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Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Titel: Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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, für das mir kein besserer Name einfällt.
    »Was ist da drüben?« Ich zeige auf das abgelegene Zimmer.
    »Dort arbeite ich mit meinen Klienten; du kannst es sozusagen als mein Arbeitszimmer betrachten.« Paloma zieht den Stöpsel aus dem Spülbecken, so dass das Wasser gurgelnd in den Abfluss läuft, und trocknet sich die Hände an einem blau bestickten Handtuch ab. »Aber keine Sorge, ich habe mir den Tag für dich frei gehalten, damit wir miteinander reden und uns ungestört besser kennen lernen können.«
    Ich blicke zwischen ihrem Arbeitszimmer und ihr hin und her. »Tja, vielleicht sollten wir dort drinnen anfangen. Schließlich bin ich ja die Verrückte, die man hierhergeschickt hat, damit sie geheilt wird.«
    Sie wirft mir einen undefinierbaren Blick zu – ist es Mitleid, Traurigkeit, Bedauern? Ich kann es nicht deuten.
    »Du bist nicht verrückt.« Sie lehnt sich gegen die mit bunten spanischen Fliesen ausgelegte Arbeitsfläche und legt nachdenklich den Kopf schief. »Und ich fürchte, ich kann nichts tun, um dich zu heilen , wie du es ausdrückst.«
    Ich mache große Augen, während ihre Worte in meinem Kopf widerhallen. Als ich ihr antworte, bin ich schon fast hysterisch. »Warum bin ich dann hier? Warum habe ich die weite Reise gemacht, wenn du mir nicht helfen kannst? Was soll das alles? Warum hast du mich von Jennika weggeholt?«
    »Du hast mich missverstanden.« Sie verlässt die Küche und bedeutet mir, ihr ins Wohnzimmer zu folgen, wo sie die Scheite im Kamin anzündet, bis sie knisternd aufflammen. Dann geht sie zum Sofa und lässt sich auf den Polstern nieder. »Ich habe nicht gesagt, dass ich dir nicht helfen kann, sondern dass ich dich nicht heilen kann. Es gibt nichts zu heilen, Daire.«
    Ich starre sie mürrisch an. Ziehe grob an meinem Bademantel und schlinge ihn so fest um mich herum, dass er mich fast zweimal umhüllt. Ich hocke mich auf die Armlehne eines Sessels und habe keine Ahnung, worauf sie hinauswill. Es klingt alles sehr dubios wie eine Art Verdunkelungstaktik.
    Ich bin kurz davor, Jennika anzurufen und zu verlangen, dass sie auf der Stelle herfliegt und mich abholt, als Paloma weiterspricht. »Deinem Vater ging es genauso. Es fängt immer mit etwa sechzehn Jahren an.«
    Ich atme tief durch. »Dann bin ich also ein Psycho. Toll. Und dir zufolge habe ich es von meinem Dad!« Ich knirsche mit den Zähnen und reiße so fest an dem Gürtel, dass ich den Stoff nachgeben höre.
    Das ist super.
    Einfach super.
    Ich mache diese lange Reise, nur um dieselbe Diagnose zu bekommen wie in Marokko und L. A.
    »Nein.« Palomas Tonfall ist so streng wie ihre Miene. »Du bist nicht verrückt. Es kommt dir vielleicht verrückt vor – und es mag sogar verrückt aussehen, aber es ist alles andere
als das. Was mit dir passiert, ist das Einsetzen deines biologischen Erbes – das Familienerbe, das seit Generationen weitergegeben wird, immer an den oder die Erstgeborene.«
    Wie bitte?
    Ich mustere sie erneut. Ihre Lippen bewegen sich unaufhörlich, während sie versucht, mir die Sache zu erklären, aber es ist zu viel für mich – zu sonderbar, um es zu begreifen. Mir ist ganz wirr im Kopf vom Klang ihrer Stimme und ihren unsinnigen Worten, dass ich nur hastige Fragen hervorstoßen kann. »Warum bekommt ihr dann immer weiter Kinder, wenn ihr das schon wisst? Ehrlich – du hast keine Ahnung, wie es ist. Warum ist Django das Risiko eingegangen? Warum hat er nicht verhütet oder Jennika wenigstens gewarnt?«
    »Weil Django so jung und idealistisch und stur war wie jeder Sechzehnjährige. Er wollte es nicht glauben. Er wollte meine Warnungen nicht annehmen und dachte, er könnte durch Davonlaufen den Visionen entkommen, alldem entkommen, was ich ihm gesagt habe. Aber wie du schon bemerkt haben wirst, gibt es kein Entkommen. Die Visionen haben dich auch auf der anderen Seite der Welt eingeholt, und du kannst rennen, wohin du willst, sie werden dich immer einholen. Soweit ich weiß, sind die Symptome in Marrakesch mit voller Wucht aufgetreten. Aber ich bin mir sicher, dass du schon lange davor Anzeichen davon bemerkt hast.«
    Mein Magen krampft sich zusammen, und ich muss um jeden flachen Atemzug ringen, während ich gehetzt um mich schaue und den Drang, zu fliehen unterdrücken muss.
    »Ich bin nicht mehr an Django herangekommen. Ich konnte mich meinem einzigen Sohn nicht vermitteln – konnte ihn nicht von seiner Pflicht überzeugen. Seiner Verantwortung. Seinem Schicksal. Aber bei dir, Daire,

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