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Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Titel: Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Kolenda
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Mazurka in C-Dur ansetzte. »Zur Not könnte
ich auch Klavierspielen lernen. Ich glaube nicht, dass mir das viel helfen würde.
Sie haben sicher noch mehr Tricks auf Lager. Ganz ehrlich, was haben Sie gemacht,
um Nicolai umzustimmen?«
    Hart schlug
er die Tasten an. »Nichts habe ich gemacht. Ich war sogar zu dumm, um zu merken,
was die Familie Robotka mit Nicolai vorhatte. Alix hat die ganze Sache so geschickt
eingefädelt, dass Nicolai die dumme Henne Karolina ein paarmal wie durch Zufall
getroffen hat. Zum Glück war der Spuk nach kurzer Zeit vorbei. Karolina hat groß
rausposaunt, dass sie sich so einen blöden Adelstitel ohne Weiteres mit ihrem Taschengeld
kaufen könnte. Dazu bräuchte sie keinen Nicolai Robotka.«
    »Na bitte,
dann sind Sie ein wahrer Gallinae filius albae.«
    »Was bin
ich?«
    »Wörtlich:
Sohn einer weißen Henne.«
    »Wie bitte?«
    »Sprichwörtlich:
ein Glückpilz. Durch eine Absage sind Sie in der Warteschlange einen entscheidenden
Platz vorgerutscht. Vorläufig haben Sie Glück gehabt.«
    »Sprechen
Sie nicht so geringschätzig über uns, bitte! Es ist Liebe für ein ganzes Leben.
Wir bleiben für immer zusammen.«
    »Aha, verstehe.
Nur eine Frage: Wie lange sind Sie schon zusammen? So ungefähr, länger als eine
Woche?«
    Er erwiderte
wie aus der Pistole geschossen: »Fünf Jahre, zehn Monate, sieben Tage. 90 Tage müssen
sie für Karolina, die Eierbaronesse, abziehen. Eine einmalige und schreckliche Erfahrung
für Nicolai. Aber nichts für ungut, er ist zu mir zurück, ich hab’s überwunden.«
Der Auserwählte zupfte an einer Kamelienblume und schloss gefühlvoll: »Eine sehr
romantische Geschichte, nicht wahr?«
    Nun, ich
sagte »ja« und klappte resigniert mein Notizbuch zu. Ich trank mit dem glücklichen
Bräutigam ein Glas Sekt, wünschte ihm ein interessantes Eheleben und ging zum Busbahnhof.
    Am späten
Nachmittag kam ich enttäuscht und verschwitzt in der Pension an. Frau Kochmann stellte
sofort Apfelkuchen und Kaffeekanne auf den Tisch und sagte, Herr Linde wäre hier
gewesen und hätte eine Nachricht hinterlassen. Neben meine Tasse legte sie einen
dünnen Umschlag. »Eine traurige Sache, die Abschiedsbriefe. Essen Sie nur, Sie sehen
so abgemagert aus, Frau Lem.«
    »Mir geht’s
nicht schlecht.«
    »Soll ich
Ihnen das glauben? Einfach so als zweite Wahl aussortiert zu werden, das ist hart.
Das bricht einem das Herz.«
    »Damit habe
ich kein Problem mehr.«
    »Ja, ja.
Essen Sie sich rund. Das hilft gegen Liebeskummer.« Sie wirbelte herum. »Ich bin
so glücklich, Frau Lem. Ich werde von einem starken Mann geliebt.«
    »Der leider
augenblicklich im Knast sitzt. Hat er inzwischen noch mehr gestanden?«
    »Aber ja.
Sogar sein Anwalt rauft sich die Harre. Mein geliebter Ex hat zwei bewaffnete Überfälle
und einen versuchten Mord gestanden. Das ist der letzte Stand, und wer weiß, was
noch dazukommt.«
    Das wollte
ich gar nicht wissen. Ich erschauderte, die Eheleute Kochmann passten ausgezeichnet
zusammen, beide waren leidenschaftlich unberechenbar. Vorsichtig fragte ich: »Und
wenn das nicht stimmt?«
    »Es ist
die reinste Wahrheit. Mein Mann ist ein gefürchteter Verbrecher, glauben Sie mir.«
    Das tat
ich eben nicht. Herr Kochmann hatte hart gekämpft, um seine Exfrau zurückzugewinnen.
Die neu erblühte Liebe wollte ich keineswegs zerstören, aber ich wollte seinen Siegeszug
stoppen, bevor er sich zu allen ungeklärten Verbrechen der letzten 20 Jahre schuldig
bekannte.
    Wie so oft
kam mir schnell eine rettende Idee. »Wenn aber Ihr Mann seine Aussagen widerruft
und die Polizei keine Beweise für seine Verbrechen findet, was dann?«
    Die Wirtin
dachte angestrengt nach. »Ich verstehe … Keine Beweise.« Ihre Augen leuchteten in
neuem Glanz. »Das perfekte Verbrechen?«
    Fast gab
ich auf, die Frau war in ihren kaltblütigen Verbrecher vernarrt, da halfen keine
logischen Argumente. Mit dem letzten Funken Hoffnung fragte ich, wie ich seinen
Anwalt erreichen konnte. Sie gab mir die Telefonnummer und schnappte sich ihre Handtasche.
    »Sie können
den ganzen Kuchen aufessen, Frau Lem. Als Liebesersatz. Ich muss jetzt los. Ins
Gefängnis. Was mich heute wohl erwarten wird? Die Liebe, die Liebe.« Sie trällerte
los und lief tänzelnd zur Tür hinaus.
    Als sie
aus meinem Blickfeld entschwand, griff ich zum Telefon und beriet mich mit dem Anwalt
von Herrn Kochmann über die geplante Rettungsaktion.
     
    Dann öffnete ich den Brief von Jan
und las:
    ›Liebe Valeska!
    Endlich
habe ich

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