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Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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Thermoskanne.

    Am darauf folgenden Mittwoch traf ich mich mit Stefan zum Mittagessen. In einen bequemen Rattanstuhl zurückgelehnt, genoss ich es, mit ihm bei seinem Lieblingsitaliener zu sitzen und die überraschten, aber auch neidvollen Blicke der anderen weiblichen Stammgäste aufzufangen. Wir saßen auf der Terrasse unter einem bunten Sonnenschirm. Ich freute mich über den warmen Sonnenschein. Und war stolz auf meine neue optische Sonnenbrille. Ich sähe damit aus wie eine Filmdiva, hatte mir Margarite erklärt, die ich zufällig vor dem Optikergeschäft getroffen und mit in den Laden gezerrt hatte. Dazu brauchte es allerdings nicht allzu viel Überredungskunst, sie war ohnehin neugierig und gespannt: »Na, wie läuft’s denn so mit dir und Stefan? Aus ihm ist ja nichts herauszubringen.«
    Ich erzählte ihr, dass wir am Samstag essen waren und uns am Mittwoch wieder treffen würden. Margarite ließ einen anerkennenden Pfiff hören: »So schnell schon das dritte Treffen. Du hast ihn ganz schön beeindruckt! So rasant ist Stefan sonst nicht!«
    Rasant? Das war rasant? Dann war ich froh, nicht miterleben zu müssen, wenn er langsam war.
    Die Kellner räumten den Tisch ab. Stefan verlangte nach der Rechnung. Es war dreizehn Uhr dreißig, und ich war gespannt, wie Stefan meinen freien Nachmittag mit mir verbringen wollte.
    Darum schockierte mich seine nächste Frage wirklich: »Kann ich dich mit dem Auto mitnehmen?«
    »Mitnehmen?«, wiederholte ich und hoffte, mein Verdacht würde sich nicht bestätigen. »Wohin mitnehmen?«
    »Na, ich fragte, ob ich dich nach Hause bringen soll, natürlich«, erklärte er, als sei dies das Selbstverständlichste auf der Welt.
    »Aber du hast doch heute auch einen freien Nachmittag!« Ich hasste mich dafür, dass meine Stimme klang wie die einer enttäuschten Vierzehnjährigen, deren Vater dabei war, ihr einen Wunsch zu verweigern.
    »Freier Nachmittag heißt selbstverständlich: Golfplatz. Wie denkst du denn, hätte ich je mein niedriges Handicap erreicht ohne üben, üben und nochmals üben? Also, was ist? Ich habe es eilig. Ich möchte meine Kollegen auf keinen Fall warten lassen. Das wäre ungehörig.«
    So schnell wollte ich mich noch nicht geschlagen geben: »Ich habe doch heute auch meinen freien Nachmittag. Wie wär’s, wenn ich mit dir zum Golfplatz komme?«
    Es hätte mich wirklich gefreut, Stefan in seinem Element zu sehen. Einige seiner Freunde kennen zu lernen. Ich stellte mir vor, beim Clubhaus in der Sonne zu sitzen und ihm dabei zuzusehen, wie er mit seinem Schläger den weißen Ball in hohem Bogen durch die Luft schoss. Meine neue Sonnenbrille hätte ich dabei sexy in die Haare geschoben.
    »Ja, hast du denn die Platzreife, mein Lieb?«
    Er nannte mich seit unserem letzten Treffen immer »mein Lieb«. Das klang ehrerbietig. Aber auch reichlich altmodisch. Darum war ich mir nicht sicher, ob es mir gefiel. Zu Stefan passte es.
    »Nein, ich habe keine Platzreife. Wie sollte ich denn auch? Ich habe einen Golfplatz noch nie aus der Nähe gesehen.«
    »Ohne Platzreife hast du dort, wo ich spiele, nichts verloren«, erklärte er kategorisch.
    Der Kellner kam, um die Rechnung zu präsentieren. Eine goldene Kreditkarte verschwand in der Serviette auf dem dafür bereitgestellten Teller. Stefan steckte die Rechnung in die Brusttasche seines Sakkos. Wahrscheinlich konnte er das Treffen mit mir von der Steuer absetzen. Darum bot ich ihm auch nicht an, mich am Bezahlen zu beteiligen. Wie ich ihn einschätzte, hätte ich ihn damit ohnehin nur verärgert. Und ich wollte den Bogen nicht überspannen.
    »Also was ist jetzt? Auto oder nicht Auto?« Dann, wenn ich es nicht wollte, da hatte er es eilig.
    »Danke. Ich bin selbst mit dem Wagen da.«
    »Na, das ist ja prima.« Jetzt klang er wie Herr Steuerthal.
    Doch dann wurde seine Stimme wieder weich und zärtlich: »Sei mir nicht böse, Rosalind. Es geht um meine Golferehre. Ich verspreche dir, mich ganz bald wieder zu melden. Und dann machen wir uns einen besonders schönen Abend. Und jetzt lächle doch wieder. Ich liebe es, wenn du lächelst.«
    Und ich lächelte wieder. Was hätte ich nach so einem schönen Kompliment auch anderes tun können? Stefan lächelte zurück. Dann drückte er mir einen kleinen Kuss auf die Stirn und ging. Ich stand da, sah ihm nach und beeilte mich, zu meinem Auto zu kommen. Seltsam. Das war mir schon letztes Mal aufgefallen: Bei seinen kleinen Küssen war mir jedes Mal ein modriger Geruch in die Nase

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