Vom Umtausch ausgeschlossen
wie war dein Tag?«, fragt Luke, während wir mit zirka sechzig Sachen um eine Ecke biegen.
»Total genial!«, schwärme ich. »Der Tag war einfach perfekt. Ich liebe Mailand!«
»Wirklich?« Luke sieht mich erstaunt an. »Auch ohne das hier?« Er fasst sich in die Tasche und holt mein Portemonnaie heraus.
Ach Gott, das hatte ich ja ganz vergessen.
»Ja, auch ohne mein Portemonnaie!«, lache ich. »Obwohl es mir auch ohne das gelungen ist, dir eine winzige Kleinigkeit zu kaufen.«
Ich reiche Luke das bronzefarbene Päckchen und beobachte ihn gespannt dabei, wie er den Gürtel auspackt.
»Becky, der ist ja der Wahnsinn!«, sagt er. »Absoluter...« Er verstummt, während er den Gürtel immer wieder von einer Hand in die andere gleiten lässt.
»Als Ersatz für den anderen, den ich ruiniert habe«, erkläre ich. »Weißt du noch? Mit meinem Heiß wachs.«
»Ja, ich weiß noch.« Er klingt richtig gerührt. »Und... das ist wirklich alles, was du in Mailand gekauft hast? Ein Geschenk für mich?«
»Öh...«
Ich zucke unverbindlich mit den Schultern und räuspere mich, um Zeit zu schinden.
Okay. Was tun?
Die Grundpfeiler einer jeden Ehe sind Ehrlichkeit und Vertrauen. Wenn ich ihm nicht von der Engel-Tasche erzähle, verrate ich die Sache mit dem Vertrauen...
Aber wenn ich ihm davon erzähle... muss ich ihm auch von meiner Alarmstufe-Rot-die-Welt-geht-unter-Kreditkarte erzählen, und das wäre, glaube ich, wirklich keine besonders gute Idee.
Ich möchte diese letzten kostbaren Augenblicke unserer Hochzeitsreise nicht mit einem albernen Streit verderben.
Aber wir sind doch verheiratet, schreit es dann in meinem Kopf. Wir sind Mann und Frau! Wir sollten keine Geheimnisse voreinander haben! Also gut, ich werde es ihm sagen. Jetzt sofort.
»Luke -«
»Moment«, fällt Luke mir mit schroffer Stimme ins Wort. »Becky, ich möchte mich bei dir entschuldigen.«
»Wie bitte?« Ich staune.
»Du hast gesagt, du hättest dich verändert. Du hast gesagt, du bist erwachsen geworden. Und... du hast Recht.« Er betrachtet seine Hände. »Ehrlich gesagt, hatte ich erwartet, dass du mit irgendeiner sündhaft teuren, wahnwitzigen Neuerwerbung ins Hotel zurückkommen würdest.«
Oh Gott.
»Ah ... Luke ...», wage ich mich voran. Ich schäme mich.» Luke runzelt die Stirn. »Da bist du zum ersten Mal in der Modehauptstadt der Welt und das Einzige, was du kaufst, ist ein Geschenk für mich. Becky, ich bin wirklich gerührt.« Er atmet schwer aus. »Chandra hatte Recht. Du hast wirklich einen schönen Geist.«
Schweigen. Das war mein Stichwort. Jetzt muss ich ihm die Wahrheit sagen.
Aber wie nur? Wie?
Wie soll ich ihm sagen, dass ich keinen schönen Geist habe, sondern nur einen ganz stinknormalen?
»Na ja...«Ich schlucke mehrfach. »Äh... weißt du. Es ist ja bloß ein Gürtel!«
»Für mich ist das nicht nur ein Gürtel«, sagt er leise. »Für mich ist er ein Symbol unserer Ehe.« Er ergreift meine Hände, hält sie einige Sekunden ganz fest und lächelt dann. »Tut mir Leid... Was wolltest du sagen?«
Ich könnte es immer noch beichten.
Ich könnte es noch schaffen.
»Ahm... also... ich wollte dir bloß erzählen... dass die Schnalle verstellbar ist.« Ich lächele ihn matt an, wende mich ab und tue, als würde mich die am Fenster vorbeiziehende Landschaft faszinieren.
Okay, ich habe also nicht die Wahrheit gesagt.
Aber zu meiner Verteidigung ist ja wohl zu sagen, dass ihm meine Neuerwerbung durchaus hätte auffallen können, wenn er mir nur ein bisschen besser zugehört hätte, als ich ihm neulich aus der Vogue vorlas. Ich meine, ist ja nicht so, als würde ich die Tasche vor ihm verstecken oder so. Ich sitze hier mit einem der am heißesten begehrten Statussymbole der Welt am Arm - und ihm fällt das überhaupt nicht auf!
Und außerdem war das jetzt das absolut allerallerletzte Mal, dass ich Luke anlüge. Von jetzt an gibt es keine Notlügen mehr, keine Halbwahrheiten, keine Schwindeleien! Wir werden eine perfekte Ehe fuhren, erfüllt von Ehrlichkeit und Vertrauen. Ja. Man wird uns und unseren harmonischen, liebevollen Umgang miteinander bewundern, und wir werden bekannt werden als »Das Paar, das -«
»Linate Airport!« Der Fahrer unterbricht mich in meinen Gedanken. Ich wende mich Luke zu. Ich bin so aufgeregt!
»Da wären wir«, sagt er und sieht mir in die Augen. »Möchtest du immer noch nach Hause?«
»Natürlich!«, antworte ich bestimmt und ignoriere das leichte Flattern in der
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