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Vom Tod verführt: Roman (German Edition)

Vom Tod verführt: Roman (German Edition)

Titel: Vom Tod verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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Statue.
    Sie zog ein Taschentuch aus ihrer Tasche und rieb an dem klebrigen Kaugummi. » In Auftrag gegeben wurde diese Statue von…«
    Eine bessere Gelegenheit würde ich wohl nicht bekommen. Ich schlich mich weg von der ganzen Aufregung und folgte Roy den Gang hinunter. Den Zauber, der verhinderte, dass mein Bild von den Überwachungskameras aufgezeichnet wurde, hatte ich bereits aktiviert. Nun musste ich also nur noch auf die beiden Leute achten, die Roy gesehen hatte.
    Er führte mich zu einer doppelflügeligen Eichentür und schwebte hindurch. Ich wartete draußen, lehnte mich gegen die Wand und bemühte mich, so unverdächtig wie möglich zu wirken.
    Roy steckte den Kopf durch die Tür. » Einer ist gerade in eines der Büros gegangen. Im Vorzimmer ist nur die Sekretärin.«
    Okay, jetzt gab es also nur noch eine Person, die mich am Eindringen hindern konnte. Es war Zeit herauszufinden, womit ich es zu tun hatte. Ich setzte ein Lächeln auf und betrat den Raum.
    » Tante Margie?«
    Die ältere Frau blickte auf und rückte ihre rot eingefasste Brille zurecht. Dann verzogen sich ihre Lippen zu einem Lächeln. » Wenn das nicht Alexis Caine ist! Wie geht es dir, Liebes?« Sie kam um ihren Schreibtisch herum und schlang ihre schmalen Arme um mich.
    Margie war nicht wirklich meine Tante. Sie hatte schon damals, als mein Vater noch ein berühmter Verteidiger war, als seine persönliche Assistentin für ihn gearbeitet. Von der Zeit an, als meine Mutter ins Krankenhaus kam, bis zu dem Moment, als ich ins Internat geschickt wurde– und auch später noch während der Sommerferien–, hatte Margie sich um mich und natürlich auch um meine Geschwister gekümmert. Sie war es, die mit mir zum Arzt ging, sie suchte jedes Jahr mit Brad, Casey und mir die Kleidung für das neue Schuljahr aus. Sie gehörte zu den ganz wenigen Menschen außerhalb unserer Familie, die meine wahre Identität kannten, weil sie uns schon so nahestand, bevor ich fortgeschickt worden war. Es gab nicht viele auf dieser Liste.
    » Mir geht es gut, wirklich prima«, erwiderte ich, immer noch erstaunt, sie hier zu sehen. Ich hatte nicht gewusst, dass sie meinem Vater all die Jahre die Treue gehalten hatte, und ich verstand auch nicht, womit er sich ihre Loyalität– und ihr Schweigen– verdient hatte.
    Da bemerkte ich einen braunen Karton auf ihrem Schreibtisch, in dem Fotos ihrer Enkelkinder und eine bunte Kaffeetasse lagen. » Packst du deine Sachen?«
    » Ja. Ich gehe in Rente. Ist wohl Zeit dafür.« Sie machte eine Handbewegung, als machte es ihr nichts aus, aber ihr versteinerter Gesichtsausdruck verriet etwas anderes. » Der Stabschef und ich, wir hatten eine Auseinandersetzung. Aber das ist nicht so wichtig.« Ihr Ausdruck wurde weicher. » Ich habe dich in den Nachrichten gesehen. Ich bin so stolz darauf, dass du der Polizei bei den Ermittlungen hilfst.«
    Ich wurde rot. Ja, nur Margie konnte hier sitzen, im Büro eines Mitglieds der Humans-First-Partei, und erklären, dass sie stolz auf eine Hexe war.
    » Nun, Margie, es war schön, dich wiederzusehen. Ach, was ich noch fragen wollte: Kann ich mal kurz ins Büro meines Vaters gehen?«
    » Redet ihr denn wieder miteinander?« Margie hatte sich stets gewünscht, dass wir uns wieder versöhnten. » Das freut mich ja so, Liebes, aber er ist nicht da. Deshalb kann ich dich nicht in sein Büro lassen.«
    O Mann– ich schaffte es nicht einmal an der Türwache vorbei, die ich mein ganzes Leben lang gekannt hatte! Sie machte eine Bemerkung, dass sie nun weiterpacken müsse, und griff nach einer kleinen Gedenktafel, die auf ihrem Schreibtisch stand. Sie legte sie in den Karton, und ihre Bewegungen zeigten ihren Ärger deutlicher als ihre Worte.
    Ich trat an ihren Schreibtisch und legte die Hände auf die Ränder des Kartons. » Kann ich dir ein Geheimnis verraten? Und du erzählst es niemandem weiter?«
    Sie beugte sich vor, immer für ein bisschen Klatsch zu haben. Ich fragte mich erneut, ob mein Vater nicht doch bindende Eide benutzt hatte, um sämtliche Gerüchte über mich zum Schweigen zu bringen.
    » Ich will ganz ehrlich sein«, fuhr ich fort und senkte meine Stimme zu einem Flüstern. » Ich bin hierhergekommen, um herumzuschnüffeln. Du weißt doch, dass ich für die Polizei arbeite, oder?« Natürlich wusste sie es, das hatte sie mir vorhin ja selbst gesagt. Doch ich wollte es ihr noch einmal ins Gedächtnis zurückrufen. » Ich bin sicher, du weißt auch, dass sie meinen Vater im

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