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Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition)

Titel: Vom Liebesleben der Stechpalme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Kolenda
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Als ich seine Wohnung verlassen wollte, stieß
ich im dunklen Flur mit einer Person zusammen, womöglich mit dem Methanol-Lieferanten,
zog den Kürzeren und wachte in den Brennnesseln auf. Später holte ich die verdammte
Kiste mit dem angeblich brisanten Material und wusste nicht mehr als am Anfang.
Ach, Edy!«, seufzte ich. »Warum hast nicht du auf mich gewartet? Ich hätte dir den
besten, reinsten Schnaps vorbeigebracht. Da hättest du dein Buch zu Ende schreiben
können, einen Kochkurs machen und vielleicht eine Frau finden, die auf Zwerge steht.«
    Schüchtern
tastete Kurt nach einer Bierflasche. »Ja, alles nicht so einfach.«
    Bevor ich
nach einer neuen Flasche greifen konnte, kam er mir zuvor und entkronte gleich zwei.
»Ich hasse es«, sagte er mit angewidertem Gesicht. »Diese Selbstkasteiung!«
    »Eine hätte
mir doch genügt.«
    »Die ist
für mich.« Er blickte finster drein. »Ich hatte mir doch vorgenommen, kein Bier
mehr zu trinken.«
    »Und?«
    »Eben. Ich
bin ein freier Mann.« Er nahm einen großen Schluck und seufzte zufrieden. »Ja, das
belebt die Geister. Wen hast du als Dieb im Verdacht?«
    »Herrn Kochmann.«
    »Wieso Kochmann?«
    »Er wollte
seinen Nebenbuhler am empfindlichsten Punkt treffen.«
    »Kannst
du das beweisen?«
    »Das ist
nur meine Vermutung.«
    Intensiv
studierte Kurt das Etikett seiner Bierflasche. »Nein, Kochmann auf gar keinen Fall.
Das sagt mir mein berühmter Spürsinn. Ja, ich hab’s. Ich weiß, wer es war.«
    »Wer denn?«
    »Eine Person,
die heimlich in Jan Linde verliebt ist.«
    »Und wer
ist diese Person? Und warum klaut sie die Statue?«
    Kurt tat
erstaunt. »Unsere Pensionswirtin natürlich, sie möchte ein Liebesandenken an ihn
besitzen.«
    Vor Aufregung
verschluckte ich mich.
    »Frau Kochmann«,
wiederholte Kurt und trank glucksend einen Schluck. »Die nette, leicht erregbare,
appetitliche Frau. Wollen wir uns anschauen, was sie unter dem gestärkten Kittel
verbirgt? Ich meine nicht das, was du denkst, dass ich denke, sondern …«
    »Ja, ich
denke gar nicht, dass du ihr an die Wäsche gehen willst …«
    »Richtig,
wir wollen sie nur abtasten, ich meine befühlen. Nein! Begrabbeln. Das hastige Trinken
verwirrt mich. Ich meine natürlich: anknabbern.«
    »Kurt«,
ich schaute ihm tief in die Augen. »In den letzten Wochen hast du Schweres durchgemacht:
Weißkäse-Gurken-Diät, kalorienarmes Wasser, eine Anschauen-nicht-anfassen-Beziehung.
Das kann einen ganz schön fertigmachen. Deine Sinne sind durcheinander. Aber diesmal
sagt meine unverbrauchte Intuition ganz deutlich nein. Unsere Pensionswirtin war
es nicht!«
    Hilfesuchend
blickte er um sich. Es gab kein Bier mehr. Dann würde er sich jetzt gerne Edys Kiste
anschauen, sagte er. Also zurück in die Pension.
     
    Unsere Wirtin stellte sechs Flaschen
Bier auf den Tisch, und mit dem Lied ›Liebe, ah Liebe, die mächtige Kraft‹ auf den
Lippen entschwand sie in die Küche.
    Kurt setzte
sich an den Tisch und griff nach einem Bier. »Wir sind wie füreinander geschaffen,
Valeska.«
    »Du meinst
wohl als Partner, oder?«
    »Nicht nur,
ich dachte, dass wir nun endlich so weit sind …« Er machte eine rätselhafte Handbewegung,
die so ziemlich alles bedeuten konnte.
    Auf keinen
Fall wollte ich unsere eben begonnene Zusammenarbeit gefährden, deshalb antwortete
ich genauso undurchsichtig: »Im Moment noch nicht, obwohl … Ich meine natürlich
vielleicht.«
    »Aha«, nickte
Kurt. »Ich bin vollkommen deiner Meinung. Meine Gefühle kann ich gut einschätzen,
und das schon seit über einem Jahr. Bei dir ist es anderes. Aber ich merke, du bewegst
dich in meine Richtung. Du brauchst noch Zeit. Von der ersten Zuneigung zur langfristigen
Beziehung ist es ein langer Weg. Das sagt auch meine Therapeutin. Was ich noch hinzufügen
wollte, ist, dass …, also auf den Punkt gebracht: Mit Sex kann man die Strecke deutlich
verkürzen.«
    Ich ermahnte
mich, behutsam und diplomatisch zu bleiben. Gute Ratschläge sind nie verkehrt, ich
zwinkerte ihm zu. »Dann schlaf doch mit deiner Therapeutin.«
    »Das hat
sie abgelehnt. Es ist eine Gemeinschaftspraxis, sehr hellhörig.«
    »Also«,
sagte ich genervt. »Kannst du denn noch an etwas anderes denken als an Bier und
Sex?«
    Endlich
besann er sich auf die Pflichten eines Privatdetektivs. »Wo bleibt Edys Kiste? Wir
wollten die Sachen noch mal durchgehen.«
    Aus meinem
Zimmer brachte ich den Schuhkarton und schüttete dessen Inhalt auf den Tisch.
    »Du hast
einen Fachmann an deiner

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