Vom Regen in die Traufe
chternes und ruhiges Leben. Deine Nichte Lena. «
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Als Hermanni Heiskaris Kopf endlich klar wurde, begriff er, dass die Lage ernst war. Die Erkenntnis kostete ihn Zeit und auch Ü berwindung. Er musste mit dem Saufen aufh ö ren, wenn er weiter auf Kosten seiner reichen Braut durch die Welt reisen wollte. Also gab er seinem Butler das Geld zur ü ck, das noch ü brig war, und versprach, k ü nftig ü berlegter zu handeln. Ra g nar Lundmark w ü nschte sogar, dass er eine dem ü tige Bitte um Verzeihung an Lena nach Maarianhamina faxte. Aber das lie ß Hermannis Stolz nicht zu. Stattdessen schickte er ihr die Bo t schaft, dass er beabsichtige, in die S ü dsee zu fliegen, falls das genehm w ä re. Bald kam ein Fax mit der Erlaubnis zur Reise, allerdings unter der Bedingung, dass die beiden Herren via Helsinki und Tokio ans andere Ende der Welt fliegen sollten. Beim Zwischenstopp in Helsinki w ü nschte Lena sie dringend zu treffen.
Sowohl Hermanni als auch Ragnar ahnten und f ü rchteten, dass strenge disziplinarische Ma ß nahmen auf sie warteten. Und tats ä chlich bekamen sie ihr Fett weg. Allerdings war inzwischen noch Schlimmeres passiert, als sich das Trio Ende Oktober auf dem Flughafen Seutula traf. Lena hatte im neuen Teil des Te r minals einen kleinen Salon gemietet, in dem die beiden Stre u ner erst mal in allen Einzelheiten ü ber ihre Reise berichten mussten, und danach erz ä hlte Lena vom aktuellen Stand ihrer Gesch ä fte.
» Die Krise und der verzerrte Wettbewerb setzen der Reed e reibranche hart zu. Die Konkurrenten versuchen mich mit vereinten Kr ä ften in den Konkurs zu treiben. Deshalb stehe ich im Begriff, die Aktien meiner Reederei zu ver ä u ß ern, ehe ihr Wert in den Keller f ä llt. Es kann sein, dass ich meine Bet ä t i gung als Reederin g ä nzlich einstellen muss. Euer Krieg sollte m ö g lichst bald ausbrechen « , sagte Lena in ernstem Ton.
Auf diese schlechte Nachricht fiel den zwei Habenichtsen kein Kommentar ein.
» Ich versuche jedoch die Aktienmehrheit der Spedition zu halten « , fuhr Lena fort. Dadurch lockerte sich die Stimmung ein wenig, sodass Ragnar die ü berarbeiteten Aufstandspl ä ne in ihrer jetzigen Form vorstellen konnte. Lena billigte das Han d buch f ü r den Bau von Schutzr ä umen, das er verfasst hatte, und versprach, alsbald eine geheime Auflage von f ü nfzigtausend St ü ck drucken zu lassen. Anschlie ß end a ß en sie gemeinsam im Salon zu Abend und fuhren zur Nacht ins nahe Flughafenh o tel. Ragnar schlief in einem Zimmer, Lena und Hermanni im anderen. Am Morgen nahm Lena am Terminal f ü r die Inland s fl ü ge die Maschine nach Maarianhamina, Ragnar und Herma n ni bestiegen vor dem internationalen Terminal eine alte DC 10 der Finnair, deren Ziel Tokio war. Unterwegs sprachen sie kaum miteinander, sondern schliefen haupts ä c h lich. Ragnar war immer noch sauer auf Hermanni wegen seiner Exzesse in Dublin. Und auch Hermanni war nicht gerade erpicht darauf, mit dem alten neunmalklugen Homo Frieden zu schlie ß en, der au ß erdem einen strengen Parf ü mg e ruch verstr ö mte.
In Tokio gerieten sie in den gewaltigen Stau zwischen dem Flughafen Narita und dem Hotel- und Gesch ä fts z entrum Sinj u ku. Sie blieben nur einen Tag in der Stadt und besuchten das kaiserliche Kriegsmuseum. Besonders interessierten sie sich f ü r die S ä uberungsaktionen, die die Japaner im Zweiten Weltkrieg gegen die Partisanen in China, S ü dostasien und auf den Inseln im Stillen Ozean durchgef ü hrt hatten. Auch ihre K ä mpfe gegen die Russen, als diese in der Endphase des Krieges die Kurileni n seln besetzten, interessierten Hermanni und Ragnar, Letzterer machte sich mit Blick auf eventuellen Bedarf Notizen ü ber die Kriegsf ü hrung der Japaner.
Weiter ging die Reise nach Neuseeland. Der Flug dorthin dauerte elf Stunden. Auf dieser Etappe besserte sich das Ve r h ä ltnis zwischen den beiden und erreichte fast wieder den fr ü heren Stand. Vielleicht trug auch die Tatsache mit dazu bei, dass Ragnar in Tokio ein neues japanisch-franz ö sisches Pa r f ü m gekauft hatte, das Hermannis Riechorgan nicht so strap a zierte wie das vorige. Der neue Duft hie ß Tanzender Samurai, Ragnar zeigte das eckige kleine Fl ä schchen. Auf dem Etikett war ein stattlicher Japaner im uralten Kampfgewand und mit Schwert abgebildet, der mit einer im Stil der Drei ß igerjahre gekleideten mageren Franz ö sin Tango tanzte.
Hermanni stellte Betrachtungen dar ü ber an, wie
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