Vom Kämpfen und vom Schreiben
Umsatz und Mitarbeiter.
Neben der Geschichte dieser beiden erzählt das »Memorandum« von Betrug und Betrügereien, durch die Existenzen aufgebaut und nach Belieben wieder vernichtet werden. Und eines Tages stirbt jemand.
Am Ende halte ich das Buch für richtig gut – und fühle mich wegen meiner bisherigen Veröffentlichungen als wissender Vollprofi.
Nun tüte ich fünfzig Mal Probekapitel, Exposé, Vita und Foto ein und versende zuversichtlich an die Verlage, die ich für geeignet halte. Deren Verlagsprogramme habe ich mir vorher alle angesehen, natürlich, ich bin ja kein Anfänger.
Das Warten beginnt. Es ist unerträglich.
Der Gang zum Briefkasten fällt mir täglich schwerer, ich kann und will die ablehnenden Formbriefe nicht mehr aushalten.
Nach vierzig Absagen wird mir klar: Ich weiß nichts, gar nichts. Und, so ehrlich muss ich wohl zu mir sein: Wenn vierzig Verlage es abgelehnt haben, muss es am Manuskript liegen, dann liegt es nicht an den Verlagen. Denn die suchen, da bin ich sicher, immer eine gute Story.
Vielleicht ist es keine gute Geschichte. Oder sie ist gut, und ich kann sie einfach nicht gut erzählen. Mutlos lege ich das Manuskript wieder in die Schublade.
Fairness unter Weibern?
Für Form und Inhalt meines Newsletters, den ich in unregelmäßigen Abständen verschicke, erhalte ich regelmäßig Komplimente. Eines Tages reagiert auch Marita darauf. Dass ihre Mailadresse in diesem Verteiler ist, wusste ich nicht. Sie schreibt freundlich und positiv, und ich freue mich aufrichtig über ihre Zeilen. Es klingt, als ginge es ihr nun besser. Wir nähern uns einander per Mail wieder an. Martin ist davon nicht begeistert, er befürchtet, dass Marita mich bremst und wieder negativ beeinflusst.
Ich winke ab und versichere ihm, dass ich sie nicht wieder so nah an mich rankommen lassen werde, und dass sie offenbar aus ihrer schlimmen Depression herausgefunden hat.
Im September 2009 erhalte ich eine E-Mail von einem freien TV-Journalisten. Für den WDR will er im November eine Reportage zum Thema »Sparen« drehen. Seine Recherchen haben ihn zu meinem allerersten Buch geführt, dem Ratgeber aus dem Kajaki-Verlag, und auf meine alte Webseite, die immer noch unter meinem bürgerlichen Namen im Netz steht.
Ob ich mir vorstellen könne, vor der Kamera als Sparexperte zu agieren, fragt der Journalist. Das gibt’s doch gar nicht!
Neun Jahre nach seinem Erscheinen und fünf Jahre nach meinem Gastspiel als Spar-Nanny reagieren immer noch Menschen auf dieses kleine gelbe Buch? Nicht auszudenken, wie viel Geld ich damit vielleicht hätte verdienen können, wenn es in einem besseren Verlag erschienen wäre.
Wir treffen uns, verstehen uns prima. Das Konzept des Journalisten klingt seriös und erfolgversprechend. Ich sage zu. Schaden kann mir das nicht, aber vielleicht hilft mir so ein Job vor der Kamera, »Jesses Maria« und »Im Netz der Meister« besser zu verkaufen. Dass ich inzwischen wieder geheiratet habe, anders heiße und unter Pseudonym arbeite, ist gar kein Problem, der Ratgeber ist ja sowieso nicht mehr lieferbar und muss deswegen nicht namentlich erwähnt werden.
Beim nächsten Treffen sind die Redakteurin des WDR und der Chef der Produktionsfirma dabei. Ich bekomme eine Zusage über zweihundertfünfzig Euro pro Drehtag, angesetzt werden für mich fünf Drehtage.
Ende Oktober 2009 beginnen die Dreharbeiten. Diesmal macht die Arbeit richtig Spaß. Ich bin Teil eines tollen Teams, in dem es kollegial und professionell zugeht. Die Familie, für die mich die Produktionsfirma als Sparexpertin engagiert hat, nimmt meine Ideen auf. Wir kommen gut voran – kein Vergleich zu der ersten TV-Produktionsfirma, bei der ich als Praktikantin arbeitete, das hier hat Hand und Fuß. Es entsteht eine seriöse Reportage, die im November im WDR gesendet und später mehrfach wiederholt wird.
Die Einschaltquoten sind gut: Mit elf Prozent und einer halben Million Zuschauern sind alle zufrieden. Auf meine Buchverkäufe hat die Sendung jedoch keinen Einfluss. Ich bin enttäuscht, kann es aber nicht ändern. Den Versuch war es wert.
Die für meine Lesungen nötigen Kontakte knüpfe ich weiterhin hauptsächlich übers Internet. Auf diesem Weg lerne ich auch eine Schweizer Malerin kennen, die mich für das Rahmenprogramm ihrer Vernissage in einem Luxushotel engagiert. »Kulturschock« passt prima zu einem solchen Event, findet sie. Über tausend Leute sind eingeladen.
Meine Fahrtkosten werden erstattet, übernachten
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