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Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Titel: Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Kolenda
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unaufdringlichen, verführerischen
Lächeln zeigte ich zum Swimmingpool hinterm Haus. »Wollen wir ein Wettschwimmen
machen? Ich habe zwar keinen Badeanzug, aber kalt ist es heute nicht.«
    »Nein, nein,
das geht nicht. Da ist kein Wasser drin. Ein Konstruktionsfehler.«
    »Macht nichts.
Wir können laufen? Ein Wettlauf ums Haus? Der Gewinner darf sich was wünschen!«
Ich stieß ihn in die Seite. »Na, wie findest du das?«
    »Lieber
nicht, Valeska. Mein Herz.«
    »Dann ein
kleiner Ringkampf? Weißt du noch, wie wir uns damals auf der Waldwiese …?« Ich senkte
schamhaft die Augen.
    »Natürlich.
Ich habe nichts vergessen, aber mein Rücken … Der fünfte Lendenwirbel. Wollen wir
nicht ins Haus gehen?«
    Sein Arm
berührte meine Schulter, er schubste mich leicht zur Eingangstür. Mir wurde klar,
was sein Problem war: die Nachbarn! Die überall angebrachten Überwachungskameras,
die uns filmen würden. Es würde keine Vorführung für Edel-Spanner geben, wir gingen
ins Haus. Zuerst betraten wir eine Halle, der Abteilung mit Mineralien im Naturkundemuseum
verblüffend ähnlich. Auf die Besichtigung verzichtete ich, das Säulenspalier führte
direkt in einen Saal, in dessen Mitte ein großer Tisch stand. Über dem Tisch hing
ein Kronleuchter, der mich an einen Riesenkraken erinnerte. An der Wand ein gut
drei Meter hohes Gemälde, das Papst Johannes Paul II. inmitten von Fantasieblumen
darstellte. Eine Ritterrüstung mit heruntergeklapptem Visier, mit einer Hellebarde
bewaffnet, bewachte die Tür. An der Wand stand ein weiteres Dutzend Blechhelden.
Jan bat mich, Platz zu nehmen, und gab den aufmerksamen Gastgeber. Bevor ich mich
versah, sah der Tisch wie der Traum aller angehenden Alkoholiker aus.
    »Nicht schlecht«,
sagte ich. »Für einen, der im Waisenhaus jahrelang nur verdünnten Apfelsaft getrunken
hat. Erzähl endlich: Wie hast du das alles erreicht?«
    Er faltete
seine Hände und sah zum Kronleuchter hinauf. »Ich bin dem Himmel so dankbar.«
    Dort schwebte
also die Antwort, ich sah hoch. Vielleicht ließ sich meine finanzielle Misere damit
lindern. »Und was bringt die beste Rendite? Beten, Buße?«
    »Der Heilige
Vater.« Mit einem Nicken deutete er auf die Wand in meinem Rücken.
    Zaghaft
drehte ich mich um und begegnete dem milden Blick Johannes Pauls II. Seine Augen
schimmerten goldig. Sicher, kein schlechter Geschäftspartner. Mit vielen internationalen
Verbindungen, sprachbegabt, reisefreudig.
    »Hat er
dir Aufträge im Vatikan verschafft?«
    »Aber nein!
Wir hatten keinen direkten Kontakt. Fotos haben mich reich gemacht. Damals, als
er gewählt wurde, konnte ich mit der Lieferung nicht nachkommen. Je nach Größe und
Papierqualität, von einfach für ein paar Złoty bis ganz schick, mit Rahmen oder
vergoldet. Damit sich jeder Pole den polnischen Papst leisten konnte. Die Leute
rissen mir die Fotos aus der Hand. Wir haben Tag und Nacht in meinem Kellerlabor
gearbeitet. So habe ich die erste Million verdient. Danach lief alles wie am Schnürchen.«
    »Und wie?«,
fragte ich und holte mein Notizbuch hervor. Nützliche Tipps kann man immer gebrauchen.
    Genüsslich
zog er an seiner Zigarre und lehnte sich zurück. »In der Tschechoslowakei holte
ich mir günstig Puder und Rouge und setzte die Ware in kleinen Läden in Kasachstan
ab, in Russland kaufte ich spottbillig Nüsse ein und verkloppte sie für teures Geld
in Ungarn. Später betrieb ich eine Transportfirma, nebenbei handelte ich mit Autos,
importierte Küchenmöbel, exportierte Geflügelwürste in die islamischen Länder, außerdem
…«
    Jede kleine
Kiste mit Zitrusfrüchten oder Schrauben, die er irgendwo günstig gekauft und woanders
gewinnbringend verkauft hatte, führte er an.
    »Und heute
bin ich mehrfacher Millionär«, schloss er endlich. »Und das alles gehört mir. Das
Haus, die Firma, zehn Lastwagen. Ach, Valeska.«
    Seine Augen
glänzten voller Verlangen. Rasch klappte ich mein Notizbuch zu. »Jaaa?«
    »Unser gemeinsames
Geschäft, Valeska. Das habe ich ernst gemeint. Du kannst bei mir einsteigen.«
    Systematisch
durchsuchte ich mein Gedächtnis: Was meinte er damit? Aber mir fiel keine Antwort
ein. Auf alle Fälle warf ich ihm einen leidenschaftlichen Blick zu und sagte: »Ich
bin bereit.«
    »Valeska,
wir werden reich mit Müll.«
    »Was?«
    »Ich habe
dir doch alles am Telefon erzählt.«
    Schon möglich,
dachte ich, ich habe bloß nicht zugehört. »Na ja, es ist nicht so einfach für mich.
Als Anfängerin, und dann gleich mit

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