Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten - wie Sie Konflikte kreativ lösen
experimentieren.
Halten wir fest: In schwierigen Situationen erscheint es uns notwendig, dass sich ein anderer ändert, damit unser Leben leichter und schöner wird. Wir lenken dann unsere Energie auf den anderen. Wir können einen anderen Menschen aber nicht ändern. Im Umkehrschluss können uns andere Menschen auch nicht ändern. Jeder kann nur sich selbst ändern und ist für seine Entwicklung selbst verantwortlich.
Tipps:
Nehmen Sie die Erkenntnis, dass Sie einen anderen Menschen nicht ändern können, so tief es Ihnen möglich ist, in Ihr Bewusstsein auf.
Ziehen Sie Ihre Veränderungsenergie vom anderen ab und konzentrieren Sie sich auf Ihren eigenen Lernprozess.
Vergessen Sie die Idee, dass Sie bereits perfekt sind – Sie sind es nicht. Sie haben auf alle Fälle viele Stärken. Und Sie haben auf alle Fälle manche Schwächen. Lernen Sie freudvoll dazu, entwickeln Sie sich weiter.
Suchen Sie in Konflikten danach, was Sie verändern können. Nehmen Sie Rückmeldung dankbar an, sowohl gute als auch kritische. Sie kann wertvolle Hinweise auf Ihrem Weg zu innerem Glück, Zufriedenheit und Erfüllung beinhalten.
TEIL III
Anders handeln – Konflikte lösen
In diesem Kapitel erfahren Sie nun, wie sich Konflikte in der Praxis kreativ, kräftesparend und kultiviert lösen lassen. Sie erhalten dazu eine Art »Trainingsprogramm«, das Ihre eigenen Handlungsmöglichkeiten im Konfliktfall durch einfache Techniken erweitert. So können Sie ganz konkret anders handeln. Das bedeutet keineswegs, dass Sie immer die »ganze Arbeit leisten« oder sich gar immer zurücknehmen müssen. Ganz im Gegenteil: Sie werden kostbare Zeit gewinnen, die Ihnen bei einem schwelenden Konflikt sonst durch Grübeln und Hadern gestohlen wird.
Den eigenen Standpunkt darlegen
Wer in einem Konflikt zu einer Lösung finden will, muss einerseits seine eigene Sicht klar darstellen und andererseits versuchen, die Sicht des anderen zu verstehen. Doch bevor wir unseren Standpunkt für einen anderen nachvollziehbar darstellen können, müssen wir uns erst selbst darüber klar werden. Nach einer intensiven Selbstklärung können wir unsere Sicht ansprechen, ohne den anderen zu verletzen oder anzuklagen.
In einem Konflikt prallen zwei unterschiedliche Welten aufeinander (siehe Seite 72 ff.). Das ist wie auf dem Rummelplatz bei dem Fahrgeschäft »Autoscooter«. Dort fahren viele Autos auf begrenztem Raum und stoßen teils absichtlich, teils unabsichtlich aneinander. Ähnlich können wir es uns vorstellen, wenn im Konfliktfall unsere kleinen Weltkugeln aneinanderstoßen. Das ist immer dann der Fall, wenn wir das Verhalten, Denken oder Fühlen einer anderen Person aus unserer Weltsicht heraus als falsch oder schlecht bewerten. Ebenso andersherum, wenn eine andere Person unser eigenes Verhalten, Denken oder Fühlen als falsch oder schlecht empfindet. Jeder Zusammenprall erschüttert unsere Kugel und droht sie zu verletzen. Weil uns unser biologisches Grundprogramm schützen will (siehe Seite 26), verteidigen wir unsere Wirklichkeit, überzeugt davon, dass unsere Weltsicht richtig ist und die des anderen falsch sein muss. Zum Glück sind wir nicht mehr so primitiv, dass wir uns gegenseitig gleich an die Kehle gehen oder uns verkloppen. Wir kämpfen nicht mehr mit unseren Fäusten, sondern mit unseren Worten. Dabei verwenden wir ganz automatisch eine Art »Kampfsprache«, bei der die Worte unsere Waffen sind. Mit jedem Satz setzen wir einen Hieb auf unseren Gegner. Mit Du-Botschaften zeigen wir auf, was uns am anderen nicht gefällt, und erwarten seine Einsicht.
»Du bist … «
»Du hast mal wieder … «
»Nie kannst du … «
Das Problem dabei: Wir hören uns wie schimpfende Eltern mit erhobenem Zeigefinger an. Damit stellen wir uns über den anderen und gehen in eine Rolle, die uns nicht zusteht. Das Ende vom Lied ist, dass unsere Botschaften bei ihm nicht richtig ankommen.
Wie erreichen wir, dass ein anderer versteht, was wir meinen, ohne dass er sich dabei angegriffen fühlt?
Klärungssprache statt Kampfsprache
Wir brauchen dafür eine vollkommen andere Sprache, die bislang kaum jemand in unserem Land spricht. Sie klingt deshalb ziemlich ungewohnt in unseren Ohren. Es ist die »Klärungssprache«. Ziel ist es, nicht
über den anderen
zu sprechen und zu urteilen, sondern etwas
über die eigene Befindlichkeit
zu erzählen.
Mit der Klärungssprache zeigen wir nicht mit dem Finger auf den anderen und verurteilen sein
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