Vom Internet ins Ehebett (German Edition)
verzweifelt, dass wir alle wider Willen grinsen mussten. Kollege Tröger war es nicht gewöhnt, im Mittelpunkt zu stehen. Durch unser Interesse ermutigt, setzte er fort: »Können Sie bitte verstehen, dass ich in meiner Praxis keine Holzspirale aufhängen möchte? Es reicht, wenn ich mir in meinem Wohnzimmer daran den Kopf stoße.«
Greg lachte auf. Wir alle stimmten in das Lachen ein. Es wirkte befreiend. Kollege Tröger lachte auch. Das sah seltsam aus. Das waren wir nicht gewöhnt.
»Ich hoffe, Sie vertreten eine andere Art des Feng Shui. Wenn Sie das ›Wissenschaft‹ nennen, was Sie so machen, dann nehme ich an, wir bekommen keine Kohlkopfkinder hier in diese Praxis.«
Die Wogen hatten sich geglättet. Greg versprach eilig, keine Kohlkopfkinder aufhängen zu wollen: »Alles, was ich mache, geschieht mit Ihrem persönlichen Einverständnis. Das ist selbstverständlich. Sie sind es ja, der hier arbeitet. Sie sind es, der die Verantwortung für eine rasche Heilung Ihrer Kunden trägt.«
Diese Worte wurden mit allgemeinem Kopfnicken und zustimmendem Gemurmel aufgenommen.
»Wenn Sie möchten«, fuhr Greg, noch immer an Kollegen Tröger gewandt, fort, »dann schaue ich mir auch gern einmal Ihre Wohnung an. Vielleicht kann ich Ihrer Frau helfen, Feng Shui so in die Wohnung zu integrieren, dass Sie sich dort wohler fühlen als vorher. Das wäre nämlich der Sinn der Sache.«
»Das ist ein Wort.« Ein Handschlag unter Männern, dann ging Kollege Tröger wirklich. Und Greg hatte einen neuen Auftrag. Und sicher auch einen zufriedenen Kunden. Was man mit Gelassenheit und Humor doch erreichen konnte!
»Ich werde mir Praxisraum für Praxisraum genau ansehen«, erklärte er nun, »bitte lassen Sie von einer ihrer Mitarbeiterinnen einen Zeitplan zusammenstellen, wann ich welchen Raum in Augenschein nehmen kann, sodass ich Sie nicht in Ihrer Arbeit störe. Es wäre mir recht, wenn ich mich mit jedem von Ihnen kurz zu einem Gespräch treffen könnte. Ich muss genau wissen, was Sie wollen. Natürlich auch, was den Empfangsbereich betrifft. Obwohl mir da bereits beim Hereinkommen einiges aufgefallen ist. Alles kühl und steril, es fehlt die Wohlfühlatmosphäre. Die Empfangsdame sitzt vor einem Fenster, und wenn die Tür offen ist, und das ist sicher häufig der Fall, dann schaut sie in den kalten Flur hinaus. Der Bereich ist viel zu klein, die Regale sind völlig überladen. Und noch etwas: Der Empfang Ihrer Kunden findet nicht erst bei der Empfangsdame statt. Dieser geschieht bereits, wenn Ihre Patienten das Haus betreten. Ist es Ihnen bereits aufgefallen, dass der erste Eindruck, den Ihre Patienten haben, wenn sie das Haus betreten, ein Blick auf die Müllcontainer ist?«
Natürlich war mir das längst aufgefallen. Vor Jahren schon. Aber wir waren so betriebsblind geworden, dass es uns nicht mehr länger störte. Frank Spörer versprach, einen solchen Zeitplan anfertigen zu lassen, und bat dann Gregorals Erstes in seine Praxis, da er erst ab zehn Uhr Patienten erwartete.
Greg verabschiedete sich mit einem freundlichen Nicken in die Runde. Ich fing einen Blick auf, der mir durch Mark und Bein ging. Ich konnte diesen Blick nicht deuten. Und doch bekam ich mit einem Mal ein fürchterlich schlechtes Gewissen. Ich beeilte mich, in meine Praxis zu kommen. Ich konnte meine Patienten nicht warten lassen.
Schwester Mathilde hatte bereits den Namen aller, die an diesem Tag zu erwarten waren, in den Computer eingegeben und die passenden Röntgenbilder herausgesucht. Die ersten beiden Patienten kamen lediglich zur Kontrolle, und mehr als ein oder zwei Plomben waren nicht nötig. Als Nächstes war eine langjährige Patientin angekündigt, bei der eine Wurzelbehandlung angesetzt war. Wie es schien, hatte sie sich verspätet. Das war nicht das erste Mal bei dieser Frau.
»Frau Doktor, da ist ein Herr beim Empfang. Er besteht darauf, umgehend behandelt zu werden. Er behauptet, er würde sonst sein Flugzeug verpassen.« Schwester Mathilde stand etwas ratlos im Türrahmen.
Ich sah von meinem Schreibtisch auf: »Ein Herr? Kennen wir ihn? Ist er bereits Patient in unserer Praxis?«
Sie schüttelte den Kopf: »Nein, er ist normalerweise bei Dr. Hagenberg in Behandlung. Es scheint dort einen Rohrbruch gegeben zu haben. Daher ist die Praxis heute geschlossen. Ich dachte, weil Frau Müller-Schulze sich wieder einmal verspätet hat, vielleicht können Sie den Mann ja einschieben. Er scheint starke Schmerzen zu haben. Seine rechte Backe
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