Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
Vom Netzwerk:
ehesten. Ich würde es mitnehmen, aber über dem Arm tragen und nie und nimmer umlegen.
    »Braves Mädchen!« Stefan lächelte, als ich zurückkam, und küsste mich auf die linke Wange. Dann legte er mir das Tuch über die Schultern.

    Wir erreichten die Oper eine Viertelstunde vor Beginn der Vorstellung. Stefan hatte seinen Jaguar auf einem reservierten Platz in der Parkgarage in der Nähe der Oper abgestellt: »Ich habe in mehreren Garagen der Stadt einen Dauerparkplatz gemietet«, mit einem Knopfdruck versperrte er seinen Wagen, »nichts ist mir lästiger, als einen Parkplatz suchen zu müssen.«
    Dann bot er mir galant seinen Arm, und wir schritten über den großen, gepflasterten Vorplatz der Oper entgegen. Vor dem Gebäude hatte ein Künstler riesige Spiegel aufgestellt. Ein großes Plakat verriet, dass sich diese Installation »Himmel und Erde« nannte. Das Leben auf der Straße sollte damit eingefangen und in den Himmel und auf den Boden gespiegelt werden. Eine originelle Idee, sicherlich. Doch was noch wichtiger war: Die vielen Spiegel waren wie geschaffen, um mein Selbstwertgefühl zu heben. Ich sah mich an Stefans Seite – was für ein Anblick! Wir waren sicher das attraktivste Paar des Abends. Das hellblaue Tuch wirkte garnicht so bieder, wie ich befürchtet hatte. Von allen Seiten grüßten uns andere Opernbesucher. Wir blieben mehrmals stehen, damit Stefan ein paar Worte wechseln konnte. Ich lächelte huldvoll.
    »Die Hochzeit des Jahres!«, sah ich im Geiste schon in großen Lettern als Schlagzeile auf der Stadtzeitung prangen. »Bekannter Unternehmer und Konsul heiratet Promi-Zahnärztin!« Ich musste grinsen. Die einzigen Prominenten, die in Wirklichkeit in meine Praxis kamen, waren ein pensionierter Zoodirektor und eine Fernsehmoderatorin, die man im letzten Jahr von der Senderleitung als zu alt empfunden hatte, um die Lottozahlen zu präsentieren. Laut Patientenkartei war sie drei Jahre jünger als ich.
    Man gab Verdis »Simone Boccanegra«. Stefan hatte eine Loge reserviert. Da saß ich also und verfolgte auf der Bühne den Kampf erbitterter Feinde. Und kämpfte selbst gegen die Hitze. Es war heiß in der Loge. Und unter meinem hellblauen Wollumhang war die Temperatur kaum auszuhalten. Ich spürte, wie die Schweißtropfen in kleinen Bächen meinem Rücken entlangrannen.

    In der Pause stellte sich Stefan am Buffet an, um zwei Gläser Sekt für uns zu organisieren. Er brauchte dafür so lange, dass bereits das erste Läuten das Ende der Pause ankündigte. Dafür war er entsprechend ungehalten: »Warum die hier nicht mehr Personal einstellen, ist mir rätselhaft: Und dann arbeiten die Frauen hinter dem Tresen auch noch langsam. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich hätte einer von ihnen die Flasche aus der Hand genommen, um sie eigenhändig zu öffnen.« Wir prosteten uns zu.
    »Ah, Herr Direktor Schneider, guten Abend, Frau Schneider!« Stefans Missmut war schlagartig verschwunden. Mit strahlendem Lächeln begrüßte er ein näher kommendes Paar. Er wies auf mich: »Frau Dr. Steinberg!«
    Wir reichten einander die Hände.
    »Wie war es auf den Malediven, liebe Frau Schneider? Die Flora und Fauna soll ihresgleichen suchen. Ist das Tauchen dort wirklich so traumhaft, wie man allgemein hört?«
    »Traumhaft ist gar kein Ausdruck, mein lieber Herr Auer-Bergenthal!«, bestätigte die dralle Blondine. Ihr lautes Lachen klang glockenhell durch das Foyer. Stefan hing an ihren Lippen, als würden sie ihm die Offenbarung verkünden. Dabei schilderten sie nur langatmig und detailliert die Tage auf der Insel.
    Ich hörte nur mit halbem Ohr zu. Meine Aufmerksamkeit hing an Frau Schneiders engem rotem Stretchkleid. Dieses Kleid hatte überhaupt keine Träger. Und von einem Pashmina war weit und breit nichts zu entdecken. Dennoch ruhte Stefans Blick wohlwollend auf ihren Rundungen. Mit einem Ruck zog ich mein Wolltuch von den Schultern. Ah, war das angenehm! Endlich kühle Luft auf der Haut! War ich denn blöd? Ich sah in meinem Kleid hundertmal besser aus als Frau Schneider. Und ich sollte mich verstecken, nur weil Stefan das so wollte? Höchste Zeit, mehr Selbstbewusstsein an den Tag zu legen und mich zu präsentieren, wie ich das für richtig hielt!
    Der Blick, den Herr Schneider mir schenkte, war nicht zu übersehen. Wäre der Mann nicht gar so schmierig gewesen, ich hätte mir überlegt, mit ihm zu flirten. Nur um Stefan eins auszuwischen. Würde er wohl eifersüchtig reagieren? Schade, Herr Schneider war

Weitere Kostenlose Bücher