Vom Tod verführt: Roman (German Edition)
Behinderung festnehmen lassen.«
Warum nett sein, wenn man drohen kann!
Ich seufzte und blickte auf die Digitaluhr im Armaturenbrett. Spät war schon längst vorbei. Ich würde Casey nicht mehr anrufen können, musste bis morgen warten, bevor ich ihr berichten konnte, was ich in Erfahrung gebracht hatte. Jetzt wollte ich nur noch nach Hause, meinen Hund füttern und im Dead-Club-Forum einen Thread posten, um herauszufinden, ob schon jemals jemand einem so gewalttätigen Schatten wie dem von Bethany begegnet war oder etwas zu Gesicht bekommen hatte, das mit Colemans Leiche vergleichbar war. Und außerdem musste ich vor dem Gerichtsverfahren, das– ich rechnete schnell nach– in gut sieben Stunden beginnen würde, auch noch meinen Ring aufladen.
Okay, dann bringen wir es jetzt hinter uns! Ich unterdrückte ein Gähnen, rieb die schmerzenden Kratzer, die Bethany mir zugefügt hatte, dann atmete ich tief durch und versuchte zu erklären, was für einen Zauber ich auf Colemans Leichnam gesehen hatte, versuchte so genau wie möglich die sich windenden Glyphen zu beschreiben, und schilderte, wie meine Magie an Coleman abgeglitten war.
Während ich sprach, lenkte Andrews den Wagen auf die Straße zurück. » Und Sie haben keine Ahnung, was dieser Zauber bewirkt?«
» Ich wurde… nun ja, unterbrochen.«
Er ließ mir das durchgehen. » Hat Detective Matthews Sie angeheuert, damit Sie einen Blick auf die Leiche werfen?«
Ich biss mir auf die Lippe. Würde es mehr oder weniger Ärger für John bedeuten, wenn ich behauptete, es wäre seine Idee gewesen?
Aber ich hatte wohl etwas zu lange gezögert. Falin sah mich an.
Ich dagegen starrte stur geradeaus. » Er hat mir einen Gefallen getan. Er bat mich lediglich, dass ich Bethanys Schatten beschwöre.«
» Das Ritualopfer.«
Ritual? Meinte er das » Ritual« eines Serienmörders, oder glaubte er, dass Bethany bei einem Hexenritual den Tod gefunden hatte? John hatte zwar nichts von Magie erwähnt, aber irgendetwas hatte Bethanys Schatten nahezu vernichtet, und so lag diese Verbindung nicht fern. Ich prägte mir diese Information ein. Vielleicht half sie mir dabei herauszufinden, wieso ich die » Kontrolle verloren« hatte, wie Andrews es genannt hatte.
Eine Weile fuhren wir schweigend weiter. Während wir nach und nach die Wolkenkratzer hinter uns ließen, erfüllte das tiefe Summen der Magie die Luft um uns herum. Keine aktive Magie, sondern das Wesen des Glen.
Das Glen– oder wie es in manchen Kreisen genannt wurde: das Witches Glen, die Hexenschlucht– war ein Vorstadtgebiet, das sich um das Magierviertel zog. Es war ideal, wenn man Zauber und Zauberutensilien kaufen wollte, und hier befanden sich auch die einzige private Hexenvorbereitungsschule, eine Feen-Bar und der örtliche Hauptsitz der Organisation für magisch begabte Menschen.
Das Cabrio rollte über die Brücke, die über den Sionan führte, und das Summen der Magie wurde stärker. Der Fluss trennte die Innenstadt vom Magierviertel und dem Glen. Wer sich auf diese Seite des Sionan begab und die Stadt nicht verlassen wollte, verfügte entweder über magische Kräfte oder war auf der Suche nach einem Zauber.
Ob sich die ersten Hexen hier niedergelassen hatten, weil dieser Ort Magie verströmte, oder ob die magische Resonanz eine Folge all der Zauber war, die in so vielen Jahrzehnten auf engem Raum gewoben worden waren– auf jeden Fall war das Glen einzigartig in der Stadt, und ich entspannte mich, je näher wir ihm kamen.
» Wer hat Sie engagiert?«, fragte Falin, als wir die Gegend erreichten, in der ich wohnte.
» Ein Klient.«
» Und der heißt wie?«
Ich antwortete nicht. Auch unter normalen Umständen gebe ich keine Informationen über meine Kunden preis. Und schon gar nicht würde ich Andrews gegenüber Caseys Namen erwähnen. Schließlich war sie meine Schwester. Doch das war es nicht allein. Wenn das bekannt wurde… Mein Vater und ich mochten nur in wenigen Dingen– eigentlich in gar keinen– der gleichen Meinung sein, aber ich würde ganz bestimmt nicht absichtlich einen Skandal lostreten, der ihn betraf.
Falin bog auf meine Einfahrt ein, und noch bevor der Wagen stand, öffnete ich die Beifahrertür. Doch ich schaffte es nicht nach draußen.
Falin packte mich, seine Finger schlossen sich um mein Handgelenk.
» Wer hat Sie engagiert, damit Sie Colemans Leiche untersuchen?«
» Das ist vertraulich.«
» Wer wusste, dass Sie sich seinen Leichnam ansehen wollten?«
» Außer
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