Vom Umgang mit sturen Eseln und beleidigten Leberwürsten - wie Sie Konflikte kreativ lösen
Erwartungen, wie die Rolle gelebt werden soll. Probleme entstehen, wenn Sie diese Erwartungen nicht erfüllen – Ihre eigenen und die Ihrer Mitmenschen.
Jeder füllt unterschiedliche Rollen aus
Ich »bin« nicht meine Rolle
Zur Klärung vieler Konflikte ist es daher hilfreich, wenn die Beteiligten zwischen ihrer Rolle und ihrer Person klar zu unterscheiden wissen. Sie erkennen dann, dass ein Problem nur darauf zurückzuführen ist, dass sie einer bestimmten Rollenerwartung nicht entsprechen. Sie müssen sich dadurch nicht in ihrem persönlichen Wesenskern angegriffen fühlen. Der Unterschied lässt sich sehr gut anhand einer beruflichen Rolle darstellen.
Im Berufsleben
Betrachten wir ein Beispiel: In einer Firma wird eine neue Stelle geschaffen. Der Chef legt fest, was die neue Mitarbeiterin tun soll, welche Fachkenntnisse und Erfahrungen, welche Methoden- und Sozialkompetenz sie dafür mitbringen muss.
Dieser Bedarf ist vollkommen
unabhängig
von einer bestimmten Person entstanden. Es ist eine unpersönliche Rollenbeschreibung.
Die Firma schließt mit der besten Bewerberin einen Vertrag ab. Dieser regelt die gegenseitigen Rechte und Pflichten, die Rahmenbedingungen und das Gehalt. Wenn die neue Mitarbeiterin die Arbeit aufnimmt, verschmelzen Rolle und Person. Denn jeder Mensch füllt seinen Job mit seiner Persönlichkeit in einer ganz eigenen Art aus. Die Erwartungen des Unternehmens an die Rolle bleiben jedoch gleich.
Um professionell handeln zu können, müssen wir wissen, welche Erwartungen das sind. Zu einem klaren Rollenbewusstsein gehört auch, dass wir die Wirkung unserer Rolle auf andere kennen. Es gibt nämlich Rollen, bei denen die Rollenträger gern gesehen sind, weil sie gute Nachrichten übermitteln oder angenehme Konsequenzen mit sich bringen. Das ist beispielsweise bei einem Fernsehmoderator, einem Seminarleiter oder einem Briefträger der Fall.
Andere Rollenträger bringen Unannehmlichkeiten und Zusatzarbeit mit sich. Das ist in allen Berufen der Fall, die etwas kontrollieren oder verbessern müssen oder die Einhaltung bestimmter Richtliniengewährleisten sollen. Beispielsweise der Wirtschaftsprüfer, der Qualitätsmanager, die Politesse und der Hausmeister.
In anderen Rollen kann der Rollenträger eine Art Retter in der Not sein. Das ist dann der Fall, wenn er dem Kunden hilft, Schwierigkeiten zu überwinden. Beispielsweise der Arzt oder Sanitäter, der Berater oder Therapeut.
Je nach unserer Funktion werden wir in unserer beruflichen Rolle mit Zuneigung, Ablehnung oder Dankbarkeit unserer Kunden konfrontiert. Auch das hat mehr mit unserer Rolle als mit unserer Person zu tun. Wenn wir uns darüber im Klaren sind, wird es uns leichter fallen, mit auftretenden Schwierigkeiten umzugehen und aus Problemen keine Konflikte entstehen zu lassen.
Konfliktpotenzial im Spannungsfeld der beruflichen Rollenerwartung
Unternehmen sind i. d. R. hierarchisch aufgestellt. Die Über- und Unterordnung ist keine natürliche, sondern eine künstliche. Abhängig davon, in welcher Position wir eingestellt sind, haben wir unterschiedlich viel Macht und Einfluss. Das führt im Arbeitsalltag schnell zu hoher Emotionalität. Besonders das Zusammenwirken zwischen Führungskraft und Mitarbeiter ist sehr konfliktanfällig.
Hier die häufigsten Konflikte zwischen Chef und Mitarbeiter mit einigen Hinweisen.
Mitarbeiter kann Chef nicht in seiner Führungsrolle akzeptieren
Der Mitarbeiter hält seinen Chef für eine Niete und kann nicht verstehen, wie dieser eine Führungsrolle bekommen konnte. Er empfindet es als Affront, sich von so jemandem führen lassen zu müssen. So ignoriert er ihn als Chef und nimmt seine Entscheidungen und Anweisungen nicht ernst.
Bedenken wir: Die Beurteilung, ob ein Chef den Anforderungen entspricht oder nicht, liegt bei seinem Vorgesetzten und nicht bei seinem Mitarbeiter. Wenn wir den Chef in seiner Führungsrolle nichtakzeptieren, hat dieser ein Problem mit uns. Er kann dann seine Rolle nicht erfolgreich ausüben. Er wird erst versuchen, uns für sich zu gewinnen. Gelingt ihm das nicht, wird er versuchen, uns mit Macht »in die Knie zu zwingen«– und er »sitzt am längeren Hebel«.
Tipp: Akzeptieren Sie Ihren Chef in seiner Führungsrolle und nehmen Sie ihn unbedingt ernst.
Chef hat fachlich keine Ahnung
Ein Mitarbeiter erkennt, dass sein Fachwissen größer ist als das seines Vorgesetzten. Er erwartet bei fachlichen Problemstellungen Hilfe und ist frustriert,
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