Vom Regen in die Traufe
nicht mehr zu den Sprach ü bungen. Er war verschwu n den. Die anderen mutma ß ten, dass er nach Russland zur ü ckg e kehrt war. Hermanni und Ragnar bef ü rchteten, dass man noch von ihm h ö ren w ü rde.
In dieser Stimmung tanzten sie mit ernster Miene eine Ru m ba.
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Mitte Oktober schickte » Oberst « und Butler Ragnar Lundmark seiner Nichte Lena einen langen Brief aus Dublin. Aus Gr ü n den der Geheimhaltung konnte er f ü r die Ü bermittlung kein Fax benutzen, denn in seinem Rapport ging es auch um die geplante Revolte, und so gab er den versiegelten Umschlag pers ö nlich in der finnischen Botschaft in Irland ab und verei n barte dort, dass der Brief mit der Kurierpost nach Helsinki geschickt werden sollte, wo ihn die Empf ä ngerin gegen Qui t tung abholen w ü rde. Hier der Inhalt des Briefes:
» Dublin, 11. Oktober
Liebe Lena,
dein Herr Heiskari und ich sind jetzt in Irland. Hierherz u kommen war wirklich nicht meine Idee, das kannst du mir glauben. Wieder ist dies und das passiert, Gutes wie auch Schlechtes. Ich beginne mit den positiven Nachrichten.
Wie ich bereits in meinem letzten Fax berichtete, haben wir den Herbst in Hampshire verbracht. Hermanni Heiskari hat gewissenhaft sowohl Englisch als auch die Gesellschaftst ä nze ge ü bt und in beiden F ä chern befriedigende F ä higkeiten e r langt, im Quickstepp sogar gute, w ü rde ich sagen.
In der Zeit, da Hermanni Englischunterricht hatte, habe ich weiter an den Pl ä nen f ü r die Revolte gefeilt. Mit der Zeit habe ich mich mehr und mehr f ü r den Gedanken eines Volksau f standes erw ä rmt, der mir immer vern ü nftiger erscheint. Wenn die Arbeitslosigkeit in diesem Ausma ß noch lange andauert, gebiert sie einen passiven Bodensatz, der das ganze Volk von innen her faulen l ä sst.
Ich habe ein fast hundert Seiten umfassendes Handbuch ü ber Feldbefestigung verfasst, in dem ich detailliert und a n hand von Zeichnungen erkl ä re, wie Unterst ä nde gegraben und wie in S ü mpfen und Ein ö dgebieten Wachposten aufgestellt werden. Bei dieser Arbeit habe ich finnische milit ä rtaktische Studien genutzt, die ich mir aus der Bibliothek der Milit ä r hochschule habe kommen lassen. Ich beabsichtige, in Erweit e rung von Hermannis Pl ä nen noch mehr solcher Handb ü cher zu schre i ben, die zu gegebener Zeit als Brosch ü ren gedruckt, in riesigen Billigauflagen herausgegeben und vor dem Aufstand den Zellen der Arbeitslosen per Post als Schulungsmaterial zugeschickt werden k ö nnen. Gebraucht werden nach meiner Auffassung mindestens ein Handbuch f ü r den Stadtkrieg sowie weitere f ü r die Informationstechnologie, die Kriegs ö konomie und die Guerillataktik. Hermanni und ich sind uns darin einig, dass wir bei der F ü hrung des Volksaufstandes au ß er den herk ö mml i chen Medien auch neue Informationskan ä le nutzen m ü ssen, wie etwa das Internet und Satelliten ü bertragungen. Die kann der Gegner nicht so schnell zum Schweigen bringen wie be i spielsweise die Presse. Illegale Daten ü bermittlung ist dank der neuen Technik billiger als je zuvor, und sie l ä sst sich nicht wirksam ü berwachen geschweige denn zensieren.
Hermanni und ich haben abgemacht, dass wir die eben e r w ä hnten Handb ü cher im Laufe dieses Herbstes und Winters verfassen, und falls wir die Finanzierung sichern k ö nnen, lassen wir sie drucken und bei passender Gelegenheit an s ä mtliche Arbeitslose in Finnland verschicken. Die Adressen k ö nnen wir beim Arbeitsamt kaufen, und der Inhalt der Pos t sendung braucht ja vorab keiner Beh ö rde vorgelegt zu werden. So k ö n nen wir also sowohl die Mobilmachung als auch die milit ä rische Schulung der k ü nftigen Guerilla-Armee ganz einfach realisi e ren, indem wir die existierenden Kan ä le f ü r Direktwerbung nutzen. Wenn zu Beginn der menschlichen Zivilisation die Kriegstruppen durch eine von Dorf zu Dorf weitergereichte Botschaftsstafette oder durch Rauchzeichen von H ü gel zu H ü gel rekrutiert wurden, so braucht man heu t zutage nur einen entsprechend hohen Werbeetat, um Hunderttausende pote n zieller Aufst ä ndischer zu erreichen und die Revolte in Gang zu setzen.
Das war es dann auch schon mit den guten Nachrichten. Le i der muss ich berichten, dass Hermanni Heiskari vorige Woche anfing zu trinken und seither eine Menge kleiner und vor allem gro ß er Schwierigkeiten verursachte. Alles begann damit, dass ich nach Abschluss des Tanzkurses unseren werten Holzf ä ller in die Welt
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