Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten - wie Sie Konflikte kreativ lösen
Störung ignorieren oder unserem Konfliktpartner ausweichen, oder wir kämpfen, um ihn zu besiegen, indem wir unserem Ärger freien Lauf lassen und unsere Belange mit Gewalt durchsetzen. Eine vernünftige Auseinandersetzung findet nicht statt. Mit beiden Handlungsvarianten verschärft sich der Konflikt und wird immer schwieriger zu lösen. Es kommt zu Verletzungen, gegenseitigem Unverständnis bis hin zu lebenslangen Feindschaften. Und das bestätigt dann wieder unsere Überzeugung, dass Konflikte negativ sind.
Diesen negativen Kreislauf unterbrechen wir, indem wir unsere Einstellung gegenüber Konflikten grundlegend ändern. Wenn wir anerkennen, dass sie zu unserem Leben dazugehören, gestehen wirihnen eine Art Existenzberechtigung zu. Wir erschrecken dann nicht mehr, wenn sie plötzlich da sind. Wir sehen in ihnen nicht nur eine unnötige Belästigung, sondern respektieren sie als wichtigen Bestandteil unseres Miteinanders. Statt unsere Augen vor ihnen zu verschließen oder zu versuchen, ihnen auszukommen und davonzulaufen und sie zu verdrängen, wenden wir uns ihnen bei Bedarf zu. Damit stellen wir uns gedanklich darauf ein, dass es ganz natürlich ist, dass sie jederzeit auftauchen können.
Schaffen wir es dann noch, kreativ mit diesen Konflikten umzugehen, verlieren sie auf Dauer ihren Schrecken. Dann machen wir nämlich immer wieder gute Erfahrungen mit Konflikten. Wir erleben, dass Konflikte einfach nur ein Warnsignal sind. Sie zeigen auf, dass irgendetwas nicht bzw. nicht mehr stimmt und dass eine konstruktive Auseinandersetzung lohnt. Richtig angegangen, bringt sie eine Verbesserung und Klärung unserer Beziehungen, Abläufe und Umgangsformen und stärkt unser Verständnis füreinander. Konflikte verlieren so ihre Schwere und gewinnen an Sinnhaftigkeit und Leichtigkeit.
Konflikte anzunehmen ist der wesentliche Schritt zur Weiterentwicklung der Konfliktfähigkeit.
Test: Wie konfliktfreudig bin ich?
Testen Sie doch einmal, wie Sie selbst zu Konflikten stehen. Bestimmen Sie bitte auf folgender Skala Ihren Platz:
Position 0 meint:
»Für mich sind Konflikte schrecklich. Ich hasse sie. Ich bin ein extrem harmoniebedürftiger Mensch. Ich kann nicht gut mit Konflikten umgehen. Sie wühlen mich auf, lassen mich nachts nicht schlafen, ich fühle mich unwohl und weiß auch nicht so recht, wie ich da wieder herauskomme.«
Position 5 meint:
»Einerseits schätze ich zwar die Harmonie und versuche, Konflikten aus dem Weg zu gehen. Andererseits, wenn sie denn da sind, weiß ich, dass ich sie lösen muss, und das packe ich dann auch gleich an. Ich habe auch schon oft erlebt, dass Konflikte etwas bringen.«
Position 10 meint:
»Ich liebe Konflikte. Sie sind für mich das Salz in der Suppe. Wenn mir etwas nicht passt, sage ich es und kämpfe für meine Belange. Andere weichen mir da eher aus. Ich verstehe nicht so recht, wovor die alle weglaufen. Ich weiß, dass ich manchmal zu heftig reagiere und damit Porzellan zerschlage.«
Für ein »reifes« Konfliktverhalten
Die Zeit ist reif, unser Konfliktverhalten in der Breite der Gesellschaft zu kultivieren. Dafür müssen wir, jeder Einzelne von uns, lernen, unsere ursprünglichen emotionalen Aus- und Einbrüche zu bändigen und die entstandene Energie in konstruktive Bahnen zu lenken. Wie jede Kultivierung ist das ein mühsames Unterfangen, weil es sich gegen unser gewohntes Konfliktmuster und auch unsere ursprünglichen Reaktionen, wie Flucht oder Kampf, wendet (siehe Seite 26). Erinnern wir uns noch einmal an unser drei Milliarden Jahre altes Grundprogramm, das unser Denken und Handeln so steuert, dass unser Überleben gesichert ist. Doch wir können mit unserem Bewusstsein in diese Mechanismen eingreifen – mit einfachen Techniken und einer konstruktiven Grundeinstellung. Durch bewusstesReflektieren und gezieltes Üben können wir demnach neues Verhalten in kleinen kontinuierlichen Schritten langsam zur Gewohnheit werden lassen. Wir werden dabei viele positive Erfahrungen machen und Erfolgserlebnisse haben. Dadurch beschleunigt sich der Prozess, weil Freude am Experimentieren entsteht und sich Begeisterung für die Umsetzung der Theorie in die Praxis daraus entwickelt.
Übung
Erinnern Sie sich, wann Sie in letzter Zeit mit dem Verhalten eines anderen nicht einverstanden waren. Wie sind Sie damit umgegangen? Rückzug oder Angriff?
Halten wir fest: Konflikte gehören zu unserem Leben. Wir können nicht vor ihnen fliehen oder sie bekämpfen. Sie
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