Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
mich, wenn wir da sind«, murmele ich und mache es mir bequem, um zu schlafen, während ich in Wahrheit alles versuche, um die Leuchtenden auszublenden, die schon seit einer Weile am Straßenrand auftauchen und mich mit ihren durchdringenden Augen wissen lassen, dass sie erst dann verschwinden werden, wenn ich tue, was sie sagen.
Fünf
W ir treffen uns auf der Lichtung.
Es beginnt immer auf der Lichtung.
Und obwohl ich keine Ahnung habe, wie ich hierhergekommen bin, wäre ich an keinem Ort lieber als hier.
Ich schaue zu den Bäumen hoch, deren schimmernde Blätter in der sanften Brise tanzen, als ein großer Rabe auf mich herabstarrt – unsere Blicke treffen sich, und ich schaue in seine tiefblauen Augen, bis der Junge hinter mir auftaucht.
Allein seine Anwesenheit lässt meinen Atem stocken und treibt mir das Blut in die Wangen – und als ich mich umdrehe und seine dunkle Schönheit betrachte, gerät mein Herzschlag ins Stolpern, und ich bekomme weiche Knie.
»Daire«, sagt er.
Oder denkt er es nur? Ich habe nicht gesehen, ob seine Lippen sich bewegt haben, also kann ich nicht sicher sein. Ich weiß nur, dass der Klang seiner Stimme das Lächeln auslöst, das sich auf meinem Gesicht ausbreitet, während ich ihn von oben bis unten betrachte. Bei den strahlenden, eisblauen Augen verweile, die mein Spiegelbild tausendfach reflektieren, dem glänzenden, schulterlangen schwarzen Haar, der samtenen Haut, den langen, schlanken Gliedmaßen, den Händen, die mich von den Wonnen träumen lassen, die sie mir schenken können.
Diese Hände ergreifen jetzt meine, als er mich von der Lichtung zu einer heißen Quelle führt und mir bedeutet hineinzusteigen. Mein Kleid wird feucht und durchsichtig und klebt an mir wie
eine zweite Haut – ich wate ans andere Ende und erwarte ihn voller Sehnsucht.
Träume von dem Gefühl, wenn seine Lippen meinen Mund berühren, von der Glut, die seine Finger entfachen, wenn sie über meine Haut streicheln. Seine Zähne knabbern an meinem Hals, meinem Schlüsselbein, wandern noch tiefer, während er mir das Kleid aufknöpft, es über meine Schultern herabgleiten lässt und mich voller Bewunderung ansieht.
»Hey.« Jennikas glitzerblau lackierte Fingernägel kratzen mich an der Schulter. »Wach auf, Daire, wir sind gleich da.«
Benommen strecke ich die Beine aus und setze mich mühsam auf. Es dauert eine Weile, bis ich zu mir komme, mir den Schlaf aus den Augen blinzle und wieder weiß, wo ich bin – nach und nach schaffe ich den Übergang zwischen Schlafen und Wachen, obwohl ich die Bilder meines Traums noch deutlich vor Augen habe.
Es ist ein Traum, den ich schon öfter hatte – ein angenehmer Traum –, und ich freue mich, dass er von den Medikamenten nicht ausgelöscht wurde. Ich strecke die Arme hoch und halte das Bild des Jungen fest – seine samtige, gebräunte Haut, das glänzende Haar und die Verlockung seiner eisblauen Augen.
Ich habe keine Ahnung, wie sein Name ist, während er meinen offensichtlich kennt. Ich stelle ihn mir gern als meinen Traumfreund vor. Er besucht mich seit etwa einem halben Jahr, was ihn zu meiner bislang dauerhaftesten Beziehung macht.
Jennika parkt den Wagen vor dem Restaurant, wirft einen Blick auf die Uhr und sieht mich an. »Hier ist es. Sieht so aus, als wären wir zu früh dran.«
Ich schüttele den Kopf, wodurch das Bild meines Traumjungen sich in Luft auflöst, ähnlich wie auf der Zaubertafel,
mit der ich als Kind so gern gespielt habe. Ich bemühe mich nach Kräften, einen coolen, tapferen Eindruck zu machen, auch wenn mein Magen Purzelbäume schlägt, mein Herz rast und meine Hände feucht und zittrig sind.
»Aber es sieht so aus, als wäre er noch früher dran.« Sie deutet auf einen großen, dunkelhaarigen, kräftig gebauten Mann, der aus einem alten, blauen Pick-up steigt, dessen ausgeblichene Lackierung die Nachmittagssonne kaum reflektiert.
»Woher weißt du, dass er es ist?« Ich kneife die Augen zusammen, um ihn besser beobachten zu können, wie er den Parkplatz überquert und das Restaurant durch die staubige Glastür betritt. Versuche, seinen Charakter einzuschätzen, herauszufinden, ob er vertrauenswürdig oder der gruselige Serienkiller und Perversling ist, vor dem ich mich fürchte – durch einen Blick auf seine dunklen Wrangler-Jeans, die schwarzen Cowboystiefel, das gestärkte weiße Baumwollhemd und den knapp schulterlangen, schwarzen Haarzopf.
»Er entspricht der Beschreibung«, sagt Jennika, und als ich
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