Vom Tod verführt: Roman (German Edition)
entwischen suchte. Ich weitete meine Sinne aus und untersuchte die Karte nach weiteren Zaubern. Nichts. Dass Lusa nicht versuchte, uns magisch auszuspionieren, und dass sie John sofort geholfen hatte, als er von der Kugel getroffen worden war, besserte die Meinung, die ich von ihr hatte. Ich steckte die Karte in meine Handtasche.
» Ich wohne im Glen, also unten in der Schlucht«, sagte ich, als wir die Ausfahrt erreichten.
Ohne zu antworten, bog Andrews nach links ab. Die Lichter der Stadt färbten den Himmel rostrot, doch in meiner eingeschränkten Sicht klammerten sich Schatten an die Wolkenkratzertürme, die die Innenstadt von Nekros beherrschten.
Ich verschränkte die Arme und wandte mein Gesicht von Andrews ab. Meiner Meinung nach gab es nur einen Grund, weshalb er sich angeboten hatte, mich nach Hause zu fahren, doch ich war definitiv nicht in der Stimmung, weitere Fragen zu beantworten.
Nicht dass ihn das interessiert hätte.
» Was haben Sie wahrgenommen, als Sie Colemans Körper betrachteten?«, fragte er, noch bevor wir den Highway erreicht hatten.
Er glaubte doch wohl nicht im Ernst, dass er mich aus dem Leichenschauhaus werfen und dann die Informationen aus mir herausquetschen konnte, die ich dort gewonnen hatte?
Ich setzte mich wieder gerade hin und starrte geradeaus in die Dunkelheit. » Kennen Sie die Ecke Chimney Swift und Robin?«
Seine Augen schossen mir Blitze zu. » Ich weiß, wo Sie wohnen. Erzählen Sie mir von Coleman.«
» Sie wollen mehr über Coleman wissen? Dann schauen Sie sich die Aufzeichnung an.«
Das Licht einer Straßenlaterne huschte über sein Gesicht, und ich konnte sehen, dass er die Kiefer zusammenpresste. » Ich habe sie mir angesehen. Sie haben die Kontrolle über einen der Schatten verloren und behauptet, über Colemans Leichnam liege ein Zauber, obwohl eine sensitiv Begabte mit Zertifikat keinen Zauber entdecken konnte. Und zu allem Überfluss haben Sie auch noch gesagt, Colemans Leiche sei gar keine Leiche.«
Ich zuckte zusammen, versuchte aber, das mit einem Schulterzucken zu verbergen. » Stimmt. Ich muss wirklich eine lausige Schnüfflerin sein. Warum stellen Sie mir dann so lausige Fragen?«
Er trat auf die Bremse, und der Wagen kam schlingernd zum Stehen. Mein Sicherheitsgurt straffte sich, aber vorher knallte ich schon gegen das Armaturenbrett. Schmerz schoss mir durch den geschienten Arm. Andrews ließ den Wagen auf den Standstreifen rollen.
Die nächste Straßenlaterne befand sich in einiger Entfernung, die Gebäude um uns herum lagen im Dunkeln, sodass ich den Mann neben mir lediglich im sanften blauen Schein der Armaturen erkennen konnte, was ihm ein gespenstisches Aussehen verlieh. Ich schluckte.
Andrews sah mich aus schmalen Augen an. » Entweder sind Sie eine Aufschneiderin und stehen ein bisschen zu gern im Rampenlicht, oder Sie haben etwas entdeckt, was allen anderen entgangen ist.«
Ich hielt seinem Blick stand. » Lassen Sie mich raten, zu welcher Meinung Sie neigen.«
Er runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Das Schweigen dehnte sich, kroch zwischen die Sitze, füllte den Raum zwischen uns aus, wurde greifbar. Ein Wagen rauschte vorbei, übergoss uns mit seinem Scheinwerferlicht, und ich schreckte zurück. Als ich wieder sehen konnte, sah Andrews in eine andere Richtung.
» Okay, fangen wir noch mal ganz von vorn an.« Das Leder quietschte, als er sich mir wieder zuwandte. » Ich bin Detective Falin Andrews, leitender Ermittler im Coleman-Fall.«
Ich sah die Umrisse seiner Hand, die er mir hinhielt. Beim ersten Mal hatten wir beim Händeschütteln gewisse Schwierigkeiten gehabt. Trotzdem ergriff ich sie, spürte wie zuvor, dass er Handschuhe trug. Nun ja, in einem Wagen wie diesem waren Lederhandschuhe zum Autofahren wohl nur ein weiterer Luxus. Sein Händedruck war fest, aber ganz normal.
» Falin«, sagte ich, da er mir seinen Vornamen genannt hatte.
» Alex.« Er ließ meine Hand wieder los. » Also, was können Sie mir über Colemans Leiche erzählen?«
» Tut mir leid, aber ein Händedruck reicht nicht, um Sie in den Club der Guten aufzunehmen.«
» Und ein Satz, ausgesprochen im Ärger– in berechtigtem Ärger, um genau zu sein, weil sich jemand am Opfer meines Mordfalls zu schaffen machte– reicht, um mich davon auszuschließen?«
Ich lächelte ihn an. » Der erste Eindruck ist meist nachhaltig.«
Er straffte die Schultern. » Sie enthalten der Polizei sachdienliche Hinweise in meinem Mordfall vor. Ich könnte Sie wegen
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