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Vom Kämpfen und vom Schreiben

Vom Kämpfen und vom Schreiben

Titel: Vom Kämpfen und vom Schreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla Berling
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darum, sie schlecht darzustellen, damit ich gut dastehe.
    Ich frage mich, ob sie recht hat, ob ich recht habe, ob wir beide auf unsere Art recht haben. Aber ich komme zum Schluss, dass ich nie wieder versuchen werde, jemandem zu helfen, der das nicht will. Ich lösche Maritas Adresse aus meinem Computer und mache einen Haken hinter die Episode.
    Mit der Vorbereitung von »Fifty Fifty« habe ich genug zu tun. Zudem spiele ich mit der Idee, einen weiteren Band über »Jesses Maria« zu schreiben. und was spricht dagegen, die neuen Geschichten als Premierenlesung im Programm »Fifty Fifty« vorzustellen?
    Im November beginne ich zu schreiben, im März bin ich fertig.
    Wenn mich das Fieber, das Schreibfieber für ein Projekt gepackt hat, bin ich glücklich. Vier Seiten täglich sind zurzeit mein Pensum, Netto-Seiten, nach Korrektur und Streichungen.
    Die Geschichten liegen auf der Straße, ich muss nur aufmerksam genug sein, um sie zu finden. Ein Gespräch, das ich in der Straßenbahn mithöre, ein Besuch im Hallenbad, Hitzewellen im Supermarkt, Bauer sucht Frau im TV – die Themen sind unendlich und ich kann gar nicht alle Geschichten schreiben, die mir begegnen.
    Wieder habe ich für das Cover selbst fotografiert, Martin hat wieder einen Zaun eingearbeitet, einen Jägerzaun diesmal. Wer weiß, vielleicht wird es noch weitere Bände in dieser Reihe geben, und dann ist der Zaun ein Wiedererkennungsmerkmal. Satz, Korrektur, Titel, Cover, alles ist fertig. Ich schreibe den Klappentext über Maria Jesse, die jetzt in die Jahre gekommen ist, in die Wechseljahre, darüber, wie sie erkennt, dass Mundwinkel das Indiz fürs Sexualleben sind und dass es in den Wechseljahren zwei Sorten Frauen gibt. Die normalen und die anderen.
    Anfang 2010 lade ich Hügelin und Manni zu uns nach Hause ein. Wir brauchen Fotos für die Werbung, aber wir haben kein Geld für einen Profifotografen. Ich »engagiere« meinen Sohn. Hügelin und ihr Gatte übernachten bei uns. Wir laden sie zum Essen ein und bewirten sie herzlich. Auch beim Frühstück am nächsten Morgen treibe ich viel Aufwand. Vor den Vorhängen in unserem Wohnzimmer posieren wir in verschiedenen Outfits, Hügelin hat einen riesigen Koffer mit Kleidern dabei, den Manni in unsere Wohnung geschleppt hat.
    Mein Sohn macht gute Bilder, die ich Hügelin auf eine CD brenne und ihr gleich mitgebe. Martin filmt das Shooting mit einer Videokamera, die wir uns extra geliehen haben, Und lädt den Clip noch am selben Abend bei Youtube hoch. Am nächsten Tag lasse ich von den Fotos für »Fifty Fifty« Plakate und Flyer drucken.
    Beim Bäcker, beim Friseur, beim Frauenarzt, beim Zahnarzt, im Hallenbad oder im Restaurant: Jedem drücke ich in den nächsten Wochen meine Werbung in die Hand. An Hügelin schicke ich auch Flyer, aber sie mailt, sie brauche in der Pfalz doch keine Werbung für ein Event in Köln zu machen, das bringe nichts. Da hat sie auch wieder recht.
    Die Filmproduktionsfirma vertröstet mich indes wegen der Wechseljahre-Reportage von Monat zu Monat: Es habe noch kein Sender angebissen, es habe ein Sender Interesse bekundet, man sei mit einem Sender im Gespräch. Der Chef bietet mir aber an, mit Hügelin und mir einen Videoclip zu drehen, über »Fifty Fifty«. Damit kann ich vielleicht vor der Premiere im Lokalfernsehen werben.
    Ich rufe Hügelin aufgeregt an und frage, wann sie kommen kann. Sie nennt mir zwei mögliche Termine.
    Dann frage ich beim Theater nach, an welchem der beiden Termine wir dort drehen können. Schließlich wende ich mich an die Produktionsfirma, und die organisiert nun ein Kamerateam für den einen Tag, an dem alle Zeit haben.
    Ich bin ziemlich geschafft, als ich alles unter einem Hut habe. Als Hügelin selbstverständlich davon ausgeht, dass sie und ihr Mann wieder bei uns übernachten und essen können, werde ich zickig und lehne ab. Das wird mir alles zu viel, und ich schiebe Termine vor. Ich spüre am Telefon, dass sie sauer ist, aber ich kann es nicht ändern.
    Wir drehen in dem Theater, in dem »Fifty Fifty« im April Premiere haben soll. Wenn alles gut läuft, können wir mit dem Programm später überall auftreten: Hügelin und ich träumen in der Garderobe von Engagements in Theatern kleiner und mittelgroßer Städte. Vielleicht ist »Fifty Fifty« der Durchbruch, auf den wir beide schon so lange warten.
    Als Hügelin für den Dreh auf der Bühne steht und der Tontechniker ihre CD nicht richtig abspielt, wird sie ungemütlich. Freundlich, aber

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