Vom Tod verführt: Roman (German Edition)
Hand aus, seine Finger schwebten über meinem Schlüsselbein.
Ich blickte auf die Kratzer an meiner Schulter. » Ein Schatten hat mich angegriffen. Es war gruselig. Sie war… na ja, sie sah aus, als hätte jemand versucht, sie zu zerschneiden. Als ich sie beschworen habe, brach sie schreiend aus ihrem Körper hervor und griff mich an. Hast du jemals einen Schatten erlebt, der jemanden angegriffen hat?«
Der Tod runzelte die Stirn und beugte sich weiter vor, doch er berührte die Wunden nicht. » Alex, das ist wichtig. Wo wurde sie gefunden? In einem Lagerhaus?«
» Irgendwo im Müll.« Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wo sich der Mord ereignet hatte. Und auch die Polizei wusste es nicht. Allerdings kannte ich ein gewisses Lagerhaus. Grausige, verzerrte Magie war dort ausgeübt worden, und wenn das der Ort war, den er meinte…
» Weißt du mehr darüber?«
Der Tod antwortete nicht.
» Du machst mir Angst.«
Als er mich nun ansah, lag kein Lachen in seinen Augen. » Deine Wunde ist mit einem Zauber infiziert. Er breitet sich wie ein Virus in dir aus.«
Fast wäre mir die Kaffeetasse aus der Hand gefallen. Mit einem Zauber infiziert? Wie ein Virus? Ich schluckte. Konzentrierte mich dann ganz darauf, mich zur Seite zu drehen und die Tasse abzustellen. Das Porzellan schlug gegen den Tresen, und ich zog meine zitternde Hand zurück.
Ich atmete tief ein. Und wieder aus. Ich krieg das schon hin. Für jeden Zauber existierte ein Gegenzauber. Ich musste nur mehr über diesen speziellen Zauber herausfinden. » Was für ein Zauber ist das?«
Der Tod presste die Lippen zusammen, und zum ersten Mal, seit ich ihn kannte, wirkte er unsicher. Er trat zurück, die Augen leicht zusammengekniffen. Und dann verschwand er.
Ich sprang vom Tresen. » Verdammt! Was bewirkt dieser Zauber? Wie kann ich ihn umkehren?«
PC blickte von seinem Napf hoch, doch vom Tod kam keine Antwort. Ich hatte keine Ahnung, ob er tatsächlich verschwunden oder einfach nur unsichtbar war. Ich wusste nicht, ob er die Antwort nicht kannte oder ob er sie mir nicht verraten durfte. Ich wusste gar nichts. Denn obwohl der Tod schon so lange zu meinem Leben gehörte, war er mir immer fremd geblieben.
9. Kapitel
I ch saß im Schneidersitz in meinem aktivierten Schutzkreis, die Augen geschlossen, und versuchte, ganz ruhig zu werden. Was mir allerdings nicht gelingen wollte.
Meditative Trance war mein persönlicher Weg, um auf die ätherische Ebene zu gelangen. In Momenten wie diesem wünschte ich mir jedoch, ich könnte ein anderes Ritual nutzen, etwas Aktiveres wie Tanzen oder Singen. Oder Schreien. Auf mich war geschossen worden, Elfen hatten versucht, mich zu entführen, meinem Vater war vielleicht der Körper geraubt worden, und außerdem breitete sich ein Zauber in mir aus. O ja – wenn das nicht genug Gründe zum Schreien sind!
Ich konzentrierte mich aufs Atmen und versuchte, meine Gedanken zu klären. Doch es half nicht; in meinem Kopf ging alles durcheinander. Okay. Dann also Plan B.
Ich lenkte Energie aus meinem Ring in einen inaktiven Zauber an meinem Schutzarmband und aktivierte ihn. Eine falsche Ruhe senkte sich über mich, und mein Atem wurde augenblicklich gleichmäßig und langsam. Meine ganze Persönlichkeit, all meine Gedanken, meine Sorgen schienen in eine Blase zu gleiten und aus meiner Reichweite zu schweben. Mein Geist hatte sich geleert. Ich versank in Trance.
Mein nächster Atemzug war voller Farbe und Licht. Ich hatte die ätherische Ebene erreicht.
Hauchdünne Fäden von Magie schwebten an mir vorbei. Meine Finger glitten durch einen Strang blauer Energie. Er wickelte sich um meine Hand, und ich zog ihn in meinen Körper. Hier, auf der ätherischen Ebene, glühte mein Körper nun von Magie und Wärme. Ich lachte, schwindelig von der Berührung. Der Klang verwandelte sich in strahlend blaue Noten, die um mich herumschwebten.
Ich tanzte durch diese Wirbel aus Energie, suchte nach blauen und grünen Fäden, denn diese Farben fanden einen Widerhall in mir. Ich zog Magie in mich hinein, bis ich glühte wie ein Suncatcher. Erst dann fiel mir wieder ein, wozu ich sie nutzen wollte. Das ist das Problem mit einem Meditationszauber: Nicht immer platzt die Blase wieder auf, wenn man in Trance gefallen ist.
Ich trat aus meinem Körper hinaus und betrachtete mein ätherisches Abbild. Abgesehen von dem Glühen stimmte es vollkommen mit meiner sterblichen Gestalt überein. Der Vorteil war, dass ich in diesem Zustand Magie sehen
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