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Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Vom Internet ins Ehebett (German Edition)

Titel: Vom Internet ins Ehebett (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Berg
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mich sehr freuen, dich endlich persönlich kennen zu lernen.
    Mit lieben Grüßen
    Rosalind
    Ich hatte Bernhard aufs Abstellgleis geschoben, um ihn bei Bedarf wieder hervorzuholen. Und nun war dieser Bedarf gekommen. Doch, dachte ich, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen, ich machte dem Mann damit eine Freude. Und wenn ich ihm damit eine Freude machte, heiligte nicht der Zweck dann die Mittel? Ich lehnte mich in meinem Schreibtischstuhl zurück: Vielleicht war Bernhard ja der Mann, nach dem ich mich schon lange gesehnt hatte? Oder war es doch Stefan? Wie schön wäre es doch, wenn es die Mischung zwischen den beiden geben würde, die ich mir in den Wochen, in denen Bernhard und ich uns gemailt hatten, vor meinem geistigen Auge immer wieder vorgestellt hatte: Stefans edle Gesichtszüge, Bernhards liebe, kameradschaftliche, unkomplizierte Wesensart. Doch den Mann, den ich mir in meinen Träumen vorgestellt hatte, gab es nicht. Es wurde Zeit, dass ich mich endlich damit abfand! Ich konnte nur entweder den einen oder den anderen haben. Und ich wusste noch nicht, für welchen ich mich entscheiden würde.

 
XXIII
Life is what happens to you
       while you’re busy making other plans.
(Leben ist das, was passiert,
       während du andere Pläne schmiedest.)
                 John Lennon
    Wie ist es doch so oft: Man grübelt, man denkt, man überlegt sich, welche Entscheidungen man treffen sollte. Und wollte. Wägt das Für und die Wider ab. Und dann geschieht alles ganz anders, als geplant. Ich hatte in meiner Ungeduld eine Entscheidung herbeiführen wollen? Die Entscheidung bekam ich. Doch es war nicht ich, die sie traf.

    Es begann am nächsten Montagmorgen. Ich war wie gewohnt in die Praxis gefahren. Wie jede Woche am Montag hatten wir für acht Uhr eine Kollegenbesprechung angesetzt. Das war ein wichtiger Termin, um die Neuigkeiten in der Praxis zu besprechen, gemeinsame Aktivitäten zu planen. Und auch um uns über schwierige Fälle auszutauschen. Urlaubspläne für August und September waren abzustimmen, und Kollegin Ina Feiler hatte bereits die ersten Bewerbungsgespräche für die neue Dame am Empfang geführt.
    Gerade als ich von zu Hause aufbrechen wollte, fiel Tim ein, mir ein paar Unterlagen von seinem Fußballverein unter die Nase zu halten, die ich lesen und dann noch unterschreiben sollte. Jetzt aber nichts wie los!
    Ich traf mit dem Glockenschlag um acht Uhr in der Praxis ein. Alle Kollegen hatten sich bereits im Besprechungsraum versammelt. Ich nahm mir nicht die Zeit, meine Praxiskleidung anzuziehen, sondern warf nur meinen leichten Regenmantel auf die Garderobe. Dann stürmte ich in den Raum. Was ich dort sah, ließ mich im Schritt verharren: Da stand meine Kollegin Ina. Da standen all die männlichen Kollegen, ohne Ausnahme. Und: Da stand Gregor Neuhof.
    Der befand sich direkt neben der Tür, ich wäre fast in ihn hineingerannt. Ich dachte, mein Herz bliebe stehen.
    »Hi«, sagte ich, nicht gerade einfallsreich, doch in dieser Situation war es ein Wunder, dass ich überhaupt etwas herausbrachte. Was machte Greg in dieser Besprechung? Wie kam er in diese Praxis? Was hatte das zu bedeuten? Und warum, um Himmels willen, tat er, als würde er mich nicht kennen?
    Sein Lächeln blieb unverbindlich, als er mir die Hand reichte: »Guten Morgen, mein Name ist Gregor Neuhof.«
    »Steinberg«, murmelte ich reflexartig.
    Die Kollegen hatten mich entdeckt: »Rosalind ist gekommen, wir können beginnen.«
    Beginnen? Beginnen womit?
    »Wie ihr bemerkt habt, liebe Kolleginnen und Kollegen, habe ich heute Herrn Neuhof zu uns eingeladen«, begann Frank Spörer. »Er ist Architekt. Einer seiner beruflichen Schwerpunkte ist Feng Shui. Herr Neuhof wurde uns von Professor Meierhofer aus Wien empfohlen. Er hat auf dem internationalen Kongress, der kürzlich stattgefunden hat, einen Aufsehen erregenden Vortrag zum Thema ›Feng Shui in Zahnarzt-Praxen‹ gehalten. Hast du diesen Vortrag zufällig gehört, Rosalind?«
    Ich nickte automatisch. Aha, daher wehte der Wind. Und er wehte Gregor Neuhof direkt in meine Praxis. Und damit zurück in mein Leben. Dabei hatte ich mir so fest vorgenommen, ihn nicht mehr zu sehen, ja nicht einmal mehr an ihn zu denken. Ich hatte ganz vergessen, wie gut er aussah!Diese warmen braunen Augen. Dieser Mund, dieses Lächeln. Und wie jung er war! Im dunkelgrünen Poloshirt und hellen Hosen. Die Arme sommerlich gebräunt. War er in Wien auch schon so

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