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Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)

Titel: Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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niemand verdächtigt. Er ist zu hübsch, zu beliebt, zu charismatisch, zu sportlich, zu intelligent und zu anziehend. Von Lehrern wie von Mitschülern gelobt, ist er so in etwa der König von allem. Klassenpräsident, Star-Quarterback und auf dem nächsten Abschlussball garantiert auch noch der Prom King. Soweit ich es beurteilen kann, bin ich die Einzige, die nicht von ihm beeindruckt ist.
    Ich sehe mich noch einmal um und stelle fest, dass die Tische systematisch aufgeteilt sind. Da ist der Cowboy-Tisch voller Schüler in Jeans, Westernhemden und Cowboystiefeln, der Hippie-Tisch, an dem alle gebatikte T-Shirts und zerrissene Jeans anhaben, der Amerikanische-Ureinwohner-Tisch, wo die meisten in karierten Hemden und verblichenen Jeans dasitzen. Alle plaudern und lachen, bleiben aber eindeutig unter sich. Nachdem ich das alles erkannt habe, begreife ich endlich die wahre Bedeutung hinter dem Sprichwort »Gleich zu gleich gesellt sich gern«.
    Oder: Jeder zieht sich die Jacke an, die ihm passt.
    Der Punkt ist jedenfalls, dass die Leute immer klammern und sich anpassen, um ein Teil von etwas zu sein, zu dem sie gehören wollen.
    Selbst die Randgruppe, die Leute, die sich für so künstlerisch und anders halten, so weit weg vom Durchschnitt. Ganz egal, wie indiemäßig sie sich auch zu stylen versuchen – man braucht nur einmal genauer hinzusehen, um zu erkennen, dass sie sich alle aneinander anpassen. Ohne sich darüber im Klaren zu sein, bleiben sie brav innerhalb ihrer selbst definierten Grenzen.
    So ist es eben. Und es wird nie anders sein. Und obwohl der Tag schon halb vorüber ist, muss ich erst noch jemanden finden, der bereit ist, sich mit mir an einen Tisch zu setzen.
    Tja, Cade würde es vielleicht tun, so wie er mich anlächelt, mir zuwinkt und mir bedeutet, mich zu ihm zu setzen, doch ich weiß, dass er es nicht ernst meint. Es ist alles eine große Show, ausschließlich dazu gedacht, ihn witzig und mich peinlich und verklemmt dastehen zu lassen.
    Und was Xotichl angeht – also, aus ihr werde ich nicht ganz schlau. Außerdem habe ich keine Ahnung, wo sie ist. Seit dem sonderbaren Auftritt heute Morgen im Flur habe ich sie nicht mehr gesehen.
    Ich wende dem Ganzen den Rücken zu, drücke mich durch die Tür und gehe den Flur hinab, auf der Suche nach einem schönen, friedlichen Plätzchen, an dem ich in aller Ruhe essen und darauf warten kann, dass mir das nächste Klingeln mitteilt, wo ich hinmuss.
    Da entdecke ich einen Platz am Ende einer langen Reihe von Spinden. Ich lasse mich zu Boden gleiten, greife in meine Tasche und muss schmunzeln, als ich sehe, dass mir Paloma eines meiner Lieblingsgerichte eingepackt hat: In der kleinen Plastikdose liegen Ziegenkäse-Enchiladas, übergossen mit ihrer sagenhaften selbst gemachten Tomatillosoße.
    Die Plastikgabel in der Hand, will ich mich gerade darüber hermachen, als ich von einem leisen Rascheln unterbrochen werde, das nur von einer Lunchtüte herrühren kann. Während ich noch überlege, wer wohl ebenfalls ein Außenseiter sein kann, rutsche ich ein Stück vor, damit ich um die Ecke linsen kann. Ich erspähe ein Paar lange Beine, dunkle Jeans und schwere, schwarze Schuhe mit dicken Sohlen, die so groß sind, dass sie hoffentlich zu einem Jungen gehören. Dann ziehe ich mich wieder in meine Ecke zurück, froh darüber, dass ich bei Weitem nicht so allein bin, wie ich dachte – dass ich nicht der einzige Loser ohne Freunde bin, der in dieser Schule keinen Anschluss gefunden hat.



Sechsundzwanzig
    E s klingelt — mal wieder. Das schrille Geräusch gellt durch den Flur, hallt von den hässlichen beigen Wänden und den roten Metallspinden wider und versetzt einen Strom von Schülern in hektische Bewegung, während ich mein Bestes tue, um mein nächstes Klassenzimmer zu finden.
    An der Tür bleibe ich mit dem Stundenplan in der Hand stehen und vergewissere mich rasch, dass ich am richtigen Ort bin, da ich diesen speziellen Fehler wirklich nicht noch mal machen muss.
    Freies Lernen. Genau. Die letzte Stunde des Tages – Gott sei Dank.
    Ich gehe hinein und stelle mich bei dem Mann auf dem Podium vor. Er hat einen fiesen Gesichtsausdruck, kleine Augen und einen grausamen Strichmund und trägt ein T-Shirt, das eine Nummer zu klein ist und sich über einem dicken Bauch spannt. Außerdem hat er einen so kurzen Bürstenschnitt, dass man eigentlich nur Kopfhaut sieht. Er macht einen roten Haken neben meinen Namen und sagt, ich soll mich irgendwo hinsetzen.
    Wenn

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