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Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Titel: Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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Worte finde, klingelt es, und ein Schwarm von Schülern ergießt sich in den Flur. Xotichl steht in der Mitte, während die Horden um sie herumwirbeln.
    »Brauchst du Hilfe?«, frage ich, ohne sie kränken zu wollen, aber sie kommen alle so nah, dass es den Anschein hat, als sähen sie sie gar nicht.
    »Brauchen wir die nicht alle?« Sie lacht und tippt mir mit ihrem Stock auf die Fußspitze. »Aber in diesem Fall bin ich mir ziemlich sicher, dass du bedeutend mehr Hilfe brauchst als ich. Falls du also das Sekretariat suchst, das ist gleich da vorne. Zweiundfünfzig Schritte von hier, wo wir jetzt stehen. Obwohl – für dich sind es vielleicht nur fünfundvierzig oder höchstens siebenundvierzig, weil du ja viel größer bist. Und deine Beine sind auch viel länger, du Glückliche.« Sie lacht erneut.
    Ich blinzele und frage mich, woher sie das alles wissen kann. Macht sie sich über mich lustig? Amüsiert sie sich auf meine Kosten? Ist sie gar nicht wirklich blind? Gibt es in dieser Stadt irgendjemanden, der tatsächlich das ist, als was er sich ausgibt?
    Doch bevor ich etwas erwidern kann, ist sie weg. Den Stock vor sich ausgestreckt, geht sie den Flur entlang, während sich rechts und links von ihr eine Gasse auftut.



Fünfundzwanzig
    I ch wünschte, ich hätte mich vorbereitet.
    Wünschte, ich hätte mir die Zeit genommen, eine kleine Recherche anzustellen, indem ich mir ein Wochenende lang Highschool-Filme anschaue. Denn das hier – diese Schule – kommt mir fremd und undurchschaubar vor.
    Es ist wegen der Klingeln. Klingeln geben hier den Ton an. Sie regeln alles. Sie scheuchen uns in die Klassen, schimpfen uns, wenn wir zu spät kommen, und stupsen uns wieder an, wenn es Zeit ist, sich woandershin zu begeben. Der Ablauf wiederholt sich immer wieder – bis ich genau wie die anderen bin und abgestumpft auf das schrille Gellen reagiere.
    Aber ich bin nicht wie alle anderen. Und trotz meiner Bemühungen, mich anzupassen, steche ich nun dank der Ereignisse mit den fiesen Mädchen und Cade im Flur auf übelste Art und Weise heraus.
    Nichts in meinem Leben hat mich darauf vorbereitet. Gar nichts. Ich fühle mich wie eine Laborratte, gefangen in einem schrecklichen Experiment, bei dem gemessen werden soll, inwieweit ich mich an brutale Formen sozialer Ausgrenzung und Verrücktheit anpassen kann. Und die traurige Nachricht ist, dass ich Ergebnisse produziere, die weit hinter dem Durchschnitt zurückbleiben.
    Ich stehe seitlich an der Wand im Lunchraum oder der Cafeteria oder wie auch immer das hier heißt. Den vegetarischen Mittagsimbiss, den Paloma mir mit viel Liebe und
Sorgfalt eingepackt hat, fest umklammert, habe ich allerdings keine Ahnung, wo ich meine Mahlzeit einnehmen soll.
    Nachdem ich bereits das schlimmste Verbrechen von allen begangen habe, indem ich mich an den falschen Tisch gesetzt habe, weiß ich nicht, ob ich einen zweiten Versuch verkrafte. Ich bin immer noch erschüttert vom Verhalten dieser Mädchen  – so selbstgerecht und kämpferisch wie Tiere, die ihr Revier verteidigen, so entsetzt über meine Anwesenheit am Ende ihrer Bank.
    Der Tisch gehört dem Abschlussjahrgang , wurde ich belehrt. Ich habe kein Recht , dort zu sitzen. Niemals. Feiertage und Wochenenden eingeschlossen.
    »Hab’s kapiert«, habe ich geantwortet und mir mein Essen geschnappt. »Ich werde mich bemühen, an Weihnachten einen Bogen um den Tisch zu machen. Ostern auch. Aber für den Valentinstag kann ich echt nicht garantieren.« Und obwohl ich mich in dem Moment gut dabei fühlte, bin ich mir inzwischen sicher, dass es eine unbedachte Äußerung war, die alles nur noch schlimmer gemacht hat.
    Ich seufze tief auf und studiere den Raum, wobei ich mich frage, wie Jennika wohl mit so etwas umgegangen wäre, als sie in meinem Alter war. Abgesehen davon, dass sie da schon im dritten Monat mit mir schwanger war, wäre sie wahrscheinlich schnurstracks auf den Tisch zugegangen, an dem die bösen Jungs sitzen, und hätte sie alle gleich in den ersten fünf Minuten total verliebt in sie gemacht.
    Der Tisch der bösen Jungs ist zwar nicht allzu schwer auszumachen – man braucht ja nur nach den Typen in den Lederjacken Ausschau zu halten, die sich wahnsinnig anstrengen, um gefährlich und abgebrüht auszusehen, dann hat man schon ins Schwarze getroffen –, doch ich ähnele Jennika nicht die Bohne und könnte das nie durchziehen.
    Außerdem gibt es nur einen wirklich bösen Jungen hier, und das ist zufällig derjenige, den

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