Vom Umtausch ausgeschlossen
Magengegend.
Ich steige aus und strecke mich. Es wimmelt von Passagieren mit Gepäckwagen, und direkt über unseren Köpfen hebt mit ohrenbetäubendem Lärm ein Flugzeug ab.
Wir tun es. Wir tun es wirklich. In ein paar Stunden sind wir in London. Nach so vielen Monaten Hochzeitsreise.
»Ach, übrigens«, erzählt Luke. »Deine Mutter hat heute Nachmittag eine Nachricht auf meiner Mailbox hinterlassen. Sie wollte wissen, ob wir noch in Sri Lanka sind oder schon auf dem Weg nach Malaysia?«
Er zieht irgendwie komikermäßig die Augenbrauen hoch, und ich kann mir ein Kichern nicht verkneifen. Die werden vielleicht Augen machen! Mann, werden die sich freuen, uns zu sehen!
So, und jetzt bin ich wirklich restlos aufgeregt. Wie ein kleines Kind. Es geht los. Die letzte Etappe auf unserem Weg nach Hause!
4
Oh mein Gott. Wir haben es getan. Wir sind tatsächlich zurück! Wir haben wieder englischen Boden unter den Füßen.
Oder zumindest englischen Asphalt. Die letzte Nacht haben wir in einem Hotel verbracht, und jetzt sitzen wir in einem Mietwagen und fahren über die Straßen von Surrey schnurstracks zu Mum und Dad, um sie zu überraschen. In ungefähr zwei Minuten sind wir da!
Ich kann kaum stillsitzen vor lauter Aufregung, und haue mir dauernd mit der südamerikanischen Stammesmaske gegen das Knie. Ich sehe ihre Gesichter förmlich vor mir! Mum wird einfach nur strahlen, und Dad wird erst ziemlich erstaunt gucken und dann anfangen zu lächeln... Und dann werden wir durch Rauchwolken hindurch aufeinander zurennen...
Obwohl, eher unwahrscheinlich, dass da Rauchwolken sein werden. Das war in Die Eisenbahnkinder. Aber wie dem auch sei, es wird einfach absolut spitze. Das tollste Wiedersehen, das es je gegeben hat!
Offen gestanden glaube ich ja, dass es für Mum und Dad gar nicht so einfach war ohne mich. Ich bin schließlich ihr einziges Kind, und so lange sind wir vorher noch nie getrennt gewesen. Zehn lange Monate, in denen wir kaum Kontakt hatten.
Die machen ein Fass auf, wenn ich nach Hause komme!
Jetzt sind wir in Oxshott, der Stadt, in der ich aufgewachsen bin. Ich sehe aus dem Fenster hinaus auf die vertrauten Straßen, auf all die Häuser und Gärten, die ich kenne, seit ich ein kleines Mädchen war. Wir kommen an der kleinen Ladenzeile vorbei, die genauso aussieht wie immer. Der Typ im Zeitungskiosk sieht auf, als wir an der roten Ampel halten, und er winkt uns zu, als wäre es ein völlig normaler Tag. Es überrascht ihn offenbar gar nicht, mich hier zu sehen.
Ich bin fast ein Jahr lang weg gewesen, würde ich ihm am liebsten zurufen. Ich habe die Welt gesehen!
Wir biegen in die Mayfield Avenue ein, und jetzt mischt sich unter die Aufregung zum ersten Mal auch ein klein wenig Nervosität.
»Luke, hätten wir vielleicht doch besser anrufen sollen?«
»Zu spät«, antwortet Luke gelassen und blinkt nach links.
Jetzt sind wir schon fast in unserer Straße. Oh Gott. Ich werde total rappelig.
»Was, wenn sie wegen uns einen Herzinfarkt erleiden?«, frage ich panisch. »Was, wenn sie vor Schreck einen Schlaganfall bekommen?«
»Ich bin sicher, sie werden es überleben!«, lacht Luke. »Mach dir keine Gedanken.«
Elton Road. Hier wohnen meine Eltern. Wir fahren bis zu ihrem Haus. Wir sind da.
Luke lenkt den Wagen in die Einfahrt und schaltet den Motor aus. Einen Moment lang rührt sich keiner von uns.
»Alles klar?«, fragt Luke in die Stille hinein.
»Glaub schon!«, piepse ich.
Befangen steige ich aus und schlage die Autotür zu. Wir haben uns einen sonnigen Tag ausgesucht. In der Straße ist es ganz ruhig, abgesehen von ein bisschen Vogelgezwitscher und einem in der Ferne brummenden Rasenmäher.
Ich gehe auf die Haustür zu, zögere und sehe zu Luke. Der große Augenblick ist gekommen. Aufgeregt lege ich Jen Finger auf den Klingelknopf und drücke.
Nichts passiert.
Ich zögere - dann klingele ich noch einmal. Aber drinnen rührt sich nichts.
Sie sind nicht zu Hause.
Wie können meine Eltern nicht zu Hause sein?!?!
Empört betrachte ich die Tür. Wo zum Teufel sind meine Eltern? Ist ihnen denn nicht klar, dass ihre einzige, innig geliebte Tochter von ihrer Weltreise zurück ist?
»Komm, wir gehen einen Kaffee trinken und kommen später wieder«, schlägt Luke vor.
»Hmhm«, mache ich nur, da es mir schwer fällt, meine Enttäuschung zu verbergen.
Ach Mann, mein ganzer schöner Plan ist dahin! Ich war jetzt darauf eingerichtet, das große, gefühlsbeladene Wiedersehen durchzuziehen! Und
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