mitnehmen«, sagte ich, als wir in Richtung Heimat unterwegs waren.
»Bea ist ein As im Redenhalten«, bestätigte Carla, »sie sollte das
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