Vom Umtausch ausgeschlossen
eine »Sheer Finish«-Kompaktpuder-Dose von Bobbi Brown aus der Tasche hole.
»Haben Sie einen Hammer?«, erkundige ich mich. »Oder irgendetwas anderes Schweres?«
Silvia sieht mich an, als wäre ich jetzt restlos übergeschnappt.
»Irgendwas...« Da erblicke ich ein ziemlich massiv aussehendes Heftgerät auf dem Tresen. Ich schnappe es mir und prügele damit mit aller Gewalt auf die Puderdose ein.
»Oddio!«, schreit Silvia.
»Keine Panik!«, keuche ich. »Ich muss nur... ha!«
Die Dose ist in tausend Stücke zersprungen, und ich pule triumphierend eine Mastercard aus den Trümmern. Meine Alarmstufe-Rot-die-Welt-geht-unter-Kreditkarte. Von der weiß Luke wirklich absolut null Komma nichts. Es sei denn, er hat Röntgenaugen.
Die Idee, eine Kreditkarte in einer Puderdose zu verstecken, habe ich aus einem ausgezeichneten Artikel über richtiges Haushalten. Nicht, dass ich ein Problem mit dem Geldausgeben hätte oder so. Ich hatte allerdings in der Vergangenheit hin und wieder eine kleinere... Krise.
Und darum sprach mich diese Idee wirklich an. Der Trick ist, seine Kreditkarte irgendwo aufzubewahren, wo sie so extrem unzugänglich ist (zum Beispiel eingefroren in einem Eisblock oder in das Futter der Handtasche genäht), dass man automatisch viel Zeit hat, noch mal über den anstehenden Kauf nachzudenken. Mit dieser einfachen Taktik soll man die Ausgaben für unnötige Anschaffungen um bis zu 90 Prozent senken können!
Und ich muss sagen, es funktioniert! Das einzig Dumme ist, dass ich mir ständig neue Kompaktpuder kaufen muss, und das geht ein bisschen ins Geld.
»Bitteschön!«, sage ich und reiche Silvia die Karte. Silvia beäugt mich, als sei ich eine gemeingefährliche Geistesgestörte. Behutsam zieht sie die Karte durch den Automaten, und kaum eine Minute später unterschreibe ich den kleinen Zettel. Ich schiebe ihn zurück zu ihr, und sie lässt ihn in einer Schublade verschwinden.
Kleine Pause. Ich explodiere fast vor Vorfreude.
»Und... kann ich sie jetzt haben?«
»Hier, bitte«, sagt sie und reicht mir schmollend die cremefarbene Tasche.
Meine Finger umschließen die Kordelgriffe und ich empfinde reine, ungetrübte, an Seligkeit grenzende Freude. Sie ist mein.
Als ich am Abend zum Hotel zurückkehre, schwebe ich wie auf Wolken. Das war einer der schönsten Tage in meinem ganzen Leben. Ich habe den gesamten Nachmittag damit verbracht, mit meiner neue Engel-Tasche gut sichtbar an meiner Schulter platziert auf der Via Montenapoleone auf und ab zu flanieren... und alle haben sie bewundert! Nein, bewundert ist zu wenig gesagt... sie haben sie bestaunt. Ich kam mir plötzlich vor wie ein richtiger Star!
Ungefähr zwanzig Leute kamen auf mich zu und fragten mich, wo ich sie herhätte, und eine Frau mit Sonnenbrille, die ganz bestimmt ein italienischer Filmstar war, hat ihren Chauffeur zu mir geschickt und mir dreitausend Euro dafür geboten. Und das Beste war, ich habe gehört, wie die Leute dauernd sagten: »La ragazza con la borsa dely Angelo«. Was, soweit ich das verstehen kann, »Das Mädchen mit der Engel-Tasche« bedeutet. So haben sie mich genannt!
Ich schwebe also auf Wolke sieben durch die Drehtüren des Hotels ins Foyer, wo ich Luke an der Rezeption stehen sehe.
»Da bist du ja!«, ruft er erleichtert. »Ich habe mir schon langsam Sorgen gemacht! Unser Taxi ist hier.« Er drängt mich wieder hinaus aus dem Hotel und hinein in ein wartendes Taxi. Er schlägt die Tür zu, sagt »Linate Airport!« zum Fahrer, und schon schert der Wagen von einem Hupkonzert begleitet aus in den vorbeiströmenden Verkehr.
»Und, wie war dein Tag?«, frage ich und versuche, nicht zu sehr zusammenzuzucken, als wir fast von einem anderen Taxi gerammt werden. » Wie war das Meeting?»
»Sehr gut! Wenn wir die Arcodas-Gruppe als Kunden für uns gewinnen können, wäre das wirklich eine große Sache. Die Arcodas Gruppe expandiert derzeit in alle möglichen Richtungen. Extrem interessant.«
»Und... glaubst, dass ihr sie bekommt?«
»Wir werden sie ein bisschen umgarnen müssen. Wenn wir zurück sind, mache ich mich gleich daran, einen Schlachtplan zu entwerfen. Aber ich bin zuversichtlich. Sogar sehr zuversichtlich.«
»Prima!«, freue ich mich und strahle ihn an. »Und wie ging es mit deinen Haaren?«
»Meine Haare waren auch vollkommen in Ordnung.« Er lächelt verschmitzt. »Offen gestanden... habe ich nur Komplimente bekommen.«
»Siehst du!?«, triumphiere ich. »Habe ich doch gleich gesagt!«
»Und
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