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Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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ist beängstigend angeschwollen. Sonst sieht er sehr attraktiv aus.«
    »Na, dann schicken Sie ihn herein, und bereiten Sie bitte alles Nötige vor.«
    Kurz darauf wurde die Tür geöffnet, und ein großer, schlanker Mann betrat mit forschen Schritten meine Praxis. Wow, das war ein Mann, der wusste, was er wollte. Kein Wunder, dass er Schwester Mathilde gefiel. Er reichte mir mit einem gewinnenden Lächeln die Hand. Bevor er zusammenzuckte und sein Lächeln schlagartig einem schmerzverzerrten Gesicht Platz machte.
    »Frau Doktor, ich danke Ihnen. Sie sind meine Retterin in der Not. Wie ich Ihrer Assistentin schon sagte: Ich bin in großer Eile. In drei Stunden muss ich am Flughafen sein. Und nun dieser vermaledeite Zahn. Machen Sie mit ihm, was Sie wollen. Doch nehmen Sie mir die Schmerzen. Und ermöglichen Sie mir so, meine wichtige Geschäftsreise pünktlich anzutreten. Es wäre eine absolute Katastrophe, wenn ich das nicht schaffen würde.« Er strich sich seine langen schwarzen Haare aus der Stirn.
    Ich hatte ihm zugehört und dabei aufmerksam seine Gesichtszüge studiert. Wirklich ein gut aussehender Mann! Der Erfolg lachte aus jedem seiner Knopflöcher. Das Seltsame aber war, dass mir dieser Mann von irgendwoher bekannt vorkam. Dieses Gesicht hatte ich schon einmal gesehen. Aber ich wusste beim besten Willen nicht wo. Und er ließ auch mit keinem Wort erkennen, dass er mir schon einmal über den Weg gelaufen war.
    Ich wies mit einladender Geste auf den Behandlungsstuhl: »Bitte nehmen Sie Platz«, ich schenkte ihm ein verbindliches Lächeln, »ich werde sehen, was ich für Sie tun kann.«
    In diesem Augenblick läutete laut und vernehmlich ein Handy. Sein Handy. Er klopfte seine Jacketttaschen ab und zog ein winziges Ding heraus, das man nur schwerlich als Handy erkennen konnte.
    »Ich möchte Sie bitten, Ihr Handy auszuschalten«, verlangte ich in meinem strengsten Tonfall, »wir haben elektronische Geräte in der Praxis, die durch ein Mobiltelefon gestört werden können.« Was glaubte er denn, wo erwar? Es war doch heutzutage jedem bekannt, dass in einer Arztpraxis Mobiltelefone auszuschalten waren.
    Er machte mir ein Handzeichen und sagte entschuldigend: »Es ist dringend, entschuldigen Sie. Nur ganz kurz.« Dann drückte er auf den grünen Knopf, um den Anruf entgegenzunehmen.
    »Hallo? Na endlich, Frau Gruber, das hat ja ewig gedauert. Nein, ich bin beim Zahnarzt. Na, warum wohl? Passen Sie auf: Ich erwarte eine E-Mail von Parker-Stokington. Es muss in der nächsten halben Stunde eintreffen. Bringen Sie mir diese E-Mail hierher in die Praxis. Nein, warten Sie, bringen Sie sie mir besser zum Flughafen. Zum Check-in-Schalter. Den werden Sie doch finden, Frau Gruber, ich bitte Sie. So schwer ist das nicht. Und vergessen Sie nicht, die E-Mail in meinem Computer zu löschen. Die Angelegenheit ist ›topsecret‹! Kein Wort zu niemandem. Ja, das wär’s.« Er drückte auf den Ausschaltknopf, ohne sich zu verabschieden. »Nochmals: Bitte um Entschuldigung. Jetzt gehöre ich ganz Ihnen.« Er schwang sich auf den Behandlungsstuhl.
    Ich drehte mich zum Bildschirm um. Schwester Mathilde hatte inzwischen die Daten eingegeben, die der Patient beim Empfang angegeben hatte. »Rotter, Ferdinand Jakob« prangte dort in großen Buchstaben. Nun fiel es mir wie Schuppen vor den Augen: Darum war mir der Patient so bekannt vorgekommen! Carla hatte mir einmal ein Bild von einer Firmenveranstaltung gezeigt. Dieser weltgewandte Mann war niemand anderer als Efdschäi Rotter, Carlas rotes Tuch. Was für eine Ironie des Schicksals, dass er in seiner Not gerade in meine Praxis gekommen war. Und sich so in die Hände der besten Freundin seiner ärgsten Feindin begab. Doch er konnte sich beruhigt zurücklehnen. Ich hatte nicht umsonst meinen Eid geschworen. Besonderes Quälen sah dieser nicht vor.
    Ich sah mir den schmerzenden Zahn genau an und schickte Rotter dann zum Röntgen. Kurze Zeit später die Bestätigung:Der Zahn stand komplett unter Eiter. Es gab keine andere Wahl, er musste heraus.
    Schwester Mathilde bereitete alles für eine Extraktion vor. Ich zog die Spritze auf. Parker-Stokington … Warum war mir dieser seltsame Name bloß geläufig?
    »Wohin geht denn die Reise? Fliegen Sie in Urlaub?«, erkundigte ich mich, mehr um meinem Patienten die Angst zu nehmen als aus Neugier. Außerdem verkürzte ich gern mit ein bisschen Smalltalk die Wartezeit, bis die Spritze wirkte.
    »Nein, nein, ich bin beruflich unterwegs. Es geht

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