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Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Titel: Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Kolenda
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Morgen‹ berichten wollte. So ein komischer Name
– Edy, glaube ich. Ich habe die Zeitung immer gekauft, aber auch später fand sich
nichts darin.«
    Edy Cop,
dachte ich. Wusste er wirklich alles, was im Städtchen vorging? Bei Gelegenheit
würde ich ihn nach dieser Wahlveranstaltung fragen. Vielleicht ergab sich doch eine
Geschichte über das Ehepaar Czarnecki. Geistesabwesend zog ich die Platte mit dem
letzten Stück Apfelkuchen zu mir herüber. »Der sieht aber gut aus!«
    »Danke!«
Sie beugte sich vor und schnappte mir den Kuchen vor der Nase weg.
     
    Am selben Nachmittag fuhr Jans dunkelblauer
BMW überraschend vor dem Haus vor. Ben erhob sich von seinem Platz unter dem Apfelbaum
und schlenderte zum Gartentor. Eine Ente watschelte an seiner Seite und quakte aufgeregt.
Freudig gesellte ich mich zu ihnen. Die Fahrertür ging auf, eine weiß behandschuhte
Hand winkte einladend.
    »Eine kleine
Spritztour, Valeska?«, fragte Jan. »Nach Jelenia Góra. Ich kenne da ein nettes Lokal.«
    Ben spitzte
die Ohren, stieß mit der Schnauze gegen die Gartenpforte und drängte sich dicht
an meine Seite, um ins Auto zu gelangen. Jan drohte ihm mit dem Finger: »Nein, der
Hund kommt nicht mit.«
    Vorsorglich
schloss ich die Gartenpforte, dann stieg ich ein. »Schade, Ben schätzt einen gewissen
Luxus. Besonders weiche Lederbezüge.«
    »Demnächst
kaufe ich ihm eine gut gegerbte Kuhhaut.«
    »Lieber
nicht. Das würde nur seine Phobie wiederbeleben. Er hatte vor einem Jahr eine traumatische
Begegnung mit einem Stier, seitdem läuft er vor jedem Milka-Kuh-Plakat heulend davon.«
    »Ein Feigling.
Ein Mann muss immer der Gefahr ins Auge blicken.«
    »Hast du
dem Inspektor direkt in die Augen geschaut?«
    »Selbstverständlich.
Und jetzt erst recht, wo ich doch für jede Minute ein Alibi habe.« Jan küsste mich
stürmisch, für einige Sekunden war ich wieder ganz jung und frisch verliebt.
    Glücklich
fragte ich: »Also keine Einladung mehr ins Präsidium?«
    »Leider
doch. Der Korinthenkacker will mir was anderes anhängen.«
    »Wir halten
zusammen, Jan. Du kannst auf mich zählen.«
    Nun warf
er mir einen verliebten Blick zu. »Das weiß ich, Valeska.«
    Alles weißt
du noch nicht, dachte ich, früher oder später werde ich die geklaute Papstskulptur
finden und den dazugehörigen Dieb der Polizei präsentieren. Mit einem kühnen Lächeln
werde in Inspektor Kowalskis Büro reinspazieren und die Skulptur auf den Tisch knallen.
In Gedanken erblickte ich das verdutzte Gesicht des Inspektors und sah, wie Frau
Jola vor Schreck das Tablett mit Getränken fallen ließ.
    Jan steckte
sich eine Zigarre in den Mund und startete den Wagen. Wir rollten langsam die Kopfsteinstraße
hinunter, ließen das Dorf hinter uns und kamen auf eine schmale Landstraße, die
ins Tal hinunterführte. Abrupt bremste er vor einer Schafherde, die auf der Straße
herumspazierte. Ein alter Mann kroch aus dem Straßengraben hinaus, winkte uns mit
einer Bierflasche zu und trottete hinter seiner Herde her. Grinsend, zufrieden mit
sich selbst und der Welt. Ein beneidenswerter Job, vielleicht sollte ich mir auch
einen suchen, wo ich nicht ständig unter irgendeinem Termindruck stehe. Wo der Tag
mit dem Sonnenaufgang langsam beginnt und dem Sonnenuntergang gelassen endet. Im
Winter also kurz nach dem Mittagessen. Jan legte seinen Arm um meine Schulter und
ersparte mir Überlegungen, ob ich im Winter tatsächlich 16 Stunden Schlaf bräuchte.
    »Hast du
über meinen Vorschlag nachgedacht?«
    »Also im
Prinzip, ja, die Plastikeimer vor dem Friedhof verkaufen, das würde mir schon gefallen.
Erst muss ich meine Geschichten schreiben und abliefern, danach habe ich mehr Zeit
zum Nachdenken.«
    »Zeit ist
Geld, Valeska. Kann ich dir helfen, damit es schneller geht?«
    »Na klar«,
sagte ich erfreut. Mein Auserwählter war ein bemerkenswerter Mann, er interessierte
sich für meinen Beruf und wollte mich unterstützen. Kein Wunder, dass ich mich wieder
in ihn verliebt hatte. »Erzähl mir über Wanda und Roman. Eine Liebesgeschichte.
Die fängt so an: Ein einfaches Mädchen lernt einen reichen Mann kennen. Wo und wie?«
    »Eh?«, er
machte ein Gesicht, als hätte er nichts verstanden. »Ich kenne Wanda kaum.«
    »Du warst
doch mit ihrem Mann befreundet. War es wirklich die große Liebe?«
    »Na sicher.
Glaube ich schon«, stotterte Jan.
    »Für eine
Zeitungsgeschichte reicht das nicht aus. Ich brauche Details.«
    »Lass die
arme Frau in Ruhe. Sie ist augenblicklich

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