Vom Schicksal bestimmt: Soul Seeker 1 - Roman (German Edition)
während die von Dace es reflektieren.«
Paloma presst sich die Hände auf die Brust, während ihr Gesicht vor Freude aufleuchtet. »Du bist die Einzige, die das je hat sehen können, nieta . Und jetzt, wo du es weißt, darfst du es nie vergessen. Halte dich im Zweifelsfall immer an die Augen – ganz gleich, welche Verkleidung sie gewählt haben, ihre wahre Natur bleibt bestehen. Die Augen werden dich nie trügen.« Paloma legt mir eine Hand aufs Knie. »Und jetzt, süße nieta , nachdem ich gesehen habe, dass du dir ohne meine Anleitung selbst die Telekinese beigebracht hast, ist es an der Zeit, dass du etwas noch viel Aufregenderes lernst, was ich nicht weiter aufschieben will. Also sag, bist du bereit zu fliegen?«
Neunundzwanzig
P aloma führt mich in den hinteren Teil des Gartens, den ich, obwohl ich schon so lange hier bin, erst ein Mal besucht habe, und auch das nur kurz. Doch jetzt, da wir den Plattenweg entlanggehen, staune ich unwillkürlich über seine enorme Ausdehnung und Vielfalt und über die üppige Pflanzenpracht.
Der Garten scheint sich endlos auszudehnen und besteht aus sorgfältig gepflegten Beeten für die Heilkräuter, die sie für die Therapien ihrer Klienten braucht, und das Bio-Gemüse, das wir essen. Es gibt sogar einen Teil mit herrlichen, in voller Blüte stehenden Blumen, direkt neben einem weiteren Teil, der für ihre Hybridexperimente reserviert ist und wo alle möglichen ungewöhnlichen und sonderbaren Pflanzen aus der Erde sprießen.
In einem leisen Singsang murmelt sie etwas auf Spanisch und fährt mit den Fingerspitzen über alles, woran sie vorbeigeht. Es ist ein Lied, das ich sie schon zu anderen Gelegenheiten habe singen hören, doch nun erkenne ich es als ihr Gartenlied – das Lied, das die Pflanzen ermuntert zu wachsen und zu gedeihen, sich zum Licht zu recken, selbst wenn keines da zu sein scheint.
Doch der Text gehört ihr allein. Er muss sich mir erst noch offenbaren. Wahrscheinlich weil ich alles andere als grüne Daumen habe. Und obwohl mir Paloma versprochen hat, hier Abhilfe zu schaffen, schickt sie meist gleich hinterher: »Eins nach dem andern! Du musst noch so viel lernen, nieta , und es ist so wenig Zeit.«
Es ist der letzte Teil, der mich beunruhigt: So wenig Zeit .
Sie ist ja noch nicht alt. Aber mit ihrem ständigen Nasenbluten und dem Husten, bei dem sie Blut spuckt, mache ich mir zwangsläufig Sorgen über ihren Gesundheitszustand. Doch jedes Mal, wenn ich sie danach frage, winkt sie nur ab, versichert mir, dass es ihr gut geht, und wechselt das Thema.
Mit leichtem Schritt geht sie mir voraus, und ihr langer, dunkler Zopf schwingt hinter ihr her. »Ich habe Xotichl kennen gelernt«, sage ich.
Paloma dreht sich um und sieht mich an. »Ah, Xotichl. Sie ist nett, spitzbübisch und klüger, als es ihrem Alter entspricht. Welches dieser Gesichter hat sie dir gezeigt?«
Ich überlege kurz, ehe ich antworte. »So ziemlich alle. Sie sagt, sie sei eine Klientin von dir. Sie ist aber nicht krank, oder?«
Paloma schüttelt den Kopf. Erstaunt stelle ich fest, dass mich eine regelrechte Welle der Erleichterung überspült.
»Der Inhalt unserer Sitzungen ist zwar vertraulich, aber ich kann dir sagen, dass Xotichl die seltene Fähigkeit hat, das zu sehen, was den meisten Menschen entgeht. Was ihr an Außensicht fehlt, macht sie durch Innensicht wett – ihr Tiefblick ist unübertroffen.« Paloma nickt und beugt sich zu einer besonders stark duftenden Blüte hinab. »Die üblichen oberflächlichen Dinge, von denen sich die meisten Menschen viel zu sehr gefangen nehmen lassen, um genauer hinzusehen, berühren sie nicht. Und ohne diese Ablenkung kann sie direkt zum Kern aller Dinge vorstoßen – die wahre Energie hinter den Worten und Taten eines anderen erkennen. Das ist einer der Gründe dafür, dass sie sich nie von den Richters hat beeindrucken
lassen. Sie ist wirklich ein besonderes Mädchen und hat einen großartigen Humor. Ich wette, sie hat sich auch ein bisschen auf deine Kosten amüsiert. Allerdings muss ich zugeben, dass ich ihr die nötigen Informationen dazu geliefert habe. Du hast einen harten Tag hinter dir. Ich hoffe, du machst ihr das nicht zum Vorwurf?«
Ich denke an unsere seltsame erste Begegnung im Flur und wische den Gedanken rasch beiseite. »Ihr Freund Auden hat mich nach Hause gefahren. Sie haben mich eingeladen, heute mit ihnen ins Rabbit Hole zu gehen, um seine Band zu hören, aber ich weiß nicht. Ich weiß nicht, ob ich mich dem
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